SCO vs. Linux: SCO setzt Kopfgeld auf Wurm-Autor aus [2. Update]

Unterdessen beginnen die Diskussionen, wer hinter dem Wurm steckt, der eine DDoS-Attacke auf die in juristische Auseinandersetzungen um angeblich geklauten Unix-Code in Linux verwickelte SCO auslösen soll.

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Von
  • Detlef Borchers

Die SCO Group hat eine Belohnung für sachdienliche Hinweise auf den Autor des MaDoom/Novarg-Virus ausgelobt. Der Mail-Wurm Novarg oder Mydoom, der Windows-Rechner befällt, verbreitet sich gegenwärtig rasant im Internet -- unter anderem versucht er wie einige Mimail-Varianten, eine DoS-Attacke zu starten, dieses Mal auf die Server der SCO Group. Die Firma ist momentan in Rechtsstreitigkeiten vor allem mit IBM und mit Novell verwickelt über Vorwürfe, im Linux-Kernel befinde sich unzulässigerweise Code aus Unix System V, auf das SCO die Copyrights beansprucht. Es gab schon in der Vergangenheit DoS-Angriffe auf die SCO-Webserver, die die Firma in Zusammenhang mit diesen juristischen Auseinandersetzungen brachte.

Der Virus startet auf infizierten Computern am 1. Februar eine DDoS-Attacke gegen SCO.COM, die 12 Tage lang anhalten soll. Damit stört er die Geschäfte der SCO Group und befreundeter Firmen zu einem kritischen Zeitpunkt, steht doch die zweite Anhörung in der Klage gegen IBM um die Verletztung von Geschäftsgeheimnissen unmittelbar bevor. Auch die Auseinandersetzung mit Novell um die Eigentumsrechte an Unix sind von einer Attacke betroffen, weil die SCO Group wie Novell die wichtigen Schriftwechsel im Internet veröffentlichen. "Wir wissen nicht, wer dieses Programm geschrieben hat, haben aber unsere Vermutungen", wird SCO-Chef Darl McBride in einer Pressemeldung zitiert.

Unterdessen wird die Frage diskutiert, ob der Windows-Wurm durch einen Programmierer im Linux-Lager entwickelt worden sein könnte. Unter den Virenspezialisten vertritt die Firma Sophos diese Interpretation: "Die Virenexperten bei Sophos gehen davon aus, dass MyDoom-A willentlich als Taktik in der aktuellen Phase der Linux-Kontroverse eingesetzt wird", heißt es in einer Pressemeldung, die den Senior Technical Consultant Gernot Hacker zitiert: "Falls man den Virenschreiber jemals schnappen wird, wette ich, dass er ein Open-Source-Fan ist." Messagelabs dagegen will den Urheber des Wurms in Russland ausgemacht haben -- was wiederum nach Ansicht der Betreiber der Site Groklaw, die unermüdlich neue Dokumente zu allen Klagen der SCO Group ausgräbt, einen Linux-Fan als Urheber ausschließt. Auch Open-Source-Programmierer bestreiten den Zusammenhang, den SCO herstellt, vehement und drehen den Spieß um: "Die Frage muss erlaubt sein, ob die Aktion nicht zur 'Mein Hund hat die Hausaufgaben gefressen'-Taktik der SCO Group gehört", äußert sich ein aktives Mitglied von Groklaw.

Neben der Wurm-Attacke ist die Webpräsenz der SCO Group noch einem so genannten Google-Bombing ausgesetzt. Wer unter Google das Suchwort "Litigious Bastards" eingibt, wird auf die SCO-Seite verwiesen, die dementsprechend unter höherem Datenverkehr als gewöhnlich leidet. "Das ist nicht direkt schädigend, aber eine blödsinnige Aktion. Wer jedoch den Wurm in ähnlicher Absicht programmiert haben sollte, hat der Open Source einen schweren Schaden zugefügt", betonte Open Source-Aktivist Bruce Perens in einer E-Mail gegenüber heise online.

Zu Informationen über dem Wurm Novarg/MyDoom und über den Schutz siehe auch:

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:

(Detlef Borchers) / (wst)