E-Motorrad Yadea Kemper: Schnelllader aus China mit österreichischem Einschlag

Im 40-kW-Elektrokrad geht Schnellladung vor Reichweite, das Design kommt von KTM-Gestalter Kiska. Ein deutsches Yadea-Händlernetz besteht schon.

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Yadea Kemper

(Bild: Yadea)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Yadea ist hierzulande noch weitgehend unbekannt, dabei handelt es sich um den drittgrößten Kraftradhersteller der Welt. Die chinesische Marke war bislang auf Elektroroller spezialisiert und baute allein letztes Jahr über fünf Millionen davon. Nun möchte sie auch im Elektromotorradmarkt mitspielen und präsentierte 2023 die Keeness für die Führerschein-A1-Kategorie. Für 2024 legt Yadea mit der Kemper nach, die mit deutlich mehr Leistung in der A2-Kategorie startet.

Zunächst einmal fällt die Kemper dadurch auf, dass sie nicht auffällt. Zumindest nicht als Elektromotorrad. Das eröffnet sich erst auf den zweiten Blick. Die Batterie wird geschickt durch eine Verkleidung versteckt und eigentlich verrät nur der fehlende Auspuff, dass die Kemper keinen Verbrennungsmotor hat. Die Optik ist gelungen und zeigt ein modernes Naked Bike. Hier war ein geschickter Designer am Werk und tatsächlich stammt sie aus der Feder von Gerald Kiska, der seit über 30 Jahren für alle KTM-Modelle verantwortlich ist.

Yadea Kemper (7 Bilder)

Yadea hat bislang zwar nur Elektroroller gebaut, aber es zum drittgrößten Kraftradhersteller der Welt gebracht. Jetzt bringen sie mit der Kemper ein Elektromotorrad.
(Bild: Yadea )

Eine kleine Maske mit zwei übereinander angeordneten LED-Spots prägt die Front, eine buckelige Tankattrappe lässt die Kemper kraftvoll erscheinen und das knappe Heck macht sie schlank. Die Verkleidung erscheint großflächig, ist aber als Kontrast mit feinen Rippen versehen. Die Schwinge suggeriert mit einem großen Loch Leichtigkeit, die Felgen zeigen filigrane Speichen.

Yadea wirbt auf seiner Website mit prominenten Zulieferern, so stammt die Upside-down-Gabel und das Federbein vom japanischen Spezialisten KYB, die Bremsen aus Italien von Brembo, das ABS und die Schlupfregelung von Bosch, die LED-Beleuchtung von Osram und die Kette von D.I.D. Richtig gelesen, die Kemper hat keinen leisen Zahnriemenantrieb zum Hinterrad, sondern eine Kette, den Grund nennt Yadea nicht. Der Elektromotor mit seinem angeflanschten, einstufigen Getriebe liegt zentral an der Schwingenachse und leistet 40 kW in der Spitze, als Dauerleistung liegen 23 kW an, was die Kemper für den Führerschein A2 (bis 35 kW) qualifiziert.

Auf Yadeas Website steht wörtlich: "Der neue 40-kW-Mittelmotor von YADEA beschleunigt bis zu 160 km/h, liefert ein maximales Raddrehmoment von 570 Nm und erreicht 100 km/h in nur 4,9 Sekunden". Die Drehmomentangabe erscheint uns ein bisschen zu hoch, um es vorsichtig auszudrücken, genauer wird Yadea das spätestens für einen Verkauf in Europa angeben müssen. Eine Schlupfregelung für den eher schmalen 150er-Hinterreifen ist schon bei deutlich weniger Kraft zwingend notwendig.

Die Fahrleistungen klingen für ein Elektromotorrad ordentlich, dürften aber die Reichweite massiv beschneiden, denn die Batterie verfügt über einen Energiegehalt von gerade mal 6,4 kWh. Das mag der Grund sein, warum Yadea keine Reichweite für die Kemper angibt.

Mal grob mit einem Verbrauch von rund 10 kWh/100 km überschlagen, ergibt sich eine rechnerische Reichweite von 60 km. Zum Vergleich: in der Zero DSR/X aus den USA steckt eine 17,3-kWh-Batterie, mit der sie bei einem Verbrauch von 10,8 kWh im Sommer 130 bis 160 Kilometer schafft. Dass die Zero etwas kräftiger und schwerer ist, senkt den Verbrauch kaum, weil er beim Motorrad vor allem von der (lausigen) Aerodynamik abhängt.

Die 320-Volt-Batterie stammt vom chinesischen Hersteller CATL, der etwa ein Drittel aller Traktionsbatterien für Elektroautos produziert. Sie verfügt über 100 Lithium-Eisenphosphat-Zellen, die ohne das teure Kobalt und Nickel auskommen. Yadea verspricht eine Haltbarkeit von 8000 Ladezyklen und über 70 Prozent Kapazität nach 3000 Ladezyklen. Leider verrät der Hersteller nicht das Gewicht der Kemper, mit der kleinen Batterie dürfte sie aber bei unter 200 kg bleiben.