Audi A8 TFSI e Plug-in-Hybrid im Fahrbericht: Speicherausbau für mehr Reichweite

Audi hat den A8 PHEV mit einer 17,9-kWh-Batterie ausgestattet. Damit erhöht sich die elektrische Reichweite, doch das nächste Upgrade ist schon absehbar.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Audi A8 TFSI e

Im A8 TFSI e verbaut Audi inzwischen ein zweiphasiges Ladegerät. Damit kann die maximale Ladeleistung auch an einer handelsüblichen, privaten Wallbox genutzt werden.

(Bild: Audi)

Lesezeit: 6 Min.
Von
Inhaltsverzeichnis

Audi vollzieht mit einer Aktualisierung des A8 PHEV einen Schritt, den wir in diesem Jahr noch häufiger sehen werden: Plug-in-Hybride bekommen Batterien mit einem höheren Energiegehalt. Diese Entwicklung vollziehen die Hersteller nicht ganz freiwillig, und sie wird auf Kante genäht. Die Förderbedingungen für die 0,5-Prozent-Besteuerungsregel von Dienstwagen wurden gerade angezogen, und weitere Verschärfungen drohen.

Bislang war es so: Die Vorgaben des Gesetzgebers sind erfüllt, wenn der Plug-in-Hybrid mindestens 40 km rein elektrisch am Stück schafft oder maximal 50 Gramm CO₂ je Kilometer ausstößt. Seit 1. Januar dieses Jahres liegt die Mindest-E-Reichweite bei 60 km, doch noch gilt als Ausweg auch die CO₂-Grenze. Sie dürfte spätestens im kommenden Jahr Geschichte sein, denn die Ampel-Koalitionäre haben sich eine Neuregelung vorgenommen. Deshalb wird nun vielerorts die Batteriegröße so justiert, dass die PHEV-Modelle zumindest im Zyklus 60 km schaffen. So auch bei Audi, die eine E-Reichweite von 54 bis 60 km im WLTP nennen.

Dafür wurde die Struktur innerhalb der Batterie umgestellt. Statt Pouch-Zellen werden 104 prismatische Zellen in 13 Modulen eingebaut. Der Netto-Energiegehalt steigt damit von 11,3 auf 14,4 kWh. Audi baut damit nicht mehr ein, als für die Einhaltung der absehbaren Förderung notwendig ist. Mercedes geht mit der S-Klasse einen anderen Weg: Dort ist die Batterie mit 28,6 kWh (brutto) fast 11 kWh größer als im A8, dessen Speicher brutto 17,9 kWh fasst. Spätestens im Herbst 2023 muss Audi mit dieser Vorgehensweise das nächste Update nachschieben, denn ab dem 1. Januar 2024 steigt die Mindestreichweite im E-Modus auf 80 km. Die muss ein PHEV dann schaffen, ansonsten kann die private Nutzung eines Dienstwagens nicht mehr mit 0,5 Prozent versteuert werden.

Mercedes ist auch an anderer Stelle mit dem Plug-in-Hybrid in der S-Klasse in Führung gegangen. Die Batterie lässt sich dort serienmäßig mit 11 kW AC und 60 kW DC laden. Davon bleibt Audi auch nach der Überarbeitung weit entfernt. Bei 7,4 kW an Wechselstrom ist Schluss. Immerhin ist das Ladegerät zweiphasig ausgelegt. Mit einer geförderten Wallbox lässt sich das maximale Ladetempo so auch in der heimischen Garage nutzen.


Wallboxen mit 11 kW im Preisvergleich

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.


Die beiden Antriebe bleiben unverändert: Der 2,9-Liter-V6 der Baureihe EA839 bekommt einen E-Motor an die Seite gestellt. Obwohl die Einzelleistungen der beiden mit 250 und 100 kW gleich bleibt, steigt die Systemleistung von 330 auf 340 kW. Vermutlich hat Audi die interne Übersetzung leicht verändert, sodass sich die kombinierte Leistung näher am rechnerischen Maximum bewegt. An den zuvor schon hervorragenden Fahrleistung ändert diese Verschiebung im Bereich der Messtoleranzen nichts: Im Standardsprint werden nach wie vor 4,9 Sekunden genannt, bei 250 km/h ist Schluss. Die Luxuslimousine ist mit dem Plug-in-Hybrid bestens ausgestattet, was den Fahreindruck angeht. Auch in dieser Hinsicht verwöhnte Fahrer werden hier kaum klagen, bei Bedarf beschleunigt der schwere Wagen sehr druckvoll, auch auf der Autobahn.

