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Seite 14: Virtuell bleiben

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Wer keinen Zugang zu einem 3D-Drucker hat und die Kosten für den Druck scheut, kann 3D-Scans auch auf einfache Weise online stellen oder in PDFs einbinden. Für die Online-Veröffentlichung von dreh- und schwenkbaren Modellen bietet sich etwa die kostenlose JavaScript-Bibliothek Thingiview.js an. Ansonsten kann man sämtliche 3D-Scans auch in den diversen 3D-Galerien und Shops von 3D-Druckdienstleistern kostenlos veröffentlichen und mit Designs sogar Geld verdienen, indem man sie anderen Nutzern zur Bestellung freigibt.

Die kostenlose JavaScript-Bibliothek Thingiview.js bindet 3D-Modelle drehbar in Webseiten ein.

Bettet man seine Objekte in PDFs ein, lassen sie sich im verbreiteten kostenlosen Adobe Reader betrachten, drehen und zoomen. Die 3D-PDFs erzeugt man über LaTeX. Keine Angst, Sie brauchen dafür nicht fließend TeX zu sprechen, denn MeshLab erzeugt nebenher automatisch eine TeX-Datei, sobald Sie ein Objekt im Format U3D exportieren. Um aus der TeX-Datei ein PDF zu erzeugen, installiert man das kostenlose Programm MiKTex, startet die Eingabeaufforderung, wechselt in das Verzeichnis, in der die TeX-Datei liegt und tippt

pdflatex <modellname>.tex

Die Standardinstallation von MiKTeX enthält die benötigte Bibliothek namens movie15 zwar nicht von Haus aus, sie installiert diese aber beim Übersetzen automatisch nach.

3D-Objekte erscheinen mit Textur im PDF, wenn man sie über das kostenlose DAZ Studio und ein spezielles Batch-Skript exportiert.

Die Dokumentation bezeichnet die Bibliothek movie15 inzwischen als überholt und empfiehlt, stattdessen media9 zu verwenden. Wer sich etwas mit TeX auskennt und auf der Höhe der Zeit sein will, kann die von MeshLab erzeugte TeX-Datei anhand der Dokumentation zur Bibliothek media9 leicht anpassen.

MeshLab verschluckt beim Export ins Format U3D allerdings alle vorhandenen Texturen. Brauchen Sie farbige Modelle im PDF, dann benutzen Sie für deren Konvertierung besser die Anwendung DAZ Studio. Diese Software wird derzeit vom Hersteller kostenlos abgegeben und läuft unter Windows und Mac OS X (die folgende Anleitung funktioniert allerdings nur unter Windows). Für den Download müssen Sie ein Benutzerkonto anlegen und im Store DAZ Studio für den Preis von null Euro "kaufen". Sie erhalten eine Seriennummer, die unbegrenzt gültig sein soll.

Nach der Installation importieren Sie Ihr OBJ-Modell in DAZ Studio. Achten Sie darauf, dass bei den "Import Options" im Abschnitt "Axis Conversion" keine Haken gesetzt sind, sonst erscheint Ihr Objekt später seitenverkehrt oder steht Kopf.

Exportieren Sie es gleich wieder, diesmal als U3D. Falls Sie sich nicht tiefer in DAZ Studio einarbeiten und dort gezielt Lichtquellen und Ansichten einrichten wollen, sollten Sie im Exportdialog die Optionen fürs Einbetten von Lichtern und Kamera abwählen. Auch ein Resample der Textur tut unserer Erfahrung nach nicht Not. Bei der anschließenden Umhüllung des exportierten U3D-Modells mit einem PDF-Dokument hilft wieder MiKTeX, ähnlich wie zuvor beschrieben. Die meiste Arbeit nimmt Ihnen dabei eine Batch-Datei ab, die der User bongobat im Wiki zur David-Laserscanner-Software veröffentlicht hat. Dort sind auch die einzelnen Schritte der Konvertierung ausführlich beschrieben, allerdings auf Englisch. Wichtig ist, dass Sie zumindest vorübergehend den Adobe Reader zum Standardprogramm für die PDF-Anzeige erklären – mit anderer PDF-Software fällt die Batch-Datei auf die Nase.

Ziehen Sie dann die U3D-Datei auf die Batchdatei und folgen Sie den Anweisungen der diversen beteiligten Programme. Als Ergebnis erscheint das Objekt samt Textur dreh- und zoombar im Adobe Reader. Falls die Textur wider Erwarten nicht zu sehen ist oder zu blass aussieht, schalten Sie über das Kontextmenü die Darstellung auf "Schattierte Abbildung". Über das Lampensymbol im Menü können Sie "Keine Beleuchtung" wählen, um Glanzlichter zu minimieren. Wenn Sie allerdings Ihr Objekt zuvor liebevoll in DAZ Studio ins rechte Licht gerückt und die Lichtquellen mit exportiert haben, sollten Sie hier stattdessen "Beleuchtung aus Datei" wählen. Zur Standardeinstellung fürs PDF wird das, wenn Sie die zwischendrin angezeigte Datei final.tex nicht einfach abnicken, sondern folgende Zeile daraus entfernen:

3Dlights=Headlamp

Wollen Sie das für alle Ihre 3D-PDFs zum Standard machen, entfernen Sie die Zeile statt aus final.tex aus den beiden Textdateien script2.txt und script3.txt sowie temp.tex im Verzeichnis U3D2PDF (oder kommentieren Sie sie über ein vorangestelltes Prozentzeichen aus). In den script-Dateien können Sie auch den Standard-Begleittext ändern, den die Batch-Datei rund um die 3D-Ansicht einfügt und das Layout des PDFs über die LaTeX-Kommandos an Ihre eigenen Wünsche anpassen.