Kleinsparer: Fiat Panda Hybrid im Test
Mit dem neuen Mildhybrid-Antrieb soll der Panda deutlich sparsamer als bisher werden. Geht die Rechnung auf?
- Christoph M. Schwarzer
Der Fiat Panda Hybrid überzeugt mit dem Buchstaben A: Beim Energieeffizienzlabel ist er besser als der Vierzylinder mit 1,2 Liter Hubraum (E) oder der Zweizylinder mit 0,8 Litern Hubraum, der als Erdgasversion (C) oder mit Vierradantrieb im Panda zu haben ist (D). Aus Emissionsperspektive: Weil der Panda Hybrid mit 93 g CO2 pro Kilometer das gewichtsbezogene Limit von 84 g/km am wenigsten verfehlt, hat er im Vergleich der Verbrennungsmotoren im Panda die besten Zukunftsaussichten. Er zeigt, wie man im preissensiblen Segment Spritspartechnik konstruiert.
Der Nachkomme der „tollen Kiste“ Ur-Panda, jenem simplen Auto, das durchs Weglassen berühmt wurde, ist in dritter Generation ein komfortables, angenehmes Auto, das auf den Rücksitzen mehr Platz bietet als ein VW e-Up (Test). Nur der Kofferraum ist mit 225 Litern nochmals etwas kleiner als im VW. Nach dem Reinsetzen fällt die rechte Hand auf den erhöhten und leicht bedienbaren Schalthebel wie unter anderem im Porsche Carrera GT.
Rekuperieren und Anlassen ...
Fiat setzt auf einen Dreizylinder-Saugmotor mit 999 cm3 Hubraum - nichts Ungewöhnliches in diesem Segment. Die Spitzenleistung liegt bei 51 kW (69 PS), das maximale Drehmoment beträgt 92 Nm bei 3500/min. Die Kraft wird über ein Sechsgang-Schaltgetriebe auf die Vorderräder übertragen. Bis hierhin unterscheidet sich der Antrieb kaum von anderen Exemplaren dieser Bauart. Anders beim Panda Hybrid ist der Startergenerator, der Lichtmaschine und Anlasser ersetzt: Dieser kleine Elektromotor (eine Leistungsangabe macht Fiat nicht) ist über einen Riemen mit der Kurbelwelle verbunden und arbeitet im Schiebebetrieb als Generator, beim Anlassen als Starter und beim Beschleunigen als Schubunterstützung.
Fiat Panda Hybrid (12 Bilder)
(Bild: Christoph M. Schwarzer)
Mildhybridsysteme werden seit Jahrzehnten von Zulieferern auf den Automessen gezeigt, haben es aber leider erst seit Kurzem in die Serie geschafft. Sie sind eine preisgünstige Methode, um bessere Verbrauchswerte, angegeben in g/km CO2, zu erzielen. Im Alltag fällt zuerst das perfekte Wiederstartverhalten des Dreizylinders an der Ampel auf. Kein Rumpeln, kein Schütteln: Beim Gangeinlegen läuft der Verbrennungsmotor so unauffällig an, als hätte er gar nicht gestanden.
... Schubunterstützung statt Turbolader
Beim Beschleunigen ist die Kraft des Startergenerators kurz spürbar – wer zügig vorankommen will (und das heißt beim Panda in 14,7 Sekunden auf 100 km/h), muss den Motor allerdings viel höher drehen, als man es von einem ähnlich kleinen Motor mit Aufladung gewohnt ist. Der Panda Hybrid ist kein Elektroauto, sondern die solide Basis des Alltagsautofahrens.
Sobald man vom Gas geht, leuchtet im Display rechts ein Batteriesymbol auf: Der Startergenerator macht Strom. Zusätzlich gibt es mittig eine Balkenanzeige für den aktuellen Ladestand. Gepuffert wird die elektrische Energie in einer Lithium-Ionen-Batterie mit 132 Wh Kapazität. Das ist wenig? Ja, aber bei diesem System steht nicht die maximale Effizienz im Vordergrund, sondern das, was für wenig Geld machbar ist. Und das ist eben ein Mildhybrid und kein leistungsverzweigter Vollhybrid wie bei Toyota.
Realverbrauch
Es gibt nur wenige Hersteller, die ein Schaltgetriebe mit dieser Mildhybrid-Bauweise kombinieren. An sich spricht nichts dagegen. Vergleicht man den Realverbrauch des Testwagens mit dem Durchschnitt der Panda-Benziner der 3. Generation bei Spritmonitor – dort werden 6,2 Liter notiert – steht der Hybrid klar besser da: Auf der 551 Kilometer langen Tour verbrauchte er durchschnittlich 5,2 Liter/100 km, also 16 Prozent weniger. Fiat nennt 4,1 Liter - erfasst im WLTP, zurückgerechnet auf den NEFZ.
4,3 bis 6,1 Liter
Auf der Autobahn mit einer Reisegeschwindigkeit von 120 bis 130 km/h lag der Wert bei 5,4 Litern. Im Überlandbetrieb stand die Anzeige bei 4,3 Litern. Und im Stadtverkehr ergaben die Stichproben schwankende Werte zwischen 4,6 und 6,1 Litern. Das alles klingt nicht nach einem spektakulären Fortschritt, aber in der Masse zählt jeder Zehntelliter.
Eine Schwäche allerdings sollte Fiat beheben: Der Testwagen zeigte bei niedrigen Drehzahlen und wenig Last eine wenig akzeptable Ruckelneigung. Hier müssen die Ingenieure nachbessern, denn diese Motorgetriebeeinheit wird mutmaßlich bald in hohen Stückzahlen produziert werden. Schon jetzt gibt es neben dem Panda auch einen Fiat 500 als Hybridvariante; andere Modelle werden folgen.
Mit der zur Zeit besten Abgasnorm
Positiv dagegen: Fiat hat den Panda Hybrid nach der im Moment höchsten Norm, der Euro 6d ISC-FCM homologiert. Das weist Fiat zwar nicht im Datenblatt aus, lässt sich aber über die Schlüsselnummer im Fahrzeugschein erkennen.
Die Mildhybridisierung wird dem Verbrennungsmotor im Kleinwagen also ein mittelfristiges Weiterleben sichern, zumal der FCA-Konzern sich bei den CO2-Emissionen bilanziell mit Tesla zusammentut und dadurch den Druck zur Vollelektrifizierