"Erster Deutscher Elektro-Mobil Kongress" in Bonn

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15 kWh für 100 Kilometer
Doch zurück zu den Batteriekosten: Nach Angaben von Siemens, das auf dem Kongress durch Prof. Gernot Spiegelberg vertreten war, kann man als Faustregel davon ausgehen, dass ein Mittelklasse-Elektroauto für 100 km Wegstrecke eine Batterie mit etwa 15 kWh Energieinhalt benötigt. Bei den verschiedenen Zahlen, die auf dem Kongress kursierten, ergeben sich demnach sehr unterschiedliche Preise für Elektroautos und somit höchst unterschiedliche Zukunftsszenarien. Wenn man zum Beispiel eine elektrische Reichweite von 150 km anstrebt, wäre nach Carolin Reicherts Annahme ein Batteriepreis von etwa 3500 Euro erreichbar. Bei der gängigeren Annahme von 300 Euro pro kWh müsste man von etwa 7000 Euro ausgehen. Dabei sind die übrigen Antriebskomponenten noch nicht einmal dabei, und beide Annahmen beziehen sich auf zukünftige Großserien, die noch Zukunftsmusik sind.

So lange es bei den Kosten für den Energiespeicher keine Einigkeit gibt, bleibt auch offen, welche Geschäftsmodelle auf die Anbieter und Kunden von Elektroautos zukommen. Bei hohen Preisen wird der individuelle Besitz eines Akkus wahrscheinlich zu teuer, sodass zum Beispiel eher Leasing-Konzepte zu erwarten wären. Konsequent weitergedacht stellt sich dann sogar die Frage, ob Car-Sharing-Konzepte attraktiver werden, wie sie Daimler derzeit in Ulm erprobt. Das Car2go-Konzept läuft auf ein Modell hinaus, bei dem sich viele Menschen ein Auto teilen, ohne aber wie bei üblichen Mietwagen­konzepten an nur wenige Abhol- und Rückgabeorte gebunden zu sein. An diesen Gedanken muss man sich gewöhnen, doch ein solches Modell würde die flexible Einbindung von Autos in eine Lade-Infrastruktur begünstigen.

Eine Million E-Autos bis 2020
Nicht nur bei den Batteriekosten gehen die Schätzungen weit auseinander, sondern auch bei der Anzahl von Elektrofahrzeugen, die bis 2020 auf Deutschlands Straßen fahren. Carolin Reichert hält bis dahin 2,4 Millionen Autos möglich, andere bremsen ein wenig: Dr. Wolf-Dieter Lukas, Leiter der Abteilung Schlüsseltechnologien beim Bundesforschungsministerium, wäre schon zufrieden, wenn bis 2020 eine Million Elektroautos auf dem Markt sind. Andererseits warnte Lukas davor, sich vom Wissensvorsprung einiger asiatische Anbieter entmutigen zu lassen.