Das Jahr 2016 und seine autonomen Fahrzeuge

30 Jahre nach Einstellung der TV-Serie Knight Rider forderte ein selbstfahrender Tesla erstmals ein Todesopfer. Mit dieser und vielen anderen Meldungen wurden autonome Fahrzeuge 2016 endgültig zum Mainstream-Thema. heise online blickt zurück.

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KITT

1986 wurde die letzte Folge der TV-Serie Knight Rider im US-Fernsehen uraufgeführt.

(Bild: K.I.T.T.1982 CC-BY-SA 3.0 Unported<br>)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Wie üblich begann das Jahr 2016 mit der CES in Las Vegas. Inzwischen trifft sich dort auch die Autobranche, und bezüglich autonomer Fahrzeuge ist die CES schon wichtiger geworden als die überschneidend stattfindende Detroit Auto Show.

Statt Bling-Bling gab es kurz darauf intensive Fachdiskussionen auf dem 95. Jahrestreffen des Transportation Research Bord in Washington, DC. Noah Goodall will selbstfahrenden Autos mit Risikomanagement eine Art Roboterethik einflößen, während die Psychologin Natasha Merat auf Interfaces am Fahrzeugäußeren drängt.

Autonome Autos kommen (28 Bilder)

Im Herbst 2015 stattete Tesla sein Model S per Software-Update mit einem Autopiloten aus.
(Bild: Tesla)
Vom vernetzten zum autonomen Auto

Diese Schnittstellen zu erarbeiten wird nicht leicht. Der deutsche Forscher Malte Risto hat nachgewiesen, dass Verhalten und Körpersprache der Menschen regional sehr unterschiedlich sind. Mobile Verkehrsroboter müssen sich aber überall mit Fußgängern und Radfahrern verständigen können. Das hat sich beim EU-Projekt CityMobil2 gezeigt. In dessen Rahmen wurden Pilotversuche mit selbstfahrenden Shuttles in sieben europäischen Städten durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass soziale Erkenntnisse wichtiger sind als technische.

In einem Gespräch mit heise online im Juli kritisierte Projektkoordinator Adriano Alessandrini übrigens Deutschland. Es verzögere bei selbstfahrenden Autos, um den klassischen Autosektor zu schützen. Andere Weltregionen würden das nutzen, um aufzuholen; Europa drohe, die Führung bei autonomen Autobussen an Kalifornien zu verlieren.

Eine Metastudie zeigte auf, dass alle Studien einen Anstieg der Fahrleistung durch selbstfahrende Autos vorhersagen. Durch Carsharing könnte das noch verstärkt werden, wenn weniger Autos mehr Verkehr erzeugen. Der Soziologe Andreas Knie fordert daher ein Verbot von Privatautos.

Für die Verkehrssicherheit sollen Funkschnittstellen für KFZ verpflichtend werden, was russische Behörden gleich für einen Killswitch ausnutzen wollen. Aus Sicht der IT-Sicherheit, die Regierungen und Autobauern wichtig ist, erhöht indes jede zusätzliche Schnittstelle das Risiko.

Der Verkehrssicherheit dient es, wenn das autonome Auto genau weiß, wo es ist. Satellitenhilfe alleine reicht da nicht. In New Orleans fand heise online ein Kamerasystem für Fahrzeugunterboden, das der Straße Fingerabdrücke abnimmt. Am MIT horcht man mit einem Bodenradar noch tiefer. Doch all das hilft nur bedingt, weil das Hauptproblem nicht Gummiräder, sondern zwei Beine hat. Dennoch hat Mercedes die eigenen Kunden im Fokus.

Die Kamera fotografiert laufend die Straße, damit der Computer den genauen Ort wiedererkennen kann.

(Bild: SwRI)

Dieses Jahr gingen unter anderem Uber, Lyft, Nutonomy und Apple mit Vorhaben für autonome Fahrzeuge an die Öffentlichkeit. In Kalifornien stieß Uber auf unerwarteten Widerstand. Tesla verbietet übrigens den Einsatz seiner Wagen für kommerzielle Beförderung – der Hersteller will selbst daran verdienen.

Google teste in Kalifornien und anderswo fleißig weiter und wagte sich sogar schon in den Regen. Googles lenkradfreies Modell wird hingegen vorerst nicht weiterentwickelt. Ende Oktober musste Comma.ai seinen Nachrüstsatz für herkömmliche Hondas vom US-Markt nehmen und will sich nun auf offeneren Märkte engagieren, etwa in China. Das kanadische Unternehmen Blackberry verabschiedete sich aus der Handyproduktion und investiert nun ebenfalls in die Entwicklung von Software für autonome Fahrzeuge.

Das Googlemobil hat vorerst keine Zukunft. Alphabet rüstet lieber traditionellere Autos auf.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Baden-Württemberg will Pilotregion für autonomes Fahren werden, in München sollen 2017 autonome BMWs fahren – auch wenn die Bayern ebenso wie Ford erst 2021 in die Serienproduktion einsteigen möchten. Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will mit automatischem Einparken loslegen. In der Schweiz rollen bereits autonome E-Busse, und in Österreich erlaubt eine neue Verordnung bestimmte Testfahrten. Die Niederlande streben unterdessen nach großen Feldversuchen mit menschenfreien Fahrzeugen.

Nach etwa 130 Millionen mit Autopilot zurückgelegten Meilen passierte einem Tesla im Juni ein Unfall mit Todesopfer. Der Autopilot des Tesla S hielt einen Lastwagen-Anhänger für einen Überkopfwegweiser und wollte darunter durchbrausen [–] mit überhöhter Geschwindigkeit. Für den Insassen war das tödlich.

Später wurde eine Reihe weniger tragischer Tesla-Autopilot-Unfälle bekannt. In Deutschland wurden teilautonome Teslas als "erhebliche Verkehrsgefährdung" erkannt. Das Unternehmen soll zudem nicht mehr mit "Autopilot" werben. Was Autopiloten genau machen, ist übrigens kaum zu durchschauen.

Mit Prof. Hermann Winner sprach heise online über den gigantischen Testaufwand für selbstfahrende Fahrzeuge:

Beim 33C3 schloss sich der Jahreskreis. Auch dort wurden die ethischen Herausforderungen rund um autonome Kfz erörtert. Über den Datenschutz wird indes noch relativ wenig gesprochen. Dabei beträfe das keineswegs nur die "Fahrer", sondern mehr noch unbeteiligte Dritte. Denn die Autos der Zukunft drohen in nomadische Überwachungsroboter auszuarten.

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(ds)