"Erster Deutscher Elektro-Mobil Kongress" in Bonn

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Chinesische Muskelspiele
Zwar zeigt auch die geplante Kooperation von Volkswagen mit BYD, dass vor allem hinsichtlich der Batterietechnik die chinesischen Hersteller offenbar einen Vorsprung haben. Doch manche Erfolgs­meldung aus Asien hält Lukas für überzogen. Was gerne übersehen wird: Es gibt weltweit bisher keinen Automobilhersteller, der Langzeiterfahrungen mit Li-Ion-Batterien in Serien-Elektroautos nachweisen kann. Bei aller Begeisterung ist deswegen manchmal etwas Bodenhaftung sinnvoll. Serienerfahrungen haben tatsächlich vor allem kleine Anbieter, die das „Batterieproblem“ entweder durch ein extrem geringes Gewicht lösen, oder wie beim Tesla Roadster extrem hohen Kostenaufwand in Kauf nehmen.

Wo wird wie geladen?
Dr. Martin Wietschel vom Karlsruher Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung wies auf einige weitere Aspekte hin, die noch ungeklärt oder sogar widersprüchlich sind. So fragte er zum Beispiel, wie sich teure Ladestationen für den Betreiber und/oder Energieversorger rechnen sollen, wenn allein der Ladevorgang eines Fahrzeugs eine Ladesäule stundenlang blockiert. Die Alternative könnte zwar in Schnellladeverfahren bestehen, die aber in der Regel die Lebensdauer der Energiespeicher beeinträchtigen. Andererseits erscheint es etwas widersinnig, auf teure Schnellladekonzepte zu setzen, wenn Autos typischerweise lange stehen.

Tauschbatteriekonzepte wie das von Better Place hält Wietschel sogar für noch teurer als Ladestationen – zumal sie mit einem großen Flächenbedarf verbunden wären. Im Pausengespräch mit einem Teilnehmer kamen übrigens weitere Bedenken auf: Im Mercedes S 400 BlueHybrid zum Beispiel ist die Lithium-Ionen-Batterie flüssigkeits­gekühlt, um ein Überhitzen zu vermeiden. Ein solche Kühlung wäre bei einem Wechselkonzept schwer darstellbar. Auch was die Anzahl möglicher Ladezyklen betrifft, scheinen die Meinungen noch weit auseinander zu gehen. Ähnlich wie bereits bei den Batteriekosten zirkulieren derzeit laut Prof. Spiegelberg Zahlen zwischen 3000 und 10.000 möglichen Ladezyklen – was zeigt, dass schlicht Erfahrungswerte fehlen.