Lovelace, Hopper, Hamilton & Co.: Wie kluge Frauen die Tech-Welt beeinfluss(t)en

Seite 11: Frauen in der IT: Eher trübe Aussichten in der Gegenwart

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Die genannten Beispiele spiegeln nur einen Bruchteil der Leistungen wider, durch Frauen die Informationsbranche in den vergangenen zwei Jahrhunderten vorangebracht haben.

Schaut man auf die IT der Gegenwart in Deutschland, stellt sich im Hinblick auf den Frauenanteil allerdings eine eher Ernüchterung ein. Mit 17,5 Prozent liegt er laut einer Statistik von Eurostat insbesondere Deutschland noch unter dem europäischen Durchschnitt – und der ist mit 18,5 Prozent ohnehin schon alles andere als berauschend. Obendrein hat sich der Anteil von Frauen in der IT in Deutschland in den letzten Jahren laut derselben Statistik kaum verändert.

Immerhin: Der Anteil von Frauen in MINT-Studiengängen ist etwa in Baden-Württemberg seit 1990 um zehn Prozent auf 31 Prozent gestiegen. Betrachtet man die veröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamts BW allerdings genauer, wird deutlich: Der Zuwachs betrifft vor allem die Bereiche Mathematik und Naturwissenschaften. Gerade im Fach Informatik waren Frauen im Wintersemester 2020/21 mit einem Anteil von rund 20 Prozent ähnlich unterrepräsentiert wie in den Vorjahren.

Die Gründe für die niedrigen Zahlen sind wissenschaftlich kaum beleuchtet. Einige Experten verorten das Problem in der Erziehung von Kindern: Jungen, so die These, würden von Eltern noch immer viel häufiger ermuntert, sich mit technischem Spielzeug zu beschäftigen, als es bei Mädchen der Fall ist. In Kindergarten und Grundschulen seien Heranwachsenden wiederum vorwiegend mit (selbst entsprechend vorgeprägten) weiblichen Lehrenden konfrontiert, so dass auch hier der Bereich Technik oft zu kurz komme.

Obendrein berichten Informatikerinnen von toxischen Arbeitsumgebungen in Teilen der Branche. Frauen würden regelmäßig unterschätzt und von männlichen Kollegen nicht respektiert; auch würden ihnen oft Aufgaben zugeteilt, für die sie eigentlich überqualifiziert seien. Dass solche und ähnliche Arbeitsbedingungen technisch interessierte Frauen – und damit sicherlich auch manches vielversprechende IT-Talent – abschrecken, dürfte wohl jedem einleuchten.

(ovw)