Suzuki Motorrad in Europa: Schatten ihrer selbst

Hierzulande ist Suzuki von einstigen Erfolgen weit entfernt, bis September konnte die Marke nur 3068 Motorräder absetzen. Die Zukunft sieht nicht besser aus.

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Auch die Enduro mit Schnabel ist eine der zahl- und erfolgreichen Erfindungen von Suzuki, im Bild eine Suzuki V-Strom

(Bild: Suzuki)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Ingo Gach
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Suzuki Deutschland geht durch harte Zeiten, bis einschließlich Oktober konnten sie nur 3068 Motorräder verkaufen, was einem Umsatzrückgang von minus 44,16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Rang acht in der Markenwertung und ein Marktanteil von nur 2,81 Prozent sind demütigend, fast hätte bei den Neuzulassungen sogar die Nischenmarke Husqvarna den Giganten aus Japan überholt.

Das ist besonders schmerzhaft, weil Suzuki auf eine sehr erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken kann: 2002 waren sie noch Marktführer in Deutschland mit 29.437 Neuzulassungen. Seitdem geht es für Suzuki nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa immer weiter abwärts.

Suzuki fehlt es an echten Neuheiten, ohnehin läuft der Hersteller den Trends und der elektronischen Ausstattung mit jahrelangem Rückstand hinterher. Statt neue Modelle auf den Markt zu bringen, poliert Suzuki alte Eisen auf. So steckte 2018 unter der kantigen Verkleidung einer vermeintlich neuen Katana die altbekannte GSX-S 1000, deren Design nun entfernt an das Kultbike aus den frühen 1980er-Jahren erinnerte. Auch die Neuauflage der Hayabusa von 1999 erwies sich letztes Jahr als Flop, kaum jemand wollte noch das aufgeplusterte Aerodynamik-Bike haben, das in der Höchstleistung der Vorgängerin sogar unterlegen war. Erst 2018 kam Suzuki auf die Idee, mit der SV 650 X einen Café Racer mit kleiner Cockpitverkleidung und Stummellenker zu bauen – da war der Retro-Trend aber schon vorbei.

In der hart umkämpften Reiseenduro-Klasse bietet Suzuki die V-Strom 1000 seit 2014 bis auf Designretuschen im DR-Big-Stil fast unverändert an, die kleinere Schwester V-Strom 650 geht auf das Jahr 2004 zurück. Ein Ersatz für die bis 2016 gebaute, extrem erfolgreiche Bandit-Baureihe bleibt bis heute aus. Selbst eingefleischte GSX-R 1000-Fans können sich schon lange nicht mehr für das Superbike erwärmen, weil sie bei den elektronischen Assistenzsystemen der Konkurrenz dauerhaft hinterherhinkt und in der Superbike-WM gar nicht mehr antritt. Als Suzuki 2020 den WM-Titel in der MotoGP gewann, fiel der Geschäftsführung in Hamamatsu nichts Besseres ein, als die Weiterentwicklung der GSX-R 1000 einzustellen. Offensichtlicher konnte die Marke ihr Desinteresse am europäischen Motorradmarkt nicht zur Schau stellen.

Einst treue Kunden wenden sich von Suzuki ab und kaufen moderne Modelle bei anderen Marken. Unter den Top 50 der Neuzulassungen in Deutschland findet sich dieses Jahr bis Oktober als ein einziges Suzuki-Modell mit 977 Stück die SV 650 auf Platz 32, dabei stammt ihr V2-Motor in seinen Grundzügen aus dem Jahr 1999. Auf der Tokyo Auto Show stand 2013 ein schicker Prototyp von Suzuki namens Recursion, der einen 588-cm3-Reihenzweizylinder mit Turboaufladung zeigte.

Suzuki Motorrad ignoriert Europa (6 Bilder)

Suzuki muss auch 2021 einen deutlich Absatzverlust in Deutschland hinnehmen und liegt in der Markenwertung nur auf Rang acht. Das einzige Suzuki-Modell in den Top 50 ist die SV 650 mit 977 Stück auf Platz 32, dabei stammt ihr V2-Motor in seinen Grundzügen aus dem Jahr 1999.

Das hätte der Gamechanger werden können, doch Suzuki gab das Projekt bald wieder auf. Stattdessen entwickelt die Marke immer noch an einen konventionellen Reihenzweizylindermotor herum, der irgendwann mal den V2 aus der SV 650 und V-Strom 650 ersetzen soll. Es erübrigt sich anzumerken, dass andere Marken schon seit vielen Jahren Reihenzweizylinder in der Mittelklasse anbieten und Modelle wie die Yamaha MT-07 (Test), Kawasaki Z 650 (Test) und KTM 790/890 Duke absolute Bestseller sind.