AllofMP3 kündigt Wiedereröffnung an
Die Nemesis der Musikindustrie sieht sich durch den Freispruch ihres Ex-Chefs offenbar bestärkt und will ihren umstrittenen Musikladen wieder öffnen.
Offenbar bestärkt durch den Freispruch seines Ex-Chefs will der russische Musikladen AllofMP3 weitermachen. "Der Dienst wird wieder aufgenommen", heißt es seit einigen Tagen im Blog auf den Presseseiten des Anbieters, der derzeit wieder unter der russischen Domain allofmp3.ru erreichbar ist. Danach soll es in "absehbarer Zukunft" weitergehen. Derzeit arbeite man daran, dass der Zugang zu den Kundenkontos und die Möglichkeit, Guthaben aufzuladen, wiederhergestellt werden und den Musikverkauf wieder aufzunehmen. Über weitere Einzelheiten ist nichts bekannt.
Die Nemesis der westlichen Musikkonzerne ist offenbar nicht unterzukriegen. AllofMP3 hatte unter anderem Ärger mit Plattenfirmen, Verwertungsgesellschaften und Kreditkartenanbietern. Der umstrittene russische Musikshop sorgte auf höchster politischer Ebene für Gesprächsstoff und gilt als ein möglicher Stolperstein bei den Verhandlungen über den Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation WTO. Trotz der zahlreichen Anfeindungen hatten das Unternehmen hinter AllofMP3, Media Services, stets darauf bestanden, mit einer russischen Verwertungsgesellschaft gültige Verträge zu haben und nach heimischem Recht völlig legal zu operieren.
Das sahen zum Schluss auch die russischen Behörden anders. AllofMP3 ging nach zunehmendem Druck vom Netz und verlagerte seine Geschäftstätigkeit offenbar auf einen Netzklon. Die Moskauer Staatsanwaltschaft erhob wegen Verstößen gegen das Urheberrecht Anklage gegen den Ex-Chef von Media Services, Denis Kvasov, und forderte drei Jahre Haft. Zum Missfallen der internationalen Phonoverbände sprach ihn das Gericht aus Mangel an Beweisen frei.
Auch wenn die Musikindustrie immer noch von der Illegalität des Portals auch nach russischem Recht überzeugt ist und eine Korrektur des Urteils in der Berufung erwartet, nimmt AllofMP3 den Moskauer Richterspruch offenbar als Startschuss für die Wiedereröffnung.
Zu den Hintergründen der AllofMP3-Schließung und zum umstrittenen russischen Musik-Download-Markt siehe auch den Artikel in c't 16/2007:
Zu den Auseinandersetzungen um AllofMP3, MP3Sparks und Alltunes siehe auch:
- Moskauer Gericht spricht ehemaligen AllofMP3-Chef frei
- Russische Staatsanwaltschaft fordert drei Jahre Haft für AllofMP3-Chef
- Visa muss Zahlungen für russischen Download-Dienst auch weiterhin abwickeln
- AllofMP3-Clone MP3Sparks nicht erreichbar
- Website des umstrittenen russischen Musikdiscounters AllofMP3 - halbwegs - geschlossen
- Dauer-Wartungsarbeiten bei AllofMP3.com
- AllofMP3.com weist Vorwürfe der Musikindustrie zurück
- Londoner Polizei schreitet gegen Handel mit AllofMP3.com-Gutschriften ein
- Russland sieht Probleme bei Verschärfung des Urheberrechts
- Französische Verwertungsgesellschaft klagt gegen AllofMP3.com
- Kaum noch Zahlungsmöglichkeiten bei AllofMP3
- Will ein Investor AllofMP3.com legalisieren?
- US-Plattenlabel verklagen AllofMP3.com auf Schadensersatz
- Fehler im Abrechnungssystem von AllofMP3
- Allofmp3.com gibt nicht auf
- Weitere dänische Provider sperren Zugang zu AllofMP3
- Die Tage von Allofmp3.com scheinen gezählt
- Dänischer Provider hält AllofMP3-Sperre aufrecht
- Dänische Provider wehren sich gegen AllofMP3-Sperre
- Urteil: Dänischer Provider Tele2 muss Zugang zu AllofMP3 blockieren
- AllofMP3 wehrt sich gegen "Diskriminierung" durch Kreditkartenfirmen [Update]
- Umstrittene Musiksite Allofmp3 geht in die Offensive
- AllofMP3.com-Betreiber wehrt sich gegen Vorwürfe aus den USA
- Britischer Phono-Verband verklagt Allofmp3
- BIEM hält AllofMp3.com für illegal
- Politikum AllofMP3
- Rätselraten um russisches Musikportal AllofMP3
- Abmahnungen wegen Links auf AllofMP3
- Musikindustrie will Allofmp3.com tabuisieren
- Die Auseinandersetzung um das Urheberrecht in der digitalen Welt