Für eine verlässliche Aussage zum Verbrauch war diese Ausfahrt zu kurz. So können wir nur eine erste Tendenz liefern: Der Bordrechner zeigte am Ende 6,7 Liter und 12,8 kWh an, wobei die Strecke zu einem Drittel über die Autobahn ging – dort waren wir nur einmal kurz bei mehr als 150 km/h. Andernorts wird er aussortiert, Audi führt ihn im A8 ein: Einen Modus, in dem die Batterie über den Verbrenner befüllt wird. Das Tempo ist allerdings recht beschaulich, Audi spricht von etwa einem Prozent pro gefahrenem Kilometer in diesem Modus. Energetisch ist das keine gute Idee, das weiß man auch in Ingolstadt. Doch Audi skizziert ein Szenario für diesen Modus. Wenn das Ziel einer Reise in einer Zone liegt, die mit dem Verbrenner nicht mehr befahren werden darf, erreicht der A8 PHEV es auch dann, wenn zuvor keine Möglichkeit bestand, extern zu laden. Möge jeder urteilen, ob das diese Idee rechtfertigt.

Audi A8 TFSI e (11 Bilder)

Der aktuelle Audi A8 ist seit 2017 im Handel. Im vergangenen Jahr ...

Für fast alle A8-Modelle bietet Audi ein vorausschauendes Aktivfahrwerk an. Eine Kamera erkennt Unebenheiten und bereitet die Dämpfer entsprechend vor. In dem Diesel- und Hybridmodell gibt es diese fast 5500 Euro teure Option nicht. Der Federungskomfort hat im Plug-in-Hybrid nicht ganz die Klasse, die im A8-Benziner für viel Geld möglich ist, wobei es auch hier keinen Grund zur Klage gibt. Auch der Plug-in-Hybrid dämpft und federt exzellent, hinzu kommt die in diesem Segment übliche, hervorragende Geräuschdämmung. Der A8 ist eine Limousine mit hohem Komfort.

Mit aktivierter Zielführung liefert das Auto Tipps für einen geringen Verbrauch. Aus Topografie, Tempolimits und Verkehrsdaten errechnet die Elektronik eine Strategie zur optimalen Nutzung der Batterie. Das führt so weit, dass das Gaspedal vibriert, wenn der Fahrer den Fuß heben soll. In den Tiefen des Infotainmentsystems ist das abschaltbar – dafür werden viele dankbar sein. Im Laufe des Jahres könnte noch autonomes Fahren auf Level 3 hinzukommen, allerdings vorerst mit den gleichen Einschränkungen wie bei der Konkurrenz. Der Autopilot übernimmt in einem Anwendungsfall die Steuerung der Fahrt, der Fahrer muss allerdings stets bereit sein, einzugreifen, wenn der Rechner nicht mehr weiterweiß. Das maximale Tempo liegt bei 60 km/h. Einen Aufpreis nennt Audi noch nicht, aber mit einem Schnäppchen sollte und wird wohl auch niemand rechnen.

Der aktuelle A8 ist seit 2017 auf dem Markt. Mercedes hat vor zwei Jahren eine neue S-Klasse vorgestellt, bei BMW laufen derzeit die letzten Vorbereitungen für den nächsten 7er. Audi hat konstruktiv damit binnen Jahresfrist das älteste Auto in diesem Dreikampf. Eine schlechte Wahl ist die Limousine deswegen trotzdem nicht, immerhin wird hier ein Komfortniveau geboten, das nicht viel Konkurrenz hat. Die Verarbeitung war im Testwagen tadellos, die Materialauswahl erstklassig. Das kann der Kunde auch erwarten, schließlich stellt Audi für einen A8 TFSI e mindestens 108.950 Euro in Rechnung.

(mfz)