3GSM: Softransceiver soll die Funkwelt verändern

Als "heiligen Gral" im Bereich drahtloser Kommunikation bezeichnet BitWave die Entwicklung von softwaregesteuerten Sendern und Empfängern (Software Defined Radio, SDR).

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Als "heiligen Gral" im Bereich drahtloser Kommunikation bezeichnet BitWave die Entwicklung von softwaregesteuerten Sendern und Empfängern (Software Defined Radio, SDR). Anstatt Geräte wie Mobiltelefone, Datenkarten oder TV-Empfänger, die in unterschiedlichen Frequenzbereichen und/oder Standards arbeiten sollen, mit mehreren parallelen Sende-/Empfangseinheiten auszustatten, würde ein einzelnes System reichen. BitWave entwickelt dafür einen Softransceiver. Komponenten wie Verstärker, Mixer, Analog-Digital-Wandler und diverse Filter müssten damit nicht mehr für spezifische Frequenzen und Protokolle gefertigt werden. Vielmehr würden sie per Software auf die gerade benötigte Variante eingestellt.

Die erste Version soll den gesamten Frequenzbereich von 700 MHz bis 4,2 GHz abdecken und praktisch alle denkbaren Standards beherrschen von AMPS und GSM über UMTS, Bluetooth, WLAN und WiMax bis hin zu den unterschiedlichen Digital-TV-Standards sowie GPS oder PHS. Träger dürfen 25 kHz bis 20 MHz breit sein. Auch derzeit noch gar nicht bekannte Protokolle könnten später auf Endgeräten per Softwareupgrade nachgerüstet werden. Das könnte einerseits Kunden den Wechsel des Netzbetreibers erleichtern, den Netzbetreibern andererseits einen schnelleren Wechsel der Netztechnologie ermöglichen.

BitWave will zwar erst im Sommer eine Alpha- und zum Jahresende eine Beta-Version vorstellen, hofft jedoch auf den Einsatz in tatsächlich verkauften Geräten bereits im kommenden Jahr. In Barcelona zeigt die Firma im Umfeld des 3GSM World Congress Messungen an Prototypen. Spätere Versionen sollen den "Stimmumfang" nach oben bis 6 GHz und nach unten bis unter UKW-Niveau erweitern. Parameter wie Stromverbrauch, Platzbedarf und Kosten sollen dabei nicht über denen herkömmlicher Transceiver liegen, die nur einen Standard beherrschen.

Selbst wenn BitWave der Durchbruch gelingt, müssen aber noch einige andere Probleme gelöst werden, bis es wirklich polyglotte Handys gibt. Dazu gehören vor allem Fortschritte im Bereich der Antennen-Technologie, aber auch bei Baseband-Prozessoren. In beiden Bereichen sind andere Startups, darunter Antenova beziehungweise Icera und Sandbridge, tätig. Aber auch ohne deren Entwicklungen soll der Softransceiver Vorteile bringen. Einerseits könnten Gerätehersteller das gleiche Modul für viele unterschiedliche Endgeräte verwenden und dadurch erheblich ihre Kosten reduzieren. Andererseits könnte der Softransceiver am Ende des Produktlebens für neue, womöglich ganz andere Apparate wiederverwendet werden.

Zum 3GSM World Congress 2006 siehe auch:

(Daniel AJ Sokolov) / (jk)