Test DS 4 E-Tense 225: Plug-in-Hybrid mit Nobelanspruch

Seite 2: Infotainment, Preise

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Den Zugang zur Unterhaltungselektronik gestalten Hersteller unterschiedlich schwierig. Kaum ein System erschließt sich komplett von selbst, fast alle setzen voraus, dass der Nutzer sich bereit erklärt, Zeit in die Einarbeitung zu investieren. Wer regelmäßig ein bestimmtes Auto bedient, kennt dann die Kniffe und denkt möglicherweise nicht mehr darüber nach, wie einfach ein Hersteller solche Dinge regeln kann, wenn er nur will. Ob nun Temperatur, Sitzheizung, Massage, Eingabe von Zielen, Wechsel von Radiosendern oder Titelsuche auf einem USB-Stick: Mit etwas Übung gelingt das auch im Stellantis-System, doch kaum etwas ist mit wenigen Tippern auf dem Bildschirm erledigt. Wehmütig denke ich mitunter an Zeiten zurück, in denen zumindest Grundfunktionen blind zu bedienen waren.

Eine gute Sprachsteuerung könnte manchen Weg abkürzen, doch Stellantis legt sie auch in diesem Auto nicht dazu. Mercedes verlangt für seine Top-Infotainmentsysteme horrende Aufpreise, doch der Gegenwert ist, gerade im Bereich der Sprachsteuerung, auch entsprechend hoch. Im DS 4 ist das System in den meisten Ausstattungslinien inklusive, doch man wünscht sich, Stellantis hätte einen verständigeren Zuhörer geordert. Für meinen Geschmack lautet die Antwort zu oft: "Das habe ich leider nicht verstanden." Funktionen wie die Massage lassen sich auf diesem Weg nicht aktivieren. Da passt es ins Bild, dass es über den gesamten Testzeitraum nicht möglich war, die DS-App mit dem Auto zu verheiraten. Android Auto und Apple CarPlay ließen sich problemlos und zuverlässig ohne Strippe einbinden. Zusammen mit der induktiven Ladeschale ist das schon sehr komfortabel.

Kurios war ein Fehler des serienmäßigen Navigationssystems. Meine Fahrt in die Arbeit führt bis fast vor den Parkplatz in der Redaktion über eine Landstraße. Unterwegs teilte mir das Navi im DS mit, dass mein Ziel nicht ohne Autobahn, die ich vorher ausgeschlossen hatte, zu erreichen sei. Eine solche Fehlleistung wäre vor 25 Jahren, in den Kindertagen der Werks-Navigationssysteme, vielleicht noch irgendwie kauzig gewesen, 2022 in einem Auto mit einem Listenpreis von knapp 57.000 Euro aber nicht mehr. Auch das Kombiinstrument, das in seiner Aufmachung an die traurige Lösung im aktuellen Opel Corsa erinnert, passt nicht so recht zum teuren DS 4. Nebenbei: Keinesfalls will ich ausschließen, in einer Ecke des Infotainmentsystems übersehen zu haben, wie das "Tüdeldü" abzuschalten ist, das immer erklingt, wenn sich der Schlüsselbesitzer wegbewegt, ohne den DS verriegelt zu haben.

Allerdings ist nicht alles in der DS-4-Unterhaltungselektronik schlecht gedacht. Kombiinstrument und Display in der Mittelkonsole lassen sich in gewissen Grenzen variabel einrichten, sodass zumindest einige Informationen und Funktionen nicht aus der Tiefe der Menüstruktur geangelt werden müssen. Auf dem Startbildschirm lassen sich Heimat- und Arbeitsadresse definieren, deren Zielführung dann nur noch einen Tipp entfernt ist. Für eine Aktualisierung des Systems reicht es, das Auto ins heimische WLAN einzubinden – kein Vergleich mehr zu den Hopp-Streck-Sprüngen, die bei älteren Modellen des Konzerns für ein Update notwendig waren.

DS 4 Hybrid (16 Bilder)

Eigene Akzente: Ein Display, was nicht auf das Armaturenbrett aufgesetzt, sondern integriert wurde, wirkt geradezu elegant. Stellantis grenzt die Nobelmarke DS zudem mit einer sehr hochwertigen Auskleidung des Innenraums von den anderen Marken ab.

Das Head-up-Display kann über den Knopf der Spiegelverstellung justiert werden – eine hervorragende, einfache Lösung. Leider kann man es darüber nicht ein- und ausschalten. Das erfolgt – kein Witz – über den Unterpunkt "Helligkeit" im Einstellungsmenüs. An sich wäre das egal, so oft wird man das nicht an- oder abschalten. Doch im Testwagen war es nach manchem Start leider aus. Sie werden es ahnen, per Sprachbefehl lässt es sich nicht einschalten. Zuverlässig an war nach jedem Start der Spurhalteassistent, der leider auch hier nicht komplett überzeugt hat. Mitunter griff er ein, wo kein Grund ersichtlich war – und umgedreht.

An einige Schrullen des Systems wird sich der Besitzer gewöhnen, mit anderen arrangieren (müssen), manches wird der Konzern möglicherweise über Updates noch aussortieren. Andererseits verdeutlicht es, dass selbst teure Autos dem Besitzer in dieser Hinsicht inzwischen eine gewisse Leidensfähigkeit abverlangen. Der sauber verarbeitete und edel ausgekleidete DS 4 Hybrid kostet mindestens 37.900 Euro, von denen die aktuellen Subventionen noch abgezogen werden können. Der überaus üppig ausgestattete Testwagen kam auf knapp 57.000 Euro – sehr viel teurer kann ein DS 4 nicht mehr werden. Dennoch: Das ist trotz der reichhaltigen Ausstaffierung eine enorme Summe für ein 4,4 m langes Auto. Dafür kann der Kunde eigentlich erwarten, dass bestimmte Dinge noch ein wenig geschmeidiger funktionieren als es hier der Fall ist. Denn für knapp 60.000 Euro gibt es auf dem Markt allerhand attraktive Alternativen. Selbst ein BMW 320e oder ein Volvo XC40 Recharge Twin wären für dieses Geld zu haben, wenn man bei der Ausstattung unter der Vollfett-Stufe bleibt.

Die Kosten für die Überführung des Testwagens wurden vom Hersteller übernommen, jene für Fahrenergie von Verlag und Autor.