Volvos Plug-in-Hybrid XC40 Recharge T5 im Test: Sicher ist sicher

Seite 2: Spielerisch fahrbar dank präziser Lenkung

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Die Lage der Batterie im Kardantunnel lässt den Kofferraum groß und bringt den Schwerpunkt nach unten in die Fahrzeugmitte. Weil der Volvo eine komfortable Fahrwerksabstimmung und zugleich eine geringe Wankneigung hat, wird die Kurvenfahrt nicht zum wogenden Schlingern. Er kann sauber um die Ecken gesteuert werden, was angesichts des EU-Leergewichts (also inklusive 75 Kilogramm für Normfahrer und Gepäck) von 1812 kg keineswegs selbstverständlich ist. Hinzu kommt die leichtgängige und präzise Lenkung, die genug Gefühl für eine gute Rückmeldung bietet. Der Eindruck eines insgesamt spielerisch und angenehm zu fahrenden Autos rundet sich ab.

Volvo XC40 Recharge T5 (14 Bilder)

Der Formfaktor zählt: Volvo wird dem Markenkern gerecht und baut den XC40 breit und kantig. Der wichtigste Konkurrent ist der VW Tiguan, für den es aber noch keinen Plug-in-Hybridantrieb gibt. Der heißt beim XC40 Recharge T5.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Zum Verbrauch: Aus einem Nettoladehub von 8,51 kWh und 42 bis 54 km Reichweite errechnen sich ein Stromkonsum von 15,8 bis 20,3 kWh auf 100 km. Für einen Plug-in-Hybrid dieses Formats ist das wenig. Dazu addieren sich ausweislich der Rechnung des Versorgers Ladeverluste von rund 18 Prozent.

Ist der elektrochemische Speicher entleert und wird nur noch mit dem hybridisierten Verbrennungsmotor gefahren, liegt der Spritkonsum auf dem in diesem Segment üblichen Niveau: 7,4 Liter Superbenzin sind etwas mehr als beim aerodynamisch günstigeren VW Passat GTE (Test) (7 Liter) und etwas weniger als bei einem Opel Grandland X Hybrid (8,1 Liter). Wer vorwiegend auf Sparsamkeit Wert legt, muss wie gehabt zu Toyota gehen, wo die Version des Toyota RAV4 (Test) mit Ladestecker erst in der zweiten Jahreshälfte erwartet wird. Der Vollständigkeit halber noch der gesetzlich vorgeschriebene Phantasiewert nach WLTP laut Fahrzeugschein: 48 g CO2 / km oder 2,1 l / 100 km.

Der Durchschnittsverbrauch variiert in Abhängigkeit der Höhe der Geschwindigkeit. Im Überlandbetrieb waren minimal 5 Liter möglich. Bei einer Autobahntour bis 130 km/h und etlichen verzögernden Baustellen ergaben sich 6,5 Liter. Bei freier Strecke und konstanter Richtgeschwindigkeit (Anzeige dabei: 135 km/h) verbrauchte der XC40 8,5 Liter. Der Testwagen gehörte noch zum 2020er Modelljahr ohne Begrenzung. Wer jetzt bestellt, bekommt die 2021er Version, die auf 180 km/h limitiert ist. Bei diesem Tempo liegt der Volvo sehr souverän und unausgelastet auf der Straße, und der an sich völlig ausreichende Tankinhalt von 48 Litern scheint zu schrumpfen, weil der Verbrauch zweistellig ist.

Ein Kompliment verdient der Volvo XC40 Recharge T5 für die Fahrassistenzsysteme. Sie machen das, was sie sollen: Helfen, ohne zu verwirren. Unterstützen, ohne zu stören. Die adaptive Geschwindigkeitsregelung etwa arbeitet ohne Fehler. Die Spurführung des „Pilot Assist“ steigt auch bei gelben Baustellenmarkierungen nicht aus. Und die Verkehrszeichenerkennung funktioniert so gut, dass man sich fragt, warum Volvo die Übernahme in den Tempomaten noch nicht zulässt. Grundsätzlich gilt, dass alle Systeme eben nicht den Eindruck erwecken, der Fahrer wäre ein Beta-Tester der Industrie. Stattdessen ist alles auf Klarheit ausgelegt.

Leider lässt sich Volvo diese Features fast durchgehend bezahlen: Zu den 1550 Euro für „IntelliSafe-Paket Pro“ (Pilot Assist, Rundum-Totwinkelwarner, Querverkehrswarnung und mehr) sollte der 360-Grad-Blick (990 Euro) bestellt werden, wodurch sich der Mehrpreis für den daran gebundenen Park Assist Pilot auf 240 Euro reduziert. Eine letztlich moderate und eindeutig empfehlenswerte Investition.

Vorn an der linken Fahrzeugseite ist der Deckel für den Ladezugang. Volvo hat hier eine kleine schwedische Plastikfahne angebracht. Das wäre nicht nötig gewesen, denn dass die Marke seit zehn Jahren zu Geely gehört, hat den Produkten gutgetan. Die Chinesen haben den Schweden ihre Freiheit nicht genommen, sondern – ganz im Gegenteil – ihre Kreativität finanziell unterfüttert. Ein Gewinn für beide.

Der XC40 Recharge T5 ist ein gelungenes Auto. Er bleibt nicht mehr lang der einzige XC40 mit Ladestecker. Der XC40 Recharge T4 ergänzt gerade das Angebot, wobei Volvo das schwächere Modell kaum reizvoll eingepreist hat.

Der batterieelektrische XC40 Recharge P8 steht zwar bereits für 62.000 Euro in der Preisliste, dürfte aber in diesem Jahr kaum noch ausgeliefert werden. Etwas früher wird die Konzernmarke Polestar den Polestar 2 auf die Straße bringen, der kein SUV, sondern eine Schräghecklimousine ist. Für eher vorsichtige Kunden ist die Annäherung an die Elektrifizierung über einen Plug-in-Hybrid ohnehin leichter verdaulich als der direkte Sprung zum Elektroauto. Sicher ist sicher.

Der Hersteller hat den Testwagen kostenfrei zur Verfügung gestellt und überführt. Der Autor hat die Fahrenergie bezahlt.