Test BMW X3 30e: SUV mit Plug-in-Hybridantrieb lädt nur gemächlich

Seite 2: Ladetempo, Lautstärke, Fahrwerk

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Eine der größten Schwächen des X3 30e bleibt die Entscheidung von BMW, die maximale Ladeleistung auf 3,7 kW zu beschränken. Egal, wie die Ladeinfrastruktur aufgestellt ist: Der X3 braucht so mindestens rund 3 Stunden und 40 Minuten, um eine leere Batterie komplett zu füllen. Das Facelift wäre eine gute Gelegenheit gewesen, hier endlich einzugreifen, doch BMW ließ sie verstreichen. Das ist ausgesprochen schade, weil man so im Alltag nicht einfach beispielsweise beim Einkaufen eine nennenswerte Reichweite nachladen kann.

Abseits der Nachfüll-Überlegungen stellt der Plug-in-Hybrid im X3 einen höchst angenehme Antriebsquelle dar. Die Leistung reicht allemal, um selbst diesen schweren Brocken behände durch die Gegend zu schubsen. Ob nun Überholen auf der Landstraße oder Einfädeln auf eine gut besuchte Autobahn ansteht: Mit diesem Antrieb ist der X3 souverän motorisiert. Selbst oberhalb von 160 km/h geht es noch zügig voran. Für die meisten Zwecke täte es sehr viel weniger fraglos auch. Vielleicht kommt BMW ja noch auf die Idee, den Antriebsstrang des 320e in das SUV zu packen.

Für eine Erdung kann es mitunter ziemlich günstig sein, sich Hilfe von außen zu holen. Einer meiner liebsten Nachbarn brauchte spontan einen Fahrer. Eine gute Gelegenheit, dem Testwagen wieder ein paar Kilometer aufzubrummen. Auf der Landstraße setzte er an, mich zu fragen, warum ich denn so langsam fahre – und stoppte im Satz, nachdem er auf den Tacho gesehen hatte. Anschließender Kommentar: "Das Auto ist doch von der Blitzerindustrie gebaut worden!" Gemeint ist schlicht und ergreifend: Der X3 ist so leise, dass man, kommend beispielsweise aus (s)einem Ford Edge, das Empfinden für die aktuelle Geschwindigkeit neu einpegeln sollte. Im Testwagen war das Dämmglas eingebaut. Es kostet unverändert 200 Euro Aufpreis und sei hiermit wärmstens empfohlen.

Test BMW X3 30e innen (17 Bilder)

Das Armaturenbrett vor der Überarbeitung ist unter anderem daran zu erkennen, dass die Temperatur über Drehregler verstellt wird.
(Bild: Florian Pillau)

Sehr gelungen ist auch die Fahrwerksabstimmung, die hier viel harmonischer wirkt als im X2 25e, den wir ein paar Monate zuvor bewegt haben. Auch der X3 ist grundsätzlich straff abgestimmt – kein Vergleich zum DS7 (Test) – aber er fängt die Spitzen von Unebenheiten viel gekonnter ab als der X2. Zusammen mit der wunderbar direkten, unauffällig mitteilsamen Lenkung beherrscht das große SUV Komfort ebenso wie flotte Fahrweise.

Einschränken muss der Hybridfahrer sich bei Tank- und Kofferraumvolumen. Der Spritbehälter fasst mit 50 ganze 15 Liter weniger als in einem X3 mit Vierzylinder-Benziner. Beim Kofferraum ist der Einschnitt ebenfalls erheblich. Als PHEV nimmt er 450 Liter auf, in die anderen Modelle passen 550 Liter.

Der Rest des seit 2017 gebauten X3 ist wohlbekannt – und gut. Das SUV bietet ausreichend Platz, wenngleich es mit einem ähnlich großen Seat Tarraco in dieser Hinsicht nicht mithalten kann. Verarbeitung und Materialien sind erstklassig, nichts in diesem Auto wirkt fragil oder übertrieben billig. Das Infotainmentsystem arbeitet zügig und lässt sich trotz einer enormen Menge an Funktionen vergleichsweise einfach bedienen. Die Sprachsteuerung bleibt hinter Mercedes zurück, doch die restlichen Konkurrenten steckt BMW mit dem aktuellen Niveau locker in die Tasche. Das Facelift hat keinen Wechsel auf das brandneue OS8 mitgebracht, aber über die reguläre Aktualisierung kamen ein paar Funktionen hinzu.

Natürlich finden sich mit etwas Suchen durchaus Kritikpunkte. Das Kombiinstrument hat BMW in der Vergangenheit schon übersichtlicher gestaltet – der gegenläufige Tacho ist auch nach 14 Tagen irgendwie zwar anders, aber nicht besser. Im Navigationsmenü lässt sich die rechte Hälfte des Bildschirms abtrennen, aber nur für weitere Navi-Hinweise nutzen – und leider eben nicht beispielsweise für Bordcomputer oder Radio.

Gut möglich jedoch, dass ich in diesem weit verzweigten System etwas übersehen habe, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass das bei BMW schon einmal machbar war. Allerdings offenbart solche Kritik im Detail auch, dass ein Hersteller es dem Tester nicht ganz einfach macht, Nörgelansätze aufzuspüren. Und für Kunden und Interessenten ist das ja keine schlechte Nachricht.

Das Fahrzeug wurde von BMW gestellt, Kosten für Überführung und Fahrenergie wurden von der Redaktion übernommen.