Intel plant angeblich Hardware-Plattform für 100-Dollar-PCs

Spekulativen Berichten zufolge will Intel Ende 2008 ein kompaktes Mainboard mit lüfterlos kühlbarem "Diamondville"-Prozessor vorstellen, das in Billig-PCs für Entwicklungs- und Schwellenländer zum Einsatz kommen soll.

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Unter dem Codenamen "Shelton'08" arbeitet Intel nach Berichten der asiatischen Online-Dienste HKEPC.com und Digitimes an einer Hardware-Kombination (Plattform) für 100-Dollar-PCs. Dabei soll der 45-Nanometer-Prozessor namens Diamondville fest verlötet auf einem kompakten Mainboard mit einem älteren Chipsatz von Intel (945GC) oder dem SiS671 kooperieren. Ähnliche Boards, für die Intel beharrlich nicht die von VIA geprägte Bezeichung Mini ITX verwendet, baut Intel schon seit einigen Jahren für die extrem preisempfindlichen Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dem 2004 gesichteten D845GVSH (Shelton) folgte in diesem Jahr das D201GLY mit SiS662, das auch in Deutschland zu Preisen ab etwa 50 Euro erhältlich ist.

Auf der HKEPC-Webseite ist eine offenbar nicht zur Veröffentlichung bestimmte Präsentationsfolie von Intel zu sehen, die einige technische Details von Shelton'08 preisgibt – außer den bereits genannten Informationen erwähnt Intel SATA- und IDE-Ports sowie USB als Schnittstellen. Anscheinend ist aber kein (DVI-)Anschluss für digitale Monitore geplant.

Die Möglichkeit zur lüfterlosen Kühlung soll laut Intel die Fertigungskosten kompletter Shelton'08-Rechner senken, auch weil die Gehäuse kleiner sein können. Die Plattform könnte sich demnach auch für Thin Clients eignen. Ausdrücklich erwähnt Intel den Ersatz der herkömmlichen Festplatte durch 2 bis 4 GByte (bootfähigen) USB-Flash-Speicher, wie er etwa auch beim Eee PC von Asus zum Einsatz kommt.

Mit dem Diamondville-Prozessor will Intel das Ultra-Billig-Preissegment von Notebooks und Desktop-Rechnern erobern. Hier ist zurzeit vor allem die Firma VIA Technologies mit dem C7 aktiv. AMD hält beziehungsweise hielt mit den Geode-GX- und Geode-LX-Prozessoren dagegen, die auch im OLPC/XO stecken. Mittlerweile hat AMD das PIC-Know-how aber an Data Evolution verkauft und setzt unter anderem auf Transmeta-Technik, die wiederum auf das Microsoft-Projekt FlexGo zielt. Außerdem hat AMD das DTX-Format für kompakte und preiswerte Desktop-PCs mit Standardprozessoren vorgestellt.

Bisher hat AMD offenbar keinen attraktiven AMD64-Prozessorkern im Portfolio, dessen Die so wenig Siliziumfläche belegt, dass er preislich mit den Lowcost-Chips von VIA oder Intels kommendem Silverthorne konkurrieren könnte. (Diamondville soll eine Billig-Variante des 45-nm-Silverthorne sein.) Zudem fehlt es AMD bisher wahrscheinlich an Fertigungskapazität, um riesige Mengen billiger x86-Prozessoren liefern zu können – die Firma Intel hingegen will 2008 vier 45-nm-Werke in Betrieb haben, die sie auch auslasten muss.

Ab 2009 will AMD den sparsamen und kompakten Kern Bobcat ins Rennen schicken, auch als Fusion in Kombination mit einem Grafikchip. Wenn bei Intel ebenfalls alles nach Plan läuft, konkurriert Bobcat dann mit der Moorestown-Plattform.

Intel-Chef Otellini misst der Einführung des Silverthorne enorme Bedeutung zu. Die schnell wachsenden Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern sind für AMD und Intel sehr wichtig, um weiter hohes Wachstum zu gewährleisten. Alleine die in zwei Jahren geplante Produktionsstückzahl des XO von rund 100 Millionen Stück übersteigt den heutigen Notebook-Weltmarkt deutlich. Die heute noch vergleichsweise teuren UMPCs sollen nach Intels Vorstellungen zu MIDs werden, die dank Linux als Betriebssystem und sparsamer, winziger x86-Prozessoren in den Preisbereich um 200 US-Dollar vordringen. Varianten der darin eingesetzten Chips kommen dann in billigen Notebooks und Desktop-PCs wie dem Eee PC zum Einsatz. (ciw)