Test Skoda Enyaq iV 80: Elektrisches SUV als Kombi-Nachfolger

Seite 2: Antrieb, Fahrwerk, Preis

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Je nach Ausstattung müssen in diesem Fall inklusive 75-kg-Fahrer zwischen 2,1 und 2,3 Tonnen bewegt werden. Das ist jederzeit zu spüren: Zwar setzt sich das Auto absolut ausreichend flott in Bewegung, doch der für viele E-Autos so typische Nachdruck bleibt aus. Damit kann man gut leben, doch der Eindruck vieler Testfahrer in der Redaktion war: So sehr viel weniger sollte es besser nicht sein. Das ist schon etwas bedenklich, wenn man sich einmal überlegt, hier einen Enyaq mit einer Motorisierung zu bewegen, der in der Hierarchie schon recht weit oben angesiedelt ist. Die nächste Ausbaustufe wäre der Schritt zum Enyaq 80X, der dann zusätzlich einen Asynchronmotor an der Vorderachse eingebaut hat. Die Systemleistung liegt dann bei 195 kW. Mit gut 3000 Euro ist dieser Schritt aber nicht ganz billig.

Die Batterie im Modularen Elektrobaukasten setzt derzeit auf NMC-622-Zellen, die von Samsung und LG Chem zugeliefert werden. Der Materialmix liegt also bei sechs Anteilen Nickel und jeweils zwei Anteilen Mangan und Kobalt. Auch bei Volkswagen ist natürlich längst der nächste Schritt mit NMC-811-Zellen in Arbeit. Wann diese in Serie gehen, ist aber ungewiss.

Skoda Enyaq iV 80 Technik (4 Bilder)

Platz genug für ein Fach unter der Fronthaube wäre gewesen.
(Bild: Florian Pillau)

Im Testwagen war die größte derzeit lieferbare Batterie eingebaut. 82 kWh ist der Brutto-Energiegehalt, 77 davon lassen sich direkt nutzen. Aufgeladen werden kann an Wechselstrom mit bis zu 11 kW, an Gleichstrom sind 50 kW möglich. Es sei denn, der Kunde zahlt 500 Euro zu und erweitert die DC-Ladeleistung auf 125 kW. Bei Volkswagen arbeitet man aktuell an einer höheren Ladeleistung, die Rede ist von bis zu 170 kW. Im teuersten Cupra Born gibt es das schon. Die gute Nachricht: Sie soll sich später auch nachrüsten lassen.

Skoda verspricht eine Reichweite von 534 km unter den Bedingungen des WLTP. Der Verbrauch soll bei 16,7 kWh/100 km liegen. Wir kamen im Test bei Temperaturen um 20 Grad – also idealen Bedingungen – auf Werte zwischen minimal 14,6 und 28 kWh. Den Minimalwert erreichte ich auf der Landstraße, der Maximalwert war nach einer flotten Autobahnetappe zu verbuchen. Der Verbrauch stieg ab 130 km/h spürbar an. Zwischen Tempo 120 und 130 lag er bei rund 22,5 kWh/100 km. Skoda bewirbt zwar offensiv einen cW-Wert von 0,257 aufwärts, benennt aber die Stirnfläche nicht. Vermutlich wird sie knapp unter der des Kodiaq liegen, bei dem sich 2,59 m2 in den Wind stellen. Ein SUV wird in diesem Bereich also immer erheblich schlechter abschneiden als ein Kombi.

Das Fahrwerk erschien mir etwas straffer als im Audi Q4 e-tron abgestimmt zu sein. Allgemein ist der Enyaq keine Sänfte, sondern ziemlich mitteilsam. Allerdings war der Testwagen hier auch hochgerüstet. Mit 235/45- vorn und 255/40er-Reifen hinten auf 21-Zoll-Felgen war die Maximalbestückung aufgezogen. Die serienmäßigen 19-Zoll-Felgen bieten etwas mehr Flankenhöhe, filtern also schon ein wenig, bevor das Fahrwerk seine Abfangarbeit beginnt.

Trotz der straffen Grundausrichtung ist der Enyaq natürlich kein lustvoller Kurvenrenner: Er schmeißt sich nicht ins Vergnügen, sondern arbeitet sich eben durch. Für ein Familienauto finde ich das so akzeptabel gelöst, ein etwas sensibleres Ansprechverhalten der Dämpfer hätte mir aber noch besser gefallen. Auch die Lenkung bleibt hinsichtlich Präzision und Rückmeldung im unauffälligen Bereich.

Das Basismodell kostet 33.800 Euro, doch erst mit dem Aufstieg zur Variante mit 132 kW Motorleistung und 58-kWh-Batterie sind mehr als 50 kW Ladeleistung und Wärmepumpe gegen Aufpreis zu haben. Die Schritte zwischen den Modellen sind monetär ziemlich heftig: Der Enyaq 60 kostet ab 38.850 Euro, der von uns gefahrene Enyaq 80 schon 43.950 Euro. Mit etwas Farbe, Assistenz, Wärmepumpe, Schnellladefähigkeit und einer Innenraumaufwertung sind 50.000 Euro rasch zusammengestellt.

Skoda Enyaq iV 80 außen (6 Bilder)

Der Skoda Enyaq ist wuchtig gestaltet. Kaum zu glauben, dass ein Octavia sogar noch etwas länger ist.
(Bild: Florian Pillau)

Der wie immer sehr umfangreich ausgestattete Testwagen kam auf mehr als 56.000 Euro. Das erscheint üppig, wenn man den Basispreis abzüglich der Subventionen im Hinterkopf hat. Ein Hindernis scheint es aber nicht zu sein. Immerhin 6644 Enyaq wurden in den ersten acht Monaten dieses Jahres hierzulande verkauft. Andererseits könnten die Verkaufszahlen von Octavia und Superb, die vornehmlich als Kombi geordert werden, die Verantwortlichen nachdenklich machen, ob ein E-Kombi nicht vielleicht doch eine gute Idee wäre.

Der Skoda Enyaq iV 80 punktet mit viel Platz, ausreichend kräftigem Antrieb und akzeptablem Verbrauch. Sitze, Geräuschdämmung und Fahrwerk überzeugen ebenso, wobei ich eine andere Rad-Reifen-Kombination als auf dem Testwagen empfehlen würde. Das Infotainmentsystem ist für sich betrachtet in Ordnung, hier ist die Konkurrenz zum Teil aber schon einen Schritt weiter. Verwundert haben mich die Knarzgeräusche im Testwagen. Sollte das kein Ausrutscher gewesen sein, muss Skoda in diesem Bereich nachlegen. Denn der Enyaq gehört zu jenen Modellen, für die die Skoda-Kunden die höchsten Preise zahlen.

Die Kosten für die Überführung des Testwagens wurden von Skoda übernommen, jene für Fahrenergie von der Redaktion.