DGB vermisst soziale Verantwortung bei Nokia

Rumäniens Sozialistenchef kritisiert derweil deutsche Politiker, da sie in ihren Äußerungen zur Schließung des Nokia-Werks in in "diskriminierendem und arrogantem Ton" über die Qualität rumänischer Arbeiter gesprochen hätten.

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Von
  • dpa

Der Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat den Beschäftigten des zur Schließung anstehenden Nokia-Werkes in Bochum seine Unterstützung zugesagt. In einer Solidaritätsadresse verurteilte die DGB-Spitze am Dienstag das Vorgehen des Unternehmens. Die Art und Weise, die Beschäftigten über die Werksschließung zu informieren, lässt nach DGB-Auffassung "die soziale Verantwortung auf Unternehmensseite vermissen". Es sei ein Irrglaube, die Rendite durch die Standortverlagerung vergrößern zu können. Der DGB-Bundesvorstand fordert das Nokia-Management auf, am Standort Bochum festzuhalten und erwartet von der Politik Unterstützung für den Erhalt der bedrohten Arbeitsplätze.

Während die Polizei die Teilnehmer an der heutigen Protestveranstaltung gegen die Schließung des Bochumer Nokia-Werks auf rund 15-000 bezifferte, sprachen die Organisatoren von "deutlich mehr" Demonstranten ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Im Vorfeld der Großdemonstration waren rund 20.000 Menschen erwartet worden.

Der sozialistische Oppositionsführer Rumäniens, Mircea Geoana, hat derweil Äußerungen deutscher Politiker zur Schließung des Nokia-Werks in Bochum scharf kritisiert. Es sei in "diskriminierendem und arrogantem Ton" über die Qualität rumänischer Arbeiter gesprochen worden, sagte der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Rumäniens (PSD) am Dienstag bei einer Parteiversammlung im siebenbürgischen Cluj (Klausenburg). Es sei der Verdienst des rumänischen Ausbildungswesens, dass Rumänien Investoren anziehe, betonte Geoana.

Der PSD-Chef bezog sich auf Aussagen des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU), der unter anderem gesagt hatte, rumänische Arbeiter seien nicht qualifizierter als deutsche. Darüber hatten auch rumänische Medien berichtet. Nokia will am 11. Februar in Jucu bei Cluj mit der Produktion von Mobiltelefonen beginnen. Die dort neu gebaute Fabrik soll bis Ende dieses Jahres 1000 Arbeiter beschäftigen und nach Erweiterungen bis 2009 insgesamt 3500 Angestellte haben.

Zur geplanten Schließung des Nokia-Werks in Bochum siehe auch:

(dpa) / (jk)