Finanzkrise schlägt 2009 auf deutschen Arbeitsmarkt durch
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht davon aus, dass 2009 die Zahl der Arbeitslosen aufgrund der Finanzkrise und ihrer Folgen für die Realwirtschaft "spürbar" zunehmen wird.
- Florian Rötzer
Für 2008 erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, die Forschungsanstalt der Bundesagentur für Arbeit, zwar noch eine Verbesserung der Arbeitslosenzahlen. Im Jahresdurchschnitt für das nächste Jahr geht man bei einer wirtschaftlichen Stagnation (Nullwachstum) von einer leicht ansteigenden Arbeitslosigkeit von 30.000 auf 3,29 Mio. Personen aus. Allerdings sei im Verlauf des Jahres "mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen". Abgeschwächt wird der Rückgang der Arbeitsplatzangebote durch den demografisch bedingten Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials um 130.000, der jetzt auch im Westen stattfindet. Nachdem sich die Finanzkrise im September spürbar zugespitzt habe, hat das IAB außerplanmäßig einen neuen Bericht auf der Grundlage der absehbaren Wirtschaftsentwicklung vorgelegt.
Im Jahresdurchschnitt werden 2008 nach der Schätzung des IAB 3,26 Millionen Menschen als arbeitslos registriert sein. Das sind 520.000 oder 13,7 Prozent weniger als im Vorjahr, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist hingegen um 530.000 Personen gestiegen. Im nächsten Jahr wird zwar noch mit einem "Bonus" aus 2008 gestartet, daher gehe die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt nur um 40.000 Personen (0,1%) zurück. Sollte die Wirtschaft nächstes Jahr leicht wachsen (+0,5%), ergebe sich sogar noch "ein leichter Anstieg der Erwerbstätigkeit um 30.000 Personen und ein Rückgang der Arbeitslosigkeit um 40.000 Personen"; dreht die Wirtschaft mit -0,5% ins Negative, würde die Zahl der Arbeitslosen aber schon um 130.000 steigen.
Insgesamt seien die Auswirkungen der aktuellen Krise auf den Arbeitsmarkt "moderat", da dieser in guter Verfassung sei und eben das Erwerbspersonenpotenzial stärker als bislang sinke. Es könne aber sein, "dass durch die Ausweitung der Leiharbeit und der befristeten Beschäftigung der Arbeitsmarkt empfindlicher auf die Konjunktur reagiert als früher", setzen die IAB-Autoren sicherheitshalber hinzu. Eine dramatische Verschlechterung für den Arbeitsmarkt sei trotz trüber Wirtschaftslage "erst einmal" nicht zu erwarten.
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(fr)