ISO friert Standard fĂĽr Microsofts Dokumentenformat OOXML vorerst ein
Aufgrund der vier Einsprüche von Mitgliedsstaaten gegen die Normierung von Microsofts Dokumentenformat Office Open XML wird die Genfer Standardisierungsorganisation die überarbeitete Spezifikation zunächst nicht veröffentlichen.
Aufgrund der vier Einsprüche von Mitgliedsstaaten gegen die Normierung von Microsofts Dokumentenformat Office Open XML (OOXML) durch die Internationale Organisation für Normung (ISO) und die Internationale elektrotechnische Kommission (IEC) werden die beiden Genfer Standardisierungsorganisationen die überarbeitete Spezifikation zunächst nicht veröffentlichen. Die Publikation der geplanten Norm ISO/IEC DIS 29500 könne gemäß den Regeln der Einrichtungen erst erfolgen, wenn das Ergebnis der Widersprüche bekannt sei, teilt die ISO mit. Laut den Vorgaben befassen sich bis Ende Juni zunächst die Geschäftsführer der ISO und der IEC mit den Protesten und übergeben diese dann gegebenenfalls mit ihren Kommentaren zur endgültigen Entscheidung an zwei Managementbeiräte.
Gegen die umstrittene Zertifizierung von OOXML im Schnellverfahren in Genf haben Brasilien, Indien, Südafrika und Venezuela offiziell Widerspruch eingelegt. Die Schwellenländer beklagen unter anderem, dass bei der Einspruchberatung über die zahlreichen eingereichten Kommentare Ende Februar nach dem vorläufigen Scheitern der OOXML-Normierung in der ersten Abstimmungsrunde 2007 kein Konsens über nötige Änderungen an der über 6000 Seiten umfassenden Spezifikation erzielt worden sei. Konkrete technische Einwände hätten nicht im Einzelnen beraten werden können.
Ein Mitglied des zuständigen technischen Normierungsgremiums in Indien hat seine Bedenken mittlerweile auch in einem offenen Brief zusammengefasst. Es sei nicht einmal klar, welche Norm nun aus dem Schnellverfahren herausgekommen sei, heißt es darin etwa. Die Annahme eines unausgegorenen Standards bedeute, dass über lange Zeit höchstens Implementierungen von Microsoft selbst zu erwarten seien und von einem offenen Prozess nicht die Rede sein könne.
Die Organization for the Advancement of Structured Information Standards (OASIS), die die Arbeit an der nächsten Version des bereits von der ISO zertifizierten Dokumentenformats Open Document Format (ODF) vorantreibt, hat derweil Interessierte zur Entwicklung eines neuen technischen Komitees rund um die "Implementierung, Interoperabilität und Konformität" von ODF eingeladen. Damit soll auch die Zusammenarbeit mit anderen Normierungsinstituten wie der ISO oder dem World Wide Web Consortium (W3C) intensiviert werden. Zuvor hatte Microsoft angekündigt, dem technischen OASIS-Gremium zur weiteren Arbeit an ODF beizutreten. Skeptiker aus dem Open-Source-Lager rufen daher dazu auf, die neue Allianz im Rahmen von OASIS genau im Blick zu halten.
Siehe zu den Dokumentenformaten und ihrer Standardisierung auch:
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(Stefan Krempl) / (jk)