3GSM: Hohe Roaming-Preise sollen Hotspot-Geschäft wiederbeleben

Im Windschatten hoher Roaming-Tarife beim Mobilfunk versuchen manche Unternehmen auf erstaunliche Weise ihr GlĂĽck.

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Im Windschatten hoher Roaming-Tarife beim Mobilfunk versuchen manche Unternehmen auf erstaunliche Weise ihr Glück. Die britische Firma RabbitPoint präsentiert auf der 3GSM ihr Vorhaben, ein europaweites Netz von Hotspots (RabbitPoints) aufzuziehen. Über diese soll dann mit WLAN-Handys günstig telefoniert werden. Dass andere Hotspot-Projekte mit hohen Rollout-Kosten zu kämpfen haben und auf Grund der daraus resultierenden Tarife kaum Kunden gewinnen, weiß man auch bei RabbitPoint. Daher sollen andere Finanzierung und Risiko übernehmen und dafür eine Umsatzbeteiligung erhalten.

Gesucht werden derzeit vor allem "Agents", die Dritte dazu bewegen, in ihren Räumlichkeiten "Cellpoints" (WLAN-Hotspots) aufzustellen und RabbitPoint-Verträge sowie RabbitMobiles (WLAN-Handys, später auch GSM und WLAN) zu verkaufen. Der Agent soll die Cellpoints und Handys bei RabbitPoint erwerben und an die Cellpoint-Betreiber weiterveräußern, welcher sie schließlich an Endkunden verkauft. Der Cellpoint-Betreiber muss natürlich auch für eine Breitbandanbindung sorgen. Das kleinste Agenten-Paket besteht aus fünf Hotspots und 15 Handys und kostet etwa 4.500 Euro. Agent und Hotspot-Betreiber sollen Umsatzbeteiligungen erhalten. Detaillierte Angaben dazu waren bei der Firma bislang nicht zu finden.

Endkunden können mit den WLAN-Handys in der Reichweite eines beliebigen Cellpoints oder eines eigenen, privaten Acces-Points aktiv telefonieren und (derzeit nur unter britischen Ortsnetznummern) angerufen werden. Netzinterne Gespräche und eingehende Anrufe sind gratis, für Verbindungen in öffentliche Netze fallen Minutengebühren an. In der monatlichen Grundgebühr von umgerechnet rund 15 Euro sind etwa 4,40 Euro Gesprächsguthaben enthalten. Vergleichsweise günstig nehmen sich die gut 10 Euro aus, die für das Versprechen unlimitierten Internet-Zugangs im Rahmen von RabbitSurf verlangt werden.

Auf der Website von RabbitPoint werden über 6.600 Hotspots angezeigt – allerdings handelt es sich dabei hauptsächlich um Zugangspunkte kommerzieller Anbieter, für deren Nutzung zusätzliche Gebühren anfallen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es bislang keinen echten RabbitPoint.

Mit dem gescheiterten britischen Mobilfunkanbieter Rabbit ist RabbitPoint nicht zu verwechseln. Die Hutchison-Whampoa-Tochter Rabbit hatte ab 1992 in Großbritannien etwa 12.000 so genannte "Telepoints" installiert, aber nur 10.000 Kunden gewonnen. Diese konnten im Umkreis der Telepoints (maximal 100 Meter) mit Schnurlostelefonen (CT2-Standard) ausgehende Telefongespräche absetzen. Handover zwischen den Zugangspunkten waren nicht möglich. Wie einigen noch kleineren Konkurrenten war Rabbit jedoch kein langes Dasein beschieden.

Zum 3GSM World Congress 2006 siehe auch:

(Daniel AJ Sokolov) / (jk)