SCO vs. Linux: Programmierer am Feierabend

Ein ehemaliger SCO-Programmierer war in seiner Freizeit offenbar mit Billigung seiner Vorgesetzten an der Entwicklung des Linux-Kernels beteiligt.

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Von
  • Detlef Borchers

Nach einer von SCO bestätigten Darstellung war die Internet-Anbindung der Firma 36 Stunden lang gestört. Abseits der nicht endgültig geklärten Frage, wie die offensichtliche Attacke zustande kam, wirft die Auskunft von Jeff Carlton, IT-Verantwortlicher bei der SCO Group, ein interessantes Licht auf die Firma, die in den Augen mancher Beobachter nur noch mit juristischen Händeln beschäftigt ist. Gemäß der Darstellung von Carlton konnten in den 36 Stunden 33.000 ein- und ausgehende Mails nicht zugestellt werden. Basierend auf dem Schätzwert, dass die SCO Group ihren 300 Angestellten 25.000 Dollar Lohn pro Stunde zahlt, geht Carlton von einem Schaden von mindestens 300.000 Dollar aus, der durch die gestörte Nutzung des Produktivmittels Computer entstanden sei. Das von der Attacke getroffene Intranet habe zur Halbierung der Arbeitsproduktivität der SCO-Crew geführt.

Möglicherweise konnten die Angestellten jedoch abseits der Firma in Projekten produktiv werden. So berichten die unermüdlichen Forscher von Groklaw über die Aktivitäten des ehemaligen SCO-Programmierers Tigran Aivazian, der in seiner Freizeit mithalf, die Multiprozessor-Unterstützung des Linux-Kernel zu entwickeln. Seine Vorgesetzten wussten von diesem Engagement und billigten es ausdrücklich. Diese Sicht der Dinge steht im Widerspruch zur offiziellen Aussage der SCO-Group, bei der Arbeit am Projekt Monterey von IBM hintergangen worden zu sein. Monterey war der von der "alten SCO" und IBM unternommene, doch letztlich abgebrochene Versuch, eine Unix-Version für Intels 64-Bit-Plattform zu entwickeln.

Was immer die SCO Group in ihrer Auseinandersetzung mit IBM an Beweisen vortragen kann, wird sich am 23. Januar kommenden Jahres zeigen. Gestern wurde die von Richterin Brooke Wells unterzeichnete Anordnung veröffentlicht, nach der SCO im Januar die von IBM geforderten Beweise vorbringen muss oder anderenfalls eidesstattliche Erklärungen, warum die Beweise nicht vorliegen. Alle anderen Anträge, etwa die von SCO zur Vorlage von weiterem IBM-Material, sind bis zur Anhörung am 23. Januar ausgesetzt worden.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:

(Detlef Borchers) / (uma)