Kultur der Angst

Eine Studie zeigt massive Mängel im HR-Management vieler Unternehmen auf. So sind Überlastung und eine "Kultur der Angst" offenbar an der Tagesordnung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 63 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Eine Studie, bei der die Unternehmensberatung Rochus Mummert herausfinden wollte, welche Einfluss das HR-Management auf den Unternehmenserfolg hat, offenbart große Defizite in den Firmen und vor allem in ihrer Unternehmenskultur. So berichten 40 Prozent der rund 1.000 Arbeitnehmer und 50 HR-Führungskräfte von einer Atmosphäre der allgemeinen Unsicherheit in ihrem Unternehmen, 20 Prozent gar von einer "Kultur der Angst". Jeder zweite Beschäftigte fürchtet sich davor, einen Fehler zu begehen, jeder Dritte scheut vor Konflikten mit dem Chef zurück, 36 Prozent haben ständig den drohenden Jobverlust vor Augen – trotz einer konjunkturell durchaus robusten Lage.

(Bild: Rochus Mummert)

Man sei von den Ergebnissen überrascht, so Dr. Hans Schlipat, Studienleiter und Managing Partner der Rochus-Mummert-Gruppe. Sie hätten große Schwächen in der Führungs- und Leistungskultur vieler Firmen offenbart: "Die Ergebnisse sollten den Unternehmen zu denken geben".

Die Angst-Kultur, die in vielen Firmen herrscht, wirkt sich negativ auf die Arbeitsleistung der Mitarbeiter und das kollegiale Miteinander im Büro aus. Sechs von zehn Befragten berichten von Stresssymptomen wie Reizbarkeit und Nervosität, die sie bei sich selbst oder den Kollegen beobachtet haben. 35 geben zu, innerlich gekündigt zu haben. Jeder sechste Mitarbeiter hat eine "Angst vor der Angst" entwickelt und wird als anfällig für Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch im beruflichen Umfeld eingestuft.

(Bild: Rochus Mummert)

Der Ausgleich im privaten Umfeld fällt oft aus, denn von einer ausgewogenen Work-Life-Balance sind die meisten Arbeitnehmer in Deutschland weit entfernt: 28 Prozent der Arbeitnehmer kommen den HR-Führungskräften zufolge auch an "normalen" Arbeitstagen nicht vor 18 Uhr nach Hause und wegen des hohen Arbeitsaufkommens sind Überstunden die Regel. Bei knapp der Hälfte der Befragten fällt der Feierabend häufig aus, weil wichtige Aufgaben erst kurz vor dem eigentlichen Dienstschluss auf ihrem Schreibtisch landen. Bei 41 Prozent sind vor allem Engpässe aufgrund von Krankheits- oder Urlaubstagen anderer Kollegen der häufigste Grund für Überstunden. Jeder vierte Arbeitnehmer beklagt, dass Meetings am Nachmittag oft den pünktlichen Feierabend verhindern. Das Problem ist in den Chefetagen bekannt: Acht von zehn Unternehmen geben zu, ihren Angestellten keinen wirklichen Einklang von Arbeits- und Privatleben bieten zu können. ()