BMW 320e im Test: Plug-in-Hybrid mit klassischen Markenwerten

Seite 2: Dämmung, Getriebe, Fahrwerk, Empfehlung

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Selbst mein geschätzter Kollege Christian, in der Redaktion der ambitionierteste Fahrer, schrieb dem 320e ins Tagebuch: "Mehr Leistung braucht niemand." Plug-in-Hybride schwächeln häufig spätestens auf der Autobahn, dieser PHEV nicht. Er beschleunigt auch oberhalb von 160 km/h noch ziemlich zügig. Wer diesen Geschwindigkeitsbereich zu seinem bevorzugten erklärt, ist mit einem 320d aber vermutlich trotzdem besser bedient. Der Diesel liefert noch etwas mehr Druck, zudem dürfte er bei diesem Tempo weniger verbrauchen.

Abseits dieser Bolzerei wird es für den 320d aber schwierig, gegen den 320e zu bestehen. Der aktuelle Dreier ist gut gedämmt, der Plug-in-Hybrid ist nochmals leiser als der Diesel – im Hybrid-Betrieb schon spürbar, im Elektro-Modus naheliegenderweise eklatant. Christian fand den Klang des Benziners einigermaßen furchtbar und schrieb zum Sound bei geöffneter Motorhaube: "Ein abscheuliches Nageln, das jedem rumänischen Dreizylinderdiesel zur Unehre gereichen würde." Dem würde ich mich so ausdrücklich nicht anschließen, wenngleich aus dem Motorraum akustisch nichts kommt, was in irgendeiner Form reizvoll wäre. Die Entscheidung, das hinter einer dicken Dämmung verschwinden zu lassen, finde ich gut.

Alle Fahrer in der Redaktion bescheinigten dem 320e ein ausgesprochen harmonisches Zusammenspiel der beiden Motoren mit dem Getriebe. Natürlich gibt es nach wie vor die Option, den Wechsel der Gänge selbst zu bestimmen. Doch rasch stellt der Fahrer fest: Egal ob er schnell oder gemütlich fahren will, die hervorragende Automatik trifft stets die richtige Entscheidung. Ohnehin hat das Schaltgetriebe im Dreier nahezu ausgedient: Momentan ist es nur noch im 318d und im M3 lieferbar. Alle anderen haben inzwischen die Achtgang-Wandlerautomatik serienmäßig eingebaut.

Test BMW 320e Technik (3 Bilder)

Der Verbrennungsmotor hat zwei Liter Hubraum und 120 kW Leistung.
(Bild: Pillau)

Die Automatik trägt damit unauffällig zu dem bei, was den Dreier über all die Jahre ausgezeichnet hat – mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Es macht schlicht Freude, mit diesem Auto durch die Gegend zu flitzen. Und ja, der Dreier animiert dazu, es krachen zu lassen. Wer auch nur einen Funken Verantwortungsgefühl im Leib hat, wird das im Testwagen eingebaute, aufpreispflichtige Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern auf öffentlichen Straßen kaum an seine Grenzen bringen. Der 320e mit dem teuren "Modell M-Sport-Paket" lässt sich – im wahrsten Sinne des Wortes – atemberaubend rasant um Kurven werfen. In den meisten Fällen wird der Fahrer davor zurückzucken, den Grenzbereich zu erfahren, und das ist auch gut so. Im Zusammenspiel mit der präzisen Lenkung ist das nahezu konkurrenzlos. Ich kenne nur ein Auto, das ähnlich ausgelegt ist: Alfas Giulia (Test).

Anders als in 118d (Test) und X2 25e erlebt, ist der Dreier aber nicht einfach nur unnachgiebig. Denn das Ansprechverhalten ist erstaunlich sensibel, was für eine sorgsame Abstimmung von Federn und Dämpfern aufeinander spricht. Kleine Unebenheiten werden herausgefiltert, die grundsätzlich straffe Auslegung lässt den Fahrer über diese nie im Unklaren, ohne allerdings zu nerven – und das ist der entscheidende Unterschied. Christian beschrieb es so: "Wie das M Sportfahrwerk den Dreier auf die Straße klebt und gleichzeitig alle Kanten und Löcher rausfiltert, gehört zum Besten, was es derzeit gibt. Dazu die tolle, präzise Lenkung. In seiner Kerndisziplin macht dem Dreier niemand etwas vor."

BMW hatte in den Testwagen freilich auch alles eingebaut, was für den 320e an Verschärfungen in dieser Richtung zu haben ist. Dazu zählen im Wesentlichen das erwähnte Sportfahrwerk und 19-Zoll-Felgen samt Sportreifen – auf dem Testwagen waren 225/40 R19 Pilot Sport 4S von Michelin vorn montiert, hinten waren es 255/35 R19. Das alles verteuert den ohnehin schon kostspieligen Dreier um etliche Tausend Euro.

Test BMW 320e innen (8 Bilder)

Einheitsware: BMW verbaut diese Design-Linie inzwischen fast überall. Die Verarbeitung insgesamt ist gut, die Materialauswahl war bei BMW schon schlichter.

Falls jemand auf die Idee kommen sollte, sich zwar einen 320e zu gönnen, bei der Ausstattung aber zu sparen, folgender Tipp: Fangen Sie damit nicht bei den Sitzen an. Kein Extra wertet den Dreier so sehr auf wie die Sportsitze. Sie sind im Basismodell nur zusammen mit anderen Bezügen zu haben, was den Aufpreis auf 750 Euro hochschnellen lässt. Dieses Geld ist aber sehr gut angelegt. Die Verstellung der Lehnenbreite ist neuerdings übrigens nicht mehr immer im Aufpreis der Sportsitze enthalten – sie kostet nun in einigen Ausstattungslinien 120 Euro zusätzlich.


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47.450 Euro kostet ein 320e, ein 320i (ab 42.150 Euro) ist ebenso etwas weniger teuer wie der bislang so populäre 320d (ab 44.750 Euro). Berücksichtigt werden muss bei dieser Betrachtung allerdings zweierlei: Zum einen können vom Preis des 320e noch die Subventionen abgezogen werden. Der Bruttopreis des 320e ist kein Zufall, sondern haarscharf kalkuliert. Für die Bafa-Prämie zählt der Netto-Preis, und der liegt mit 39.874 Euro ganz knapp unter den 40.000 Euro, oberhalb derer die Fördersumme geringer ausfällt. So gibt es den vollen Satz von 4500 Euro vom Steuerzahler plus 2250 Euro vom Hersteller und den Erlass der Mehrwertsteuer auf den Herstelleranteil. Alles in allem gehen also rund 7000 Euro ab, zuzüglich eines eventuellen Nachlasses vom Händlers vor Ort.

Erschwerend für die Verbrenner kommt hinzu, dass der Plug-in-Hybrid auch noch besser ausgestattet ist: Die Alarmanlage und das große Navigationspaket sind im 320e inklusive, in den anderen Modellen werden dafür 2800 Euro Aufpreis fällig. Möglicherweise rechnet aber ein Großteil der Dreier-Interessenten ohnehin anders: Ein 330e kostet laut Liste fast 6000 Euro mehr als ein 320e. Doch bei den Leasingraten liegt das zugkräftigere Modell oft näher, als man es angesichts des großen Preisunterschiedes vermuten würde. Dennoch: Im Zweifelsfall würde ich das Geld in Extras investieren, und nicht in den stärkeren Antriebsstrang.

Die Kosten für Überführung und Fahrenergie hat die Redaktion übernommen.