Telekom-Chef verteidigt vor Callcenter-Mitarbeitern Streichungen

Die Schließung von bundesweit 39 der 63 Callcenter-Standorte sei unumgänglich, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Modernisierungen seien notwendig, um die Arbeitsbedingungen an den verbleibenden Standorten zeitgemäß zu machen.

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  • dpa

Telekom-Chef René Obermann hat vor Demonstranten das geplante Aus für zwei Callcenter des Unternehmens in Hessen verteidigt. Die Schließung von bundesweit 39 der 63 Standorte sei unumgänglich, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben, sagte Obermann am Rande einer Konferenz der Gewerkschaft ver.di in Kassel. Die Modernisierungen seien notwendig, um die Arbeitsbedingungen an den verbleibenden Standorten zeitgemäß zu machen. Die Rede wurde von den Protesten mehrerer hundert Demonstranten begleitet, die zum Tagungshotel gezogen waren.

Nach ver.di-Angaben sollen die 181 Arbeitsplätze aus Kassel nach Fulda, die 150 Arbeitsplätze aus Gießen, darunter 33 Arbeitsplätze für Schwerbehinderte, nach Eschborn verlegt werden. "Bei Teilzeitkräften und Schwerbehinderten ist es von vornherein ausgeschlossen, dass sie die weiten Strecken fahren können. Das ist unsozial", erklärte ver.di-Vertreter Dieter Karol. Den Betroffenen sei nicht klar, warum ausgerechnet ihr Standort wegfallen soll und andere bei gleicher Mitarbeiterzahl erhalten blieben.

Obermann versuchte die Gemüter zu beruhigen: "Ich weiß, dass Veränderungen schmerzhaft sind, aber wir müssen diesen Weg gehen." Für Härtefälle, die nicht an die neuen Standorte wechseln könnten, gäbe es alternative Stellen an dem alten Arbeitsort. "In einzelnen Fällen wird es Qualifizierungen oder Umzugshilfen geben", sicherte Obermann zu. Das Versprechen, niemanden im Regen stehen zu lassen, quittierten die Demonstranten mit Gelächter.

Die Deutsche Telekom AG will ihre Callcenter rentabler machen und künftig an nur noch 24 statt 63 Standorten konzentrieren. In den nächsten zwei Jahren sollen dort rund 70 Millionen Euro in eine verbesserte Infrastruktur investiert werden. Insgesamt werden 39 Callcenter geschlossen. Betroffen sind 8.000 Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz wechseln sollen. Insgesamt sind 18.000 Menschen in den Callcentern der Telekom beschäftigt.

Der Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Stefan Körzell, hielt dem Unternehmen vor, seine Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten zu vernachlässigen. Vor allem Frauen treffe die Arbeitsplatzvernichtung, erklärte Körzell in Frankfurt. Das sei ein Armutszeugnis für ein prächtig verdienendes Unternehmen.

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(dpa) / (jk)