Lovelace, Hopper, Hamilton & Co.: Wie kluge Frauen die Tech-Welt beeinfluss(t)en

Seite 3: Hedy Lamarr: Leinwandstar mit Erfindergeist

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Knappe 100 Jahre nach Ada Lovelace erblickte in Wien Hedwig Eva Maria Kiesler 1914 als Kind jüdischer Eltern das Licht der Welt. Heute ist sie vor allem unter ihrem späteren Künstlernamen Hedy Lamarr bekannt. Ihre Leidenschaft galt der Schauspielerei, und als sie nach kurzer, unglücklicher Ehe mit dem Waffenfabrikanten Fritz Mandl 1937 erst nach Frankreich und später nach London ging, war sie bereits eine gefeierte Mimin. Später avancierte sie zum Hollywood-Star.

Zusätzlich zu ihrem Hauptberuf interessierte sich Lamar allerdings zeitlebens auch für Technik. 1940 wurde diese für sie zumindest für eine Weile gar zum Beruf: Sie entwickelte zusammen mit dem Komponisten George Antheil ein System, mit dem sich bis zu 16 selbstspielende Klaviere und ein Film per Fernsteuerung untereinander synchronisieren ließen. Dieses Prinzip baute sie vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges kurze Zeit später für die US Navy und die Alliierten aus. Sie erfand so eine Fernsteuerung für Torpedos, die resilient gegen Angreifer sein sollte, welche die Flugbahn aus der Ferne zu manipulieren versuchten. Lamarrs patentiertes Konzept fußt dabei auf dem Prinzip des Frequenzsprungverfahrens. In diesem wechseln Sender wie Empfänger auf Basis zuvor definierter Regeln während des Betriebes die Frequenzen, so dass es für Angreifer schwieriger wird, die Kommunikation gezielt zu stören.

Moderne Funktechnologien wie WLAN oder Bluetooth wären ohne das Frequenzsprungverfahren völlig undenkbar. Wohl auch deshalb gilt Lamarr heute manchem als "Lady WiFi" oder "Lady Bluetooth". Diese Sichtweise ist allerdings stark vereinfacht. Denn das Verfahren geht nicht auf Lamarr zurück, sondern existierte bereits, als sie mit ihrer Tüftelei begann. Zudem betrachtete die Navy Lamarrs Konzept nur als mäßig ausgereift und in Teilen noch sehr vage. Das erklärt, wieso die US Navy Lamarrs Erfindung nicht im Zweiten Weltkrieg, sondern erst Jahrzehnte später in überarbeiteter Form zum Einsatz brachte.

Vielseitig talentiert: Hedy Lamarr war Hollywoodstar und Erfinderin.

(Bild: Wikimedia Commons / Public Domain)

Dass die US-Streitkräfte Lamarrs Erfindung dennoch öffentlich zelebrierten, hatte andere, wenn auch nicht weniger relevante Gründe: In der Informationslogik des Krieges war eine österreichische Schauspielerin, die sich aktiv gegen Hitler und die Nazis stellte, in Sachen Propaganda selbstredend Gold wert. Einen Platz in der Liste bedeutender Frauen der Technik-Welt verdient sie damit einerseits für ihre Erfindungen, andererseits aber auch für ihr entschlossenes öffentlichkeitswirksames Auftreten gegen den Nationalsozialismus.