Der Stimmungsmacher: E-Auto Mini Cooper SE im Test

Seite 2: Verbrauch, Funktionalität, Preis

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Der im Fahrzeug angezeigte Verbrauch lag zwischen 12,3 und maximal 24 kWh/100 km, zuzüglich Ladeverlusten, versteht sich. Gemessen habe ich zwischen 14,58 kWh und 21,77 kWh, die ich für 95 km Wegstrecke nachladen musste. Geladen werden kann an Wechselstrom mit bis zu 11 kW, an Gleichstrom mit 50 kW. Im Test wurde eine 230-Volt-Steckdose und der mitgelieferte, mit 10 Ampere abgesicherte Ladeziegel verwendet. Erfahrungsgemäß sinken die Ladeverluste mit steigender Ladeleistung. Angezeigt wurden im Auto übrigens nie mehr als 189 km Reichweite, die kumulierte, bestehend aus Restreichweite und schon gefahrenen Kilometern, lag oftmals bei deutlich mehr als 200 km.

Mini Cooper SE Cockpit (8 Bilder)

Typisch Mini, inzwischen aber ordentlich verarbeitet

Funktional gibt es einige Besonderheiten, die dem Design geschuldet sind. Die Kippschalter sind nur winzig beschriftet. Das Navigationssystem hinkt dem, was BMW anderswo verbaut, eine Generation hinterher. Wirklich tragisch ist das nicht, zumal ich die Bedienung des Infotainmentsystems insgesamt vergleichsweise übersichtlich finde. Das Kombiinstrument lässt sich bei direktem Sonnenlicht kaum ablesen. Man fragt sich, ob es eine Schluderei der Entwicklungsabteilung oder ein Controller gewesen sein mag, der auf halbem Weg das Budget zusammengestrichen hat. Das Head-up-Display lindert die eingeschränkte Sichtbarkeit.

Dass Stellmotoren einem die Last des Anziehens der Handbremse abnehmen, finde ich etwas überflüssig. Aber wenn es das schon sein muss, dann bitte mit wählbarer Automatik. Eine riesige Blindtaste hinter dem Knopf für die Feststellbremse zeugt davon, dass irgendjemand in der Entwicklung diesen Punkt ähnlich beurteilte und anschließend nicht umsetzte.

Auffällig fein war auch in diesem Mini-Testwagen das Leder vernäht. Die Sportsitze fand ich sehr bequem. Sie lassen sich auch ziemlich weit nach hinten rücken, anders als zuletzt in Opel Corsa (Test) und DS 3 Crossback E-Tense (Test) erlebt. Der Cooper SE mag kein Auto für Langstrecken sein, doch die guten Sitze tragen daran keine Schuld. Hinzu kommt eine Verarbeitungsqualität, die sich sehen lassen kann. Der Testwagen war jedenfalls sorgsamer zusammengesetzt als der Mini meiner Frau, der aus der ersten Charge der aktuellen Generation stammt.

Mini Cooper SE Innenraum (6 Bilder)

Die Sitze sind bequem und lassen sich weit nach hinten rücken.

Ein Highlight im Testwagen war für mich das Panoramadach, nicht nur, weil ich die großen Öffnungen ohnehin gern mag. Im Mini liegt die vordere Kante so weit vorn, dass ich mich spontan in meinem verblichenen 3er aus den späten 1980er-Jahren zurückversetzt fühlte, in dem das ähnlich war. Die Öffnung beginnt hier wie dort vor den Köpfen, und nicht erst über den Kopfstützen. Man sitzt damit im Mini gefühlt viel mehr im Freien als beispielsweise im Volvo V60.

Ein individuell konfiguriertes Auto ist global betrachtet die absolute Ausnahme. Mini trägt dem Rechnung und hat vier Ausstattungslinien zusammengestellt, einzelne Extras gibt es im Cooper SE kaum. Das tolle Glasdach beispielsweise ist Bestandteil der teuersten Linie. Das Basismodell für 31.681 Euro lässt sich nur in Grau oder Weiß bestellen, andererseits sind bereits hier ein dreiphasiges Ladegerät, Wärmepumpe, LED-Scheinwerfer, Sportsitze, Klimaautomatik und Navigationssystem serienmäßig. In den teureren Varianten kommen dann Stück für Stück Dinge wie Sitzheizung, Matrixlicht, Soundsystem, adaptiver Tempomat, Rückfahrkamera und Ledersitze hinzu. Der letzte Schritt ist dann das große Schiebedach. Mehr als knapp 39.500 Euro werden es auch dann nicht, wenn man wirklich alle Optionen wählt. Abzüglich der aktuellen Subventionen bleiben dann also rund 30.000 Euro übrig.

Zur Einordnung: Ein Mini Cooper S, mit 141 kW (192 PS) potenziell gleichermaßen kräftig, fährt weiter, erreicht eine höhere Endgeschwindigkeit, lässt sich frei zusammenstellen. Doch ähnlich hochgerüstet wie der Cooper SE ist er durch die Subventionen für das Elektroauto nochmals teurer – und bereitet, obwohl für sich betrachtet sicher keine Spaßbremse, längst nicht so viel Fahrfreude. Letzteres scheint kein schlechtes Argument, um in der Zielgruppe von Mini erfolgreich auf Kundenfang zu gehen.

Die Kosten für Überführung und Fahrenergie wurden von der Redaktion übernommen.