Neuer Streit um Nummernportierung in Österreich

Die kleinen Mobilfunk-Netzbetreiber tele.ring und 3 werfen den großen Anbietern Mobilkom und T-Mobile Austria vor, rechtswidrige Methoden einzusetzen, um wechselwillige User zu halten.

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In Österreich gibt es wieder Streit um die Portierung von Mobilfunk-Rufnummern (MNP). Die kleinen Mobilfunk-Netzbetreiber tele.ring und 3 werfen den großen Anbietern Mobilkom und T-Mobile Austria vor, rechtswidrige Methoden einzusetzen, um wechselwillige User zu halten. Der Export von Mobilkom- und T-Mobile-Nummern wird demnach absichtlich verzögert. Die beiden Branchenführer weisen die Vorwürfe von sich.

Will ein Mobilfunk-Nutzer seine Rufnummer samt Vorwahl zu einem anderen Anbieter portieren, fordert er in der Regel mit Hilfe seines neuen Anbieters zunächst die so genannte Nummernübertragungsverordnungsinformation (NÜV-Info, kostet maximal 4 Euro) an. Darin wird der Kunde über die Exportgebühr (maximal 15 Euro), die Mindest-Restlaufzeit des Vertrags und die ausständigen Grundgebühren informiert. Erst nach Erhalt der NÜV-Info kann der Auftrag zur Nummernportierung erteilt werden.

Die Nummernübertragungsverordnung schreibt vor, dass die NÜV-Info "unverzüglich" erteilt werden muss. Die Regulierungsbehörde hatte Strafen auferlegt, wenn in mehr als fünf Prozent der Fälle mehr als 30 Minuten verstreichen. Neue Bescheidentwürfe sehen nun unterschiedliche Pönaleregeln je Netzbetreiber vor (One und tele.ring zehn Minuten mit Überschreitung in maximal fünf Prozent der Fälle, Mobilkom und T-Mobile 30 Minuten mit 7,5 Prozent Toleranz). Tele.ring und 3 wehren sich und fordern gleiches Recht für alle bei maximal zehn Minuten. Die für Großkundenportierungen vorgesehene Frist von drei Tagen wird nicht beanstandet.

tele.ring will mit Statistiken belegen, dass Mobilkom und T-Mobile NÜV-Infos für die Rufnummernportierung nicht unverzüglich, sondern absichtlich verzögert übermitteln [Klicken für vergrößerte Ansicht]

Statistiken sollen belegen, dass Mobilkom und T-Mobile bereits bisher NÜV-Infos nicht unverzüglich, sondern absichtlich verzögert übermitteln. Mobilkom braucht laut tele.ring mindestens 19 Minuten, während alle andere Netzbetreiber es innerhalb weniger Sekunden bis Minuten schaffen (siehe Grafik). "Dazu ist anzumerken, dass es sich beim Antwortverhalten von Mobilkom nicht um ein reguläres – unverzügliches – handelt, sondern der dringende Verdacht besteht, dass es hier zu einer gewollten Verzögerung kommt", schreibt tele.ring in einer Stellungnahme an die Regulierungsbehörde. Dass praktisch alle Antworten zwischen 20 und 25 Minuten dauern, deute "auf ein automatisiertes Delay mit einem Zufalls-Faktor hin." One bestätigte auf Anfrage, dass die veröffentlichten Statistiken mit den eigenen Messwerten übereinstimmten.

Auch 3 schlägt in dieselbe Kerbe und berichtet, dass T-Mobile zwar in den ersten vier Monaten nach Einführung die angeforderten Daten innerhalb weniger Sekunden übermittelt habe. Seither würden jedoch 70 Prozent der Antworten knapp 20 Minuten benötigen. "Ein Betreiber, der die Antwortzeiten durch entsprechende Systemmanipulationen künstlich hochschraubt, verletzt seine gesetzlichen Verpflichtungen (...) eklatant", meint 3.

In der Branche gilt es als offenes Geheimnis, dass Mobilkom und T-Mobile die so gewonnene Zeit nutzen, um wechselwilligen Kunden telefonisch oder per SMS spezielle Angebote zu unterbreiten. Verschiedene Leser haben heise online bereits davon berichtet, dass Mobilkom bei einem angezeigten Wechsel zu tele.ring einen Formel-10-ähnlichen Tarif angeboten hätte. Das Verhalten von T-Mobile könnte indes so interpretiert werden, dass "schlechte Kunden" sofort abgewickelt, "guten Kunden" aber besondere Offerten gemacht werden. Außerdem reduzieren lange Antwortzeiten die generelle Attraktivität der Nummernportierung und sorgen für geringes Interesse bei Händlern, Portierungen aktiv zu bewerben.

"Die Dauer der Antwortzeiten bewegt sich in einer Bandbreite, die aus der komplexen Systemlandschaft, aber auch der Qualitätssicherung resultiert", nahm Mobilkom Austria auf Anfrage von heise online Stellung, "Es sind auch keine Beschwerden durch Kunden in Bezug auf die Wartezeit bekannt." Die vorgegebenen Fristen würden eingehalten. T-Mobile sagte: "Wir halten uns natürlich an die gesetzlichen Vorgaben. Die Erfahrung hat gezeigt, dass für die Erstellung und Übermittlung der NÜV-Information bis zu 30 Minuten nötig sind. Der Grund liegt darin, dass bestimmte Kundengruppen (insbesondere Großkunden....) eine manuelle Bearbeitung zur Erstellung der NÜV-Information erforderlich machen."

Die Regulierungsbehörde wird ihre Bescheide in den nächsten Wochen erlassen, Anfechtungen beim Verwaltungsgerichtshof sind wieder einmal absehbar.

Zum Thema MNP in Österreich siehe auch:

(Daniel AJ Sokolov) / (jk)