OECD-Bericht kritisiert Akademikermangel in Deutschland

In Deutschland studieren laut einem neuen Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung weniger Menschen eines Jahrgangs als in anderen Ländern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 249 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Der Trend, dass Deutschland beim Anteil an Hochschulabsolventen hinter andere Länder wie die USA, Japan und die skandinavischen Staaten zurückfällt, hält weiter an. Das geht laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung aus einer weiteren Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Der Bericht "Bildung auf einen Blick" werde heute vorgestellt.

In Deutschland studieren demnach derzeit etwas mehr als ein Drittel eines Jahrgangs, einen Hochschulabschluss erlangen weniger als 25 Prozent. Im OECD-Mittel lag der Akademikeranteil dagegen 2004 bereits bei 35 Prozent, in vielen Staaten sind Studienanfängerquoten von mehr als 60 Prozent üblich, schreibt die Zeitung. In Deutschland habe in den vergangenen Jahren fast jeder vierte Hochschüler sein Studium abgebrochen, die Abbrecherzahlen seien insbesondere in Informatik und den Ingenieurwissenschaften hoch gewesen. Offenbar sinkt aber nun die Zahl der Abbrecher in den neuen, kürzeren Bachelor-Angeboten.

Der Anteil von Absolventen der Fächer Ingenieur- und Naturwissenschaften ist mit mehr als 30 Prozent höher als in anderen Ländern, zeigt laut Bericht eine Analyse des Hochschulinformations-Systems (HIS) und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). In den USA liege der Anteil von Absolventen in dieser Fächergruppe nur bei 15 Prozent. Weil aber in Deutschland weniger junge Menschen überhaupt ein Studium aufnähmen, sei die absolute Zahl der Ingenieure und Naturwissenschaftler dennoch gering.

Ende Juni sorgte ein anderer OECD-Bericht für weitere Argumente in der Diskussion um den insbesondere von der Wirtschaft beklagten Fachkräftemangel. Darin hieß es, es sei Zeit zu handeln, wenn die Bundesregierung einem gravierenden Fachkräftemangel vorbeugen wolle. Vor allem für Hochqualifizierte könne es "nötig sein, schon heute die Zuwanderung zu erleichtern, um kurzfristig den Bedarf des Arbeitsmarktes zu befriedigen". Ende vergangener Woche kündigte Bundesarbeitsminister Franz Müntefering an, den deutschen Arbeitsmarkt für Ingenieure aus Osteuropa vorzeitig zu öffnen. EU-Kommissar Franco Frattini will mithilfe einer "Blue Card" hochqualifizierten Fachkräften aus Drittländern eine schnelle Arbeitserlaubnis für die EU beschaffen. Der Vorschlag traf auf geteilte Meinungen.

Zu den gegenwärtigen Klagen vieler Branchen und besonders der IT-Firmen über Facharbeitermangel siehe auch den Hintergrundbericht in c't:

  • Gefühlter Mangel, Wie viele Informatiker braucht die Wirtschaft?, c't 16/07, S. 78

Zu dem Thema siehe auch:

Siehe auch:

  • heise jobs, Stellenanzeigenbörse sowie aktuelle Berichterstattung und Hintergrundartikel zum Arbeitsmarkt, der Ausbildungssituation und den Gehaltsstrukturen der Hightech-Branchen

(anw)