Fußball-WM: Zur EM wird alles anders

Die Eintrittskarten für die Fußball-Europameisterschaft, die 2008 in Österreich und der Schweiz ausgetragen wird, werden ohne aufwendige Personalisierung ausgegeben. Eine sichere EM sei auch ohne Datenerfassung aller Zuschauer möglich.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Eintrittskarten für die Fußball-Europameisterschaft, die 2008 in Österreich und der Schweiz ausgetragen wird, werden ohne aufwendige Personalisierung ausgegeben. Dies erklärte Martin Kallen, Geschäftsführer der von der UEFA veranstalteten Euro 2008 am Rande der Fußball-WM. Kallen charakterisierte das deutsche Verfahren als problembeladen, da es zu technisch und zu detailliert sei. Bei der Europameisterschaft soll ausschließlich der Käufer der EM-Tickets seine Personalien angeben. Er soll dann in der Folge für alle Eintrittskarten verantwortlich sein, die er erworben hat. Im Gegensatz zur WM soll es bei der EM nur eine Verlosungsrunde geben. Außerdem werden die Tickets nach einem einfacheren Schlüssel verteilt: Jedes Land erhält pro Länderspiel seines Teams 20 Prozent der verfügbaren Tickets, während 37 Prozent in den freien Verkauf gehen soll. Mit rund 30 Prozent erhalten die Sponsoren wesentlich weniger Tickets als bei der Weltmeisterschaft. Der Kartenvorverkauf soll im Frühjahr 2007 über das Internet erfolgen.

Die aufwendige Personalisierung und besonders das Umschreiben erworbener WM-Tickets haben sich nach Einschätzung von Kallen nicht bewährt. "Es hat sich unserer Ansicht nach gezeigt, dass die Kontrolle mit den Identitätspapieren nicht funktioniert", erklärte der Schweizer. "Die Umschreiberei ist für den normalen Fan zu kompliziert. Es ist zwar eine gute Idee, aber in der Praxis nicht durchführbar. Die Stadien werden dadurch nicht sicherer." Eine sichere EM sei auch ohne Datenerfassung aller Zuschauer möglich, meinte Kallen.

Demgegenüber bezeichnete der für das Ticketing verantwortliche Vize-Präsident des WM-Organisationskomitees, Horst R. Schmidt, das System als "Erfolgsstory". Nach Schmidts Angaben seien die Stadien in den ersten 29 Spielen zu 99,7 Prozent besetzt gewesen und alle Spiele ausverkauft. Nur beim Spiel Niederlande gegen Serbien-Montenegro in Leipzig seien über 1000 Plätze leer geblieben, "aus Gründen, die das OK nicht mehr nachvollziehen kann". Schmidt musste einräumen, dass bei einigen Spielen 250 bis 300 der vor Ort registrierten "Volunteers" auf leere Plätze gesetzt werden, die die WM-Sponsoren nicht füllen konnten und für die sie die Tickets nicht rechtzeitig zurückgegaben.

Nach Angaben von Schmidt werden pro Spiel 500 bis 1000 Besucher kontrolliert, ob sie die rechtmäßigen Besitzer der Eintrittskarten sind. Diese Kontrollen sollen bislang reibungslos verlaufen. Eine Ausnahme sei das Spiel in Stuttgart zwischen Frankreich und der Schweiz gewesen, bei dem die Elektronik ausfiel und der Eintritt manuell kontrolliert werden musste.

Zur Sicherheit, Technik und zum Datenschutz bei der Fußball-WM 2006 siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)