CES: Intel und Hollywood umwerben sich heftig

Die offizielle Vorstellung der Doppelkern-Mobil-CPU in der CES-Keynote von Intel-Chef Paul Otellini fiel knapp aus. Die meiste Zeit widmete der Intel-Chef den Stargästen aus Hollywood und der Fernsehindustrie.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Erich Bonnert

Die offizielle Vorstellung der Doppelkern-Mobil-CPU in der CES-Keynote von Intel-Chef Paul Otellini fiel knapp aus. Die meiste Zeit widmete der Intel-Chef den Stargästen aus Hollywood und der Fernsehindustrie.

Die neue Generation der Mobilprozessoren mit zwei CPU-Kernen, seit langem unter dem Codenamen Yonah bekannt, heißt Core Duo – was nach der Vorstellung der Modellbezeichnungen und Spezifikationen durch Intel vor einigen Tagen nun auch keine Überraschung mehr darstellte. Otellini pries den Dual-Mobilprozessor als 68 Prozent schneller im Vergleich zum Vorläufer, bei einem um 28 Prozent geringeren Stromverbrauch. Der Chip sei rund 100 mal leistungsfähiger als der erste Pentium und brauche dabei nur ein Drittel der Fläche.

Intel-Vizepräsident Sean Maloney durfte dann im Schnelldurchlauf die Vorzüge der neuen Plattform im Vergleichstest mit einem bisherigen Centrino-Notebook präsentieren. Mehrere live per DVB-H empfangenen Videoströme, eine kopierte Musik-CD und eine DVD-Wiedergabe brachten den einkernigen Rechner ins Stocken, während das System auf Basis des Core Duo flüssig durchlief. Intel verspricht sich gute Geschäfte mit Mobilrechnern dieser Architektur. Schon im Vorjahr sei das Notebook-Segment schneller gewachsen als der Handy-Markt, bekundete Maloney. Bis dato wurden laut Intel 30 Millionen Centrino-Notebooks verkauft.

Der Absatz der neuen Chips soll aber noch rasanter wachsen als je zuvor. Innerhalb der nächsten drei Wochen will Intel eine Million Exemplare ausliefern. Diese Zahl habe der Original-Pentium aus dem Jahr 1993 erst nach einem Jahr erreicht. Michael Dell kam auf die Bühne und zeigte ein Duo-basiertes Notebook-Konzeptmodell des texanischen Herstellers mit 20-Zoll-Bildschirm und 8 Lautsprechern. Der Rechner wird wie ein Aktenkoffer an einem Haltegriff getragen. Ob und wann es auf den Markt kommt, wollte der Dell-Firmengründer allerdings nicht verraten. Ein 17-Zoll-Modell der Duo-Architektur wird aber ab sofort angeboten. Insgesamt wollen laut Intel über 100 Hersteller Duo-Rechner bauen. Einstiegsmodelle sollen auf dem US-Markt ab 900 Dollar zu haben sein.

Otellini ging aber schnell von den Mobilrechnern zu den Wohnzimmer-PCs über. Mehr als eine Milliarde Haushalte verfügten weltweit über einen Breitbandanschluss, meinte der Intel-Chef – ohne eine Quelle für diese Zahl zu nennen. Über diese Verbindungen seien im abgelaufenen Jahr 21 Milliarden Videoströme übertragen worden. Intel will sich in diesem Kontext der digitalen Medien eine neue Identität verschaffen. Fortan mutierte die Keynote zu einer Folge von Werbe-Testimonials für Intels Consumer-Plattform namens Viiv. Über 60 Content-Anbieter hätten sich zu Viiv bekannt. Dienste wie Satelliten-TV-Empfang, Online-Spiele und HDTV-Sportübertragungen unterstützen direkt Viiv-PCs. Ob die Inhalte dafür speziell angepasst wurden und was andere Rechner von diesen Diensten ausschließen sollte, blieb unerwähnt. Die Inhalte können rein technisch mit einer Reihe von Rechnerarchitekturen betrachtet werden. Nur Großbildprojektionen sind Viiv vorbehalten.

AOL-Präsident Jonathan Miller kündigte eine eigene Webseite unter dem Viiv-Logo mit Videos, Musik und Fernsehprogrammen aus eigenem Hause an – kostenlos für den Nutzer und werbefinanziert. Der Fernsehsender NBC wird seine US-Exklusiv-Übertragung der Winterolympiade zum kostenlosen Konsum ins Internet stellen – ebenfalls eine Viiv-Kampagne. Da all diese kostenlosen Gaben offenbar zu einem großen Teil durch Werbeaufträge von Intel gegenfinanziert sind, liegt der Gedanke nicht fern, dass in der beginnenden digitalen Medienwelt ein gewisses Geschäftsvolumen nur im Kreis herumgereicht wird. Steigt dabei der PC-Absatz an, wird dies Intel jedoch in keinem Fall schaden.

Die Hollywood-Stars Tom Hanks (der zuvor schon als Werbeträger auf der Sony-Bühne gestanden hatte), Danny DeVito und Morgan Freeman bekundeten ebenfalls ihren Enthusiasmus für Intels Engagement. Freemans Produktionsstudio unterhält mit Intel ein Joint-venture namens Clickstar zur Produktion von Filmen für die Internet-Distribution. Regisseur Brad Silberling (u.a. "City of Angels", "Casper", "NYPD Blue") hat soeben den ersten Clickstar-Film, der zwei Wochen nach Kinostart als Internet-Download verbreitet werden soll.

Zur Consumer Electronics Show 2006 in Las Vegas siehe auch:

(Erich Bonnert) / (jk)