Motorrad-Bestseller 2022: Es läuft noch​

Seite 2: Motorrad-Bestseller 2022: Platz vier bis zehn

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Grund zum Lachen hatte Yamaha 2022: Ihre 9141 Neuzulassungen bescherten dem zweitgrößten japanischen Motorradhersteller ein Plus von 4,7 Prozent auf dem deutschen Markt. Das hatten sie vor allem ihrem brillanten CP2-Motor zu verdanken. Der muntere Zweizylinder versah in dem seit Jahren beliebten Naked Bike MT-07 seinen Dienst, das es mit 2529 Neuzulassungen auf den dritten Platz bei den Neuzulassungen schaffte.

Die MT-07 blieb der Bestseller im Yamaha-Programm.

(Bild: Yamaha )

Der gleiche 73-PS-Motor kam in der Ténéré 700 zum Einsatz und die attraktive Reiseenduro erreichte Rang vier mit 2079 Einheiten. Auch das Naked Bike MT-09 mit seinem Dreizylindermotor schlug sich mit 1081 Neuzulassungen noch beachtlich auf Platz 17.

Danach tauchte allerdings lange keine Yamaha bei den Neuzulassungen auf, nur der Sporttourer Tracer 9 und das Retro-Bike XSR 700 landeten noch unter den Top 50 auf den Plätzen 41 und 48. Yamaha zeigte sich sehr breit aufgestellt, vielleicht fehlte im Programm noch eine Reiseenduro mit dem Dreizylindermotor der MT-09.

Katerstimmung herrschte bei KTM: Der österreichische Hersteller musste auf dem deutschen Markt mit "nur" 8979 Neuzulassungen einen Rückgang von satten 34,3 Prozent verbuchen – fast 4700 Motorräder weniger als 2021. Dabei klang es von den Platzierungen zunächst eigentlich gar nicht schlecht: Das schicke und günstige Naked Bike 390 Duke erreichte mit 1417 Neuzulassungen Rang neun, auch die Supermoto 690 SMC R kam wieder ganz weit nach vorn: 1366 Stück und Platz elf.

Die kleine 390 Duke ist der Dauerbrenner im KTM-Programm.

(Bild: KTM)

Knapp dahinter kam das Naked Bike 890 Duke mit 1329 Neuzulassungen auf Rang 13. Aber die drei Modelle allein machten schon fast die Hälfte der KTM-Neuzulassungen aus. Dazu gesellte sich noch das bärenstarke Naked Bike 1290 Super Duke R mit 1021 Einheiten auf Platz 23. Der ebenfalls sehr kräftigen Reiseenduro 1290 Super Adventure gelangen hingegen nur 781 Neuzulassungen, im Vorjahr waren es noch 1368.

Die Mittelklasse-Reiseenduro 890 Adventure schaffte es nicht einmal mehr in die Top 50. Viele konnten sich nicht mit ihrem Design anfreunden, deshalb hat KTM ihr für 2023 optische Retuschen verpasst. Keine Marke verkaufte so viele Sportenduros wie KTM, die jedoch in Deutschland nicht auf genügend Stückzahlen kamen, um in der Statistik unter den ersten 50 aufzutauchen. Gar nicht registriert werden die als reine Sportgeräte und damit nicht straßenzugelassenen Motocrosser, bei denen KTM traditionell auch sehr stark vertreten ist.

Motorradbestseller 2022 - Platz 11 bis 20 (10 Bilder)

KTM 690 SMC-R

Die KTM 690 SMC-R ist die Letzte einer aussterbenden Art. Supermotos gibt es so gut wie nicht mehr und dennoch verkauft sich die 690 SMC-R seit Jahren hervorragend. Ihr Motor ist mit 693 cm3 der größte und mit 75 PS auch der potenteste Einzylinder auf dem Markt. Ihre Alltagstauglichkeit ist zwar sehr gering, aber als Kurvenfräse ist sie unübertroffen. Das 160-kg-Leichtgewicht lässt sich spielerisch durch Radien aller Art driften. 1366 Käufer hatten sich 2022 für die Supermoto von KTM entschieden und so landete sie auf Platz elf.

Für Harley-Davidson lief das Jahr besser als vermutet mit 7604 Neuzulassungen, das legendäre Image der Marke zog immer noch. Der US-Hersteller konnte fast das Vorjahreslevel halten und schnitt um nur 3,6 Prozent schlechter ab, was einem Minus von 285 Neuzulassungen entsprach. Zu verdanken hatte das die Marke aber nicht etwa ihren altbekannten Cruisern, sondern dem neuen Naked Bike Sportster S mit dem flüssigkeitsgekühlten und 122 PS starken 1252-cm3-V2-Motor: 982 Neuzulassungen und Platz 27 zeugten von der richtigen Richtung im Modellprogramm.

Bei Harley-Davidson waren nicht die Klassiker im Programm besonders erfolgreich, sondern die Sportster S.

(Bild: Harley-Davidson)

Die zweitmeist verkaufte Harley-Davidson war die Reiseenduro Pan America 1250, die vom gleichen V2, allerdings mit 152 PS angetrieben wurde: Sie kam auf Platz 45 mit 711 Neuzulassungen. Der einzige Cruiser der US-Marke in den Top 50 war die Street Bob 114 mit 707 Stück auf Rang 46. Harley-Davidson hatte nicht weniger als 19 Cruiser und Tourer im Programm, die sich aber in jeweils nur relativ kleinen Stückzahlen verkauften, unter anderem, weil sie ziemlich teuer waren – nur ganze sechs Modelle blieben unter der 20.000-Euro-Grenze.

Ducati hatte Grund zur Freude, die Italiener steigerten sich um 7,0 Prozent auf 6503 Neuzulassungen. Das lag zum einen an der Monster, die 2022 endlich in größeren Stückzahlen geliefert werden konnte und es mit 1062 Neuzulassungen auf Platz 19 brachte. Zum anderen erreichte die PS-starke und recht teure Multistrada V4 mit 1014 Einheiten den 25. Platz. Sonst tauchte keine Ducati unter den Top 50 auf, das einst so erfolgreiche Retro-Bike Scrambler 800 scheint nicht mehr die Gunst der Ducatisti zu besitzen.

Das Naked Bike aus Bologna erfreute Ducati mit 1062 Neuzulassungen.

(Bild: Ducati )

Ducati vollbrachte 2022 das Kunststück, sowohl in der MotoGP als auch in der Superbike-WM den Titel zu holen, doch wirklich in klingende Münze konnten sie es (noch) nicht umsetzen, zu klein war der Absatzmarkt für extrem leistungsstarke Sportmotorräder, die Panigale V4, Panigale V2 und die Supersport 950 schafften es nicht in die Top 50. Auch die restliche Programmpalette bestand aus durchaus attraktiven Modellen, die es aber wegen ihrer hohen Preise nicht auf hohe Stückzahlen brachten wie die Streetfighter V4 und Hypermotard 950. Die neue Reiseenduro DesertX kam zu spät im Jahr nach Deutschland, als dass sie bei den Zulassungen eine größere Rolle hätte spielen können, was sich aber 2023 möglicherweise ändern wird.

Triumph hielt den achten Rang mit 6010 Neuzulassungen und sank im Vergleich zum Vorjahresniveau nur marginal um 1,1 Prozent. Das erfolgreichste Modell der Engländer hierzulande blieb die Trident 660. Das schicke Naked Bike mit ganz leichtem Retro-Touch brachte es nicht zuletzt dank eines günstigen Preises auf 963 Neuzulassungen und damit Platz 29. Zweitbeste Triumph wurde die große Reiseenduro Tiger 1200 mit einem durchzugsstarken Dreizylindermotor, allerdings kam sie mit 704 Neuzulassungen nur auf den 47. Rang.

Das neue Naked Bike Speed Triple 1200 RS und der Sportler Speed Triple 1200 RR, beide 180 PS stark, wurden zwar von den Fachleuten hoch gelobt, schafften es aber dennoch nicht unter die ersten 50 der Neuzulassungen. Beide Modelle waren aber auch relativ hoch eingepreist. Triumph hatte lange Zeit großen Erfolg mit seinen Modern-Classic-Modellen, doch inzwischen verebbte die Retro-Welle immer mehr, was sich auch in den Neuzulassungen niederschlug. 2023 kommt die neue Street Triple 765, die den Dreizylinder aus der Moto2-WM trägt und hoffentlich den Verkauf wieder ankurbeln wird.

Bestseller bei Triumph war 2022 die Trident 660.

(Bild: Triumph )

Suzuki legte 2022 mächtig zu mit 34,4 Prozent. Das klang zunächst beeindruckend, allerdings waren es in absoluten Zahlen gerade Mal 4555 Neuzulassungen. Nach dem Tiefpunkt 2021 mit nur 3388 verkauften Motorrädern, konnte es für Suzuki aber auch kaum noch weiter bergab gehen. Bestseller im Programm blieb 2022 das günstige Naked Bike SV 650 mit seinem V2-Motor, der in seinen Grundzügen auf das Jahr 1999 zurückgeht. Die SV 650 machte im Vergleich zum Vorjahr einen gewaltigen Sprung von Rang 31 auf sieben mit 1678 Neuzulassungen.

Die GSX-S 1000 kam mit 1257 Neuzulassungen auf Platz 14.

(Bild: Suzuki )

Erfolgreich war auch das 152 PS starke Vierzylinder-Naked Bike GSX-S 1000, das dank 1257 Neuzulassungen bis auf Platz 14 vorstieß. Zusammen machten die beiden Modelle fast zwei Drittel aller verkauften Suzukis in Deutschland aus. Die Mittelklasse-Reiseenduro V-Strom 650 schaffte es mit 722 Neuzulassungen auf Platz 44 noch unter die Top 50. 2023 könnte es wieder besser für Suzuki laufen, denn die Marke hat endlich einen neuen 800er-Zweizylindermotor entwickelt der in dem Naked Bike GSX-8S und der Reiseenduro V-Strom 800 DE zum Einsatz kommen wird.

Das vielleicht beachtlichste Ergebnis fuhr 2022 Royal Enfield ein: Der indische Hersteller mit englischen Wurzeln konnte in Deutschland 3519 Motorräder losschlagen, was ein Plus von 44,8 Prozent bedeutete. Royal Enfield baute bislang nur luftgekühlte, eher simpel gestrickte Motorräder und dennoch lieben immer mehr Deutsche die indischen Bikes.

Ein luftgekühltes Einzylinderbike im Retro-Stil erreichte 2022 mit 1061 Neuzulassungen Platz 20 in Deutschland.

(Bild: Royal Enfield)

Am erstaunlichsten waren die 1061 Neuzulassungen der Classic 350 – das Retro-Bike mit ihrem nur 20 PS starken Einzylinder brachtes es auf Rang 20. Hier spielte der günstige Preis von unter 5000 Euro natürlich eine Rolle, aber die Classic 350 bewies, dass der Retro-Stil noch nicht völlig out ist.

Doch auch das als Cruiser gestaltete Schwestermodell Meteor 350 kam auf 922 Neuzulassungen und Platz 31. Noch eine weitere Royal Enfield schaffte den Sprung unter die Top 50: Die kleine Reiseenduro Himalayan fand 672 Käufer und belegte damit den 49. Platz. Royal Enfield wächst beständig, alleine bis Oktober 2022 hatte die Marke in Indien 658.000 Motorräder gebaut – 34 Prozent mehr als im Vorjahr – und rund 83.000 davon exportiert. Zudem hat sich die Marke kürzlich mit 50 Millionen Dollar an dem Elektromotorrad-Hersteller Stark Future beteiligt.

(fpi)