Medien beklagen Behinderung durch Behörden in Beijing

Reporter aus dem Ausland und von chinesischen Medien sind nach Angaben des internationalen Journalistenverbandes bei den olympischen Spielen weiter Beeinträchtigungen durch chinesische Behörden ausgesetzt.

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Während sich deutsche Athleten meist vergeblich mühen und der Konkurrenz hinterher schwimmen, rudern oder fahren, wird den chinesischen Behörden weiterhin massive Behinderung der freien Berichterstattung vorgeworfen. So beklagt der Internationale Journalistenverband (IFJ), dass die Behörden die Journalisten bei der Arbeit überwachen und diese so behindern. Die olympischen Funktionäre, die sich vorwerfen lassen müssen, vor den Chinesen in zentralen Fragen eingeknickt zu sein, wollen die Vorwürfe "prüfen".

Die Vorwürfe der IFJ gründen sich auf Berichte betroffener Journalisten. Danach sollen Sicherheitskräfte in Zivil in den vergangenen Tagen mehreren Reportern gefolgt sein. Dabei seien die Journalisten und ihre Notizblöcke fotografiert worden. Sicherheitskräfte waren am Wochenende unter anderem eingeschritten, als Reporter aus dem Ausland und Hongkong vor dem olympischen Pressezentrum einen wütenden Pekinger befragten, der sich über eine zu geringe Entschädigung für den Abriss seines Hauses beklagte. Sie machten Aufnahmen von allen anwesenden Reportern, anschließend wurde der Demonstrant abgeführt.

Diese Form der Einschüchterung widerspreche dem Grundsatz der Pressefreiheit, kritisiert die Organisation. "Das ist eine nicht akzeptable Beeinträchtigung der Arbeit von Journalisten", moniert IFJ-Generalsekretär Aidan White. "Der Quellenschutz ist ein Eckpfeiler der Pressefreiheit. Diese Vorgänge zeigen die komplette Missachtung dieser Prinzipien durch die chinesischen Behörden." Der mit 600.000 Mitgliedern in 100 Ländern weltgrößte Journalistenverband forderte die Behörden auf, die Pressefreiheit zu respektieren.

Das IOC will nun weitere Vorwürfe untersuchen, wonach Aufzeichnungen chinesischer Reporter beschlagnahmt wurden, die im Mordfall Todd Bachman recherchierten. Der Schwiegervater des US-amerikanischen Volleyball-Trainers war mit seiner Frau und einer Dolmetscherin am historischen Trommelturm von einem Chinesen angegriffen worden. Der 62-jährige Amerikaner starb noch vor Ort, seine Frau konnte in einer mehrstündigen Operation gerettet werden.

Auf einer Pressekonferenz der Herren-Volleyballmannschaft hatten einige chinesische Journalisten Fragen über die Ermordung Bachmans gestellt. Anschließend seien sie von Offiziellen angesprochen und ihre Aufzeichnungen beschlagnahmt worden, berichtet die Londoner Times in ihrer Online-Ausgabe. Offenbar solle die Verbindung des Mordfalls zu Olympia heruntergespielt werden, um das Image der Spiele nicht zu beeinträchtigen. So seien Hinweise auf die Verbindung des Opfers zum US-Team wieder aus den Nachrichten verschwunden.

Beamte in Zivil und Uniform sind zahlreich in der Olympiastadt unterwegs und begleiten nicht nur Journalisten auf Schritt und Tritt. Wo immer ein Kamerateam oder Bildreporter versucht, jenseits der Parteilinie zu arbeiten, können die Journalisten sicher sein, die für Beijing 2008 schon typische Aufnahme zu machen: Irgendeine chinesische Hand reckt sich gegen das Objektiv und versucht, die Aufnahme zu verhindern.

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(vbr)