Lkw der Zukunft: Batterien, Wasserstoff oder Oberleitung?

Seite 2: Akkus und schnelles Laden

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Aktuell stehen nur Ladeleistungen im Bereich von 150 bis 250 kW in den Datenblättern der Lkw. Doch selbst die für Autos gedachten CCS-Ladesäulen sind bereits auf bis zu 350 kW ausgelegt. Und ein internationales Konsortium arbeitet bereits an der nächsten Generation des CCS-Standards: das Megawatt Charging System.

Dessen Eckdaten: 1.250 Volt und 3.000 Ampere. Damit ließen sich rechnerisch bis zu 3,75 Megawatt in die Akkus pumpen. Am Fahrzeug müssen dafür die Komponenten stärker gekühlt werden. Und die Ladeparks sollen mit eigenen Umspannwerken das Mittelspannungsnetz (10 bis 30 Kilovolt) direkt anzapfen.

Das System soll sich sowohl automatisch als auch manuell bedienen lassen. Kabel und Stecker dürfen also nicht so schwer werden, dass sie kein Mensch mehr handhaben kann. Eine weitere Herausforderung: Die bereits heute oft überfüllten Rastplätze müssen so ausgebaut werden, dass jeder Lkw zuverlässig einen Ladeplatz bekommt.

Das Fraunhofer ISI hat ausgerechnet, wie viele solcher Standorte für ein flächendeckendes Ladenetz in Deutschland nötig wären: 142 bei einem Abstand von 100 Kilometern, 262 bei 50 Kilometern. Die EU-Kommission strebt einen Abstand von 60 Kilometern entlang der europäischen Verkehrsachsen an. Mit ihrem Fit-for-55-Programm will sie ihre Mitgliedsländer per Verordnung verpflichten, ein entsprechend dichtes Netz aufzubauen.

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Die ersten vier Standorte in Deutschland sind bereits geplant: Im Rahmen des Projekts HoLa sollen zwei Megawatt-Charger entlang der A2 sowie zwei weitere in Logistikzentren in Dortmund und Berlin getestet werden.

Beim Mercedes eActros verteilt sich der Antrieb über das ganze Fahrzeug: Unter dem Führerhaus sitzt die Leistungselektronik, zwischen den Achsen befinden sich die Batterien und hinten die E-Motoren.

(Bild: Daimler Truck)

Doch wäre es nicht viel praktischer, die Akkus an solchen Stationen gleich komplett auszutauschen? Diese Idee ist nicht neu. Es gab öffentlich geförderte Projekte wie "Routecharge" oder "CellSwap", doch nach deren Abschluss wurde es still.

Kein Wunder: Für ein Ökosystem aus Wechselakkus müssten sich die Hersteller auf einen Speicher-Standard einigen. Damit würden sie ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal aus der Hand geben. Zudem müssten deutlich mehr teure Batterien als Fahrzeuge im Umlauf sein, was Kosten und Rohstoffbedarf in die Höhe treibt.

In China hingegen ist das Thema wieder aktuell: Der Hersteller Geely hat eine Testflotte von Betonmischern mit 3,2 Tonnen schweren Wechselakkus à 280 kWh ausgerüstet. Eine Wechselstation muss laut Geely nur acht Austauschakkus vorhalten, um 50 Fahrzeuge zu versorgen.