Österreich will EU-Unfallschreiber für PKW vorschlagen

Die "Black Box" soll Fahrzeugdaten wie Geschwindigkeit und Blinkerstellung speichern, dazu allgemeine Parameter wie Temperatur und Niederschlag; derweil scheint Toll Collect bei einem Maut-System für China das Rennen zu machen.

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Von
  • Detlef Borchers

Der österreichische Vizekanzler und Verkehrsminister Hubert Gorbach (BZÖ) will im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft seines Landes eine Initiative vorantreiben, die Unfallschreiber für PKW einführt. Dies erklärte Gorbach in einem Interview mit der Tageszeitung Die Presse. Die von Gorbach vorgeschlagene "Black Box" soll verschiedene Fahrzeugdaten wie Geschwindigkeit und Blinkerstellung speichern, dazu allgemeine Parameter wie Temperatur und Niederschlag. Außerdem soll sie in der Lage sein, die Reaktionszeit des Fahrers zu messen. So könne man feststellen, ob der Fahrer zum Zeitpunkt des Unfalls durch Telefonieren abgelenkt gewesen sei, erklärte der Verkehrsminister dem Blatt.

Auf europäischer Ebene war eine Black-Box schon vor geraumer Zeit diskutiert worden, als es um die Konzeption des digitalen Fahrtenschreibers für LKW ging. So forderte der Gesamtverband der deutschen Versicherungsindustrie bereits 2003 die europaweite Einführung eines Unfalldatenschreibers beim neuen Fahrtenschreiber. Diese Initiative wurde aus Kostengründen von den EU-Verkehrskommissaren nach intensiver Lobbyarbeit durch die Verkehrsverbände gestoppt.

Außerhalb Europa sind es die Vereinigten Arabischen Emirate, die alle Autos mit der Variante einer Black-Box ausstatten will, die "SpeedEnforcer" genannt wird. Hier vergleicht die Elektronik die gefahrene Geschwindigkeit via GPS mit der erlaubten Geschwindigkeit und ermahnt den Fahrer eventuell, langsamer zu fahren. Hält dieser das überhöhte Tempo bei, so wird automatisch ein Strafzettel geschrieben. Die Technik dieses Geschwindigkeitskontrolleurs befindet sich noch in der Erprobung, den 125 Millionen Dollar teuren Auftrag hatte sich IBM sichern können.

Der Vorstoß des österreichischen Verkehrsministers für einen Unfalldatenschreiber erfolgt, nachdem dieser sich für die Einführung von Tempo 160 bei gutem Wetter auf Österreichs Autobahnen ausgesprochen hatte – derzeit sind tagsüber maximal 130, nachts auf den meisten Autobahnen 110 km/h erlaubt. Der Kritik an der Veränderung der Höchstgeschwindigkeit begegnet Gorbach mit der Black-Box. Außerdem sprach sich Gorbach für schärfere Polizeikontrollen aus. So solle jeder österreichische Polizeibeamte mit einem Alkoholtester ausgestattet werden.

Der auch in Österreich geführten Debatte um eine nutzungsabhängige PKW-Autobahnmaut statt der bisherigen Vignettenlösung erteile Gorbach eine Absage. Er sprach sich für eine deutliche Erhöhung der Mineralölsteuer aus. Das österreichische System der LKW-Maut auf der Basis von so genannten Go-Boxen (Mikrowellen-Sendern) musste unterdessen nach dem Erfolg bei der Ausschreibung in Tschechien einen Rückschlag hinnehmen. Im Fall des ungleich lukrativeren chinesischen Marktes soll nach einer Meldung der Financial Times Deutschland das deutsche Mautsystem von Toll Collect das Rennen machen, weil die Satellitentechnik der Bakentechnik überlegen sei. China plant seit zwei Jahren die Einführung einer Maut, die gleichermaßen für LKW wie für PKW gelten soll.

Zur satellitengestützten LKW-Maut und weiteren Vorhaben zur elektronischen Verkehrskontrolle siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)