Kleinsparer: Fiat Panda Hybrid im Test

Mit dem neuen Mildhybrid-Antrieb soll der Panda deutlich sparsamer als bisher werden. Geht die Rechnung auf?

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Fiat Panda Hybrid

Bei den Brot- und Butter-Autos heißt die Effizienztechnik heute immer öfter "Startergenerator".

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Lesezeit: 6 Min.
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  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Der Fiat Panda Hybrid überzeugt mit dem Buchstaben A: Beim Energieeffizienzlabel ist er besser als der Vierzylinder mit 1,2 Liter Hubraum (E) oder der Zweizylinder mit 0,8 Litern Hubraum, der als Erdgasversion (C) oder mit Vierradantrieb im Panda zu haben ist (D). Aus Emissionsperspektive: Weil der Panda Hybrid mit 93 g CO2 pro Kilometer das gewichtsbezogene Limit von 84 g/km am wenigsten verfehlt, hat er im Vergleich der Verbrennungsmotoren im Panda die besten Zukunftsaussichten. Er zeigt, wie man im preissensiblen Segment Spritspartechnik konstruiert.

Der Nachkomme der „tollen Kiste“ Ur-Panda, jenem simplen Auto, das durchs Weglassen berühmt wurde, ist in dritter Generation ein komfortables, angenehmes Auto, das auf den Rücksitzen mehr Platz bietet als ein VW e-Up (Test). Nur der Kofferraum ist mit 225 Litern nochmals etwas kleiner als im VW. Nach dem Reinsetzen fällt die rechte Hand auf den erhöhten und leicht bedienbaren Schalthebel wie unter anderem im Porsche Carrera GT.

Fiat setzt auf einen Dreizylinder-Saugmotor mit 999 cm3 Hubraum - nichts Ungewöhnliches in diesem Segment. Die Spitzenleistung liegt bei 51 kW (69 PS), das maximale Drehmoment beträgt 92 Nm bei 3500/min. Die Kraft wird über ein Sechsgang-Schaltgetriebe auf die Vorderräder übertragen. Bis hierhin unterscheidet sich der Antrieb kaum von anderen Exemplaren dieser Bauart. Anders beim Panda Hybrid ist der Startergenerator, der Lichtmaschine und Anlasser ersetzt: Dieser kleine Elektromotor (eine Leistungsangabe macht Fiat nicht) ist über einen Riemen mit der Kurbelwelle verbunden und arbeitet im Schiebebetrieb als Generator, beim Anlassen als Starter und beim Beschleunigen als Schubunterstützung.

Fiat Panda Hybrid (12 Bilder)

Tolle Kiste, Generation 3: Der Fiat Panda wird in dieser Form seit 2012 verkauft. Besonders beliebt sind die „Cross“-Versionen mit SUV-artiger Optik. Es gibt sogar einen Allradantrieb („4x4“). Der Panda Hybrid aber hat Frontantrieb und einen Dreizylindermotor.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Mildhybridsysteme werden seit Jahrzehnten von Zulieferern auf den Automessen gezeigt, haben es aber leider erst seit Kurzem in die Serie geschafft. Sie sind eine preisgünstige Methode, um bessere Verbrauchswerte, angegeben in g/km CO2, zu erzielen. Im Alltag fällt zuerst das perfekte Wiederstartverhalten des Dreizylinders an der Ampel auf. Kein Rumpeln, kein Schütteln: Beim Gangeinlegen läuft der Verbrennungsmotor so unauffällig an, als hätte er gar nicht gestanden.

Beim Beschleunigen ist die Kraft des Startergenerators kurz spürbar – wer zügig vorankommen will (und das heißt beim Panda in 14,7 Sekunden auf 100 km/h), muss den Motor allerdings viel höher drehen, als man es von einem ähnlich kleinen Motor mit Aufladung gewohnt ist. Der Panda Hybrid ist kein Elektroauto, sondern die solide Basis des Alltagsautofahrens.

Sobald man vom Gas geht, leuchtet im Display rechts ein Batteriesymbol auf: Der Startergenerator macht Strom. Zusätzlich gibt es mittig eine Balkenanzeige für den aktuellen Ladestand. Gepuffert wird die elektrische Energie in einer Lithium-Ionen-Batterie mit 132 Wh Kapazität. Das ist wenig? Ja, aber bei diesem System steht nicht die maximale Effizienz im Vordergrund, sondern das, was für wenig Geld machbar ist. Und das ist eben ein Mildhybrid und kein leistungsverzweigter Vollhybrid wie bei Toyota.

Es gibt nur wenige Hersteller, die ein Schaltgetriebe mit dieser Mildhybrid-Bauweise kombinieren. An sich spricht nichts dagegen. Vergleicht man den Realverbrauch des Testwagens mit dem Durchschnitt der Panda-Benziner der 3. Generation bei Spritmonitor – dort werden 6,2 Liter notiert – steht der Hybrid klar besser da: Auf der 551 Kilometer langen Tour verbrauchte er durchschnittlich 5,2 Liter/100 km, also 16 Prozent weniger. Fiat nennt 4,1 Liter - erfasst im WLTP, zurückgerechnet auf den NEFZ.

Auf der Autobahn mit einer Reisegeschwindigkeit von 120 bis 130 km/h lag der Wert bei 5,4 Litern. Im Überlandbetrieb stand die Anzeige bei 4,3 Litern. Und im Stadtverkehr ergaben die Stichproben schwankende Werte zwischen 4,6 und 6,1 Litern. Das alles klingt nicht nach einem spektakulären Fortschritt, aber in der Masse zählt jeder Zehntelliter.

Eine Schwäche allerdings sollte Fiat beheben: Der Testwagen zeigte bei niedrigen Drehzahlen und wenig Last eine wenig akzeptable Ruckelneigung. Hier müssen die Ingenieure nachbessern, denn diese Motorgetriebeeinheit wird mutmaßlich bald in hohen Stückzahlen produziert werden. Schon jetzt gibt es neben dem Panda auch einen Fiat 500 als Hybridvariante; andere Modelle werden folgen.

Positiv dagegen: Fiat hat den Panda Hybrid nach der im Moment höchsten Norm, der Euro 6d ISC-FCM homologiert. Das weist Fiat zwar nicht im Datenblatt aus, lässt sich aber über die Schlüsselnummer im Fahrzeugschein erkennen.

Die Mildhybridisierung wird dem Verbrennungsmotor im Kleinwagen also ein mittelfristiges Weiterleben sichern, zumal der FCA-Konzern sich bei den CO2-Emissionen bilanziell mit Tesla zusammentut und dadurch den Druck zur Vollelektrifizierung vermindert. Das ist völlig legal und nennt sich Pooling. Gleichzeitig beginnt Fiat damit, batterieelektrische Versionen anzukündigen – diese aber werden teuer: Das Fiat 500 Cabrio beginnt bei 37.900 Euro.

Fiat bindet den Hybridantrieb für den Panda vorerst an die gehobene Ausstattungslinie City Cross. Ab 13.490 Euro geht der Spaß los. Die SUV-Optik polarisiert: Manche lieben das Design und nennen es knuffig, andere kritisieren es. Die vielen Kunden aber, die am Panda City Cross Gefallen finden, werden auch den Hybrid mögen. Gekauft wird der Panda mit dem Bauch, und der Geldbeutel wird mit dem Hybrid auch an der Tankstelle nicht überstrapaziert.

Als Wettbewerbsmodell kommt der ebenso kompakte, viertürige Suzuki Ignis (Test) infrage, den es ebenfalls als Mildhybrid gibt. Der gerade überarbeitete Ignis bietet ab 14.750 Euro ein ähnliches Format und auf Wunsch sogar Allradantrieb. Ohne diesen gibt Suzuki den Verbrauch des 90 PS leistenden 1,2-Liter-Vierzylinders mit 4,3 l/100 km (98 g/km) an.

Der Hersteller stellte und überführte den Testwagen kostenlos. Der Autor trug die Kraftstoffkosten.

Datenblatt
Hersteller Fiat
Modell 1.0 GSE Hybrid
Motor und Antrieb
Motorart Mildhybrid-Benziner
Zylinder 3
Ventile pro Zylinder 4
Hubraum in ccm 999
Bohrung x Hub 70 x 86,5
Leistung in kW (PS) 51 (69)
bei U/min 6000
Drehmoment in Nm 92
bei U/min 3500
Antrieb Front
Getriebe manuell
Gänge 6
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1416
Spurweite hinten in mm 1412
Radaufhängung vorn Unterer Querlenker, Feder-Dämpferbein
Radaufhängung hinten Verbundachse
Lenkung Zahnstange, elektrisch unterstützt
Wendekreis 9,7
Reifengröße vorn 175/65 R15
Reifengröße hinten 175/65 R15
Bremsen vorn Scheibenbremse, innenbelüftet, 257 x 22
Bremsen hinten Trommelbremse
Maße und Gewichte
Länge in mm 3686
Breite in mm 1672
Höhe in mm 1605
Radstand in mm 2300
Kofferraumvolumen in Litern 225
Leergewicht in kg nach EU inklusive 68 kg Fahrer und 7 kg Gepäck 1055
Zuladung in kg 385
Anhängelast in kg
Tankinhalt in Litern 38
Fahrleistungen
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in Sekunden 14,7
Höchstgeschwindigkeit in km/h 155
Verbrauch
Verbrauch WLTP in Litern/100 km 4,1
Testverbrauch Minimum in Litern 4,3
Testverbrauch Durchschnitt Litern 5,2
CO2-Emission WLTP in g/km 93
Abgasnorm Euro 6d
Daten Stand Januar 2020
Preisliste
Modell Panda
Ausstattungslinie City Cross
Preis für diese Ausstattungslinie 13.490
Infotainment
DAB+ 150
USB-Anschluss Serie
Navigationssystem -
Freisprecheinrichtung Serie
Assistenz
Tempomat -
Einparksensoren vorn -
Einparksensoren hinten 350
Rückfahrkamera -
Totwinkelwarner -
Müdigkeitserkennung -
Spurhalteassistent -
Funktion
LED-Scheinwerfer -
Alarmanlage -
schlüsselloser Zugang -
Fahrwerksoption -
Komfort
Sitzheizung 450 (Paket)
Ledersitze -
Lederlenkrad 150
Klimaanlage Serie
Klimaautomatik 400
Automatikgetriebe -
Schiebedach -
Sonstiges
Metalliclack 490
Leichtmetallfelgen -
Preisliste Stand Februar 2020

(fpi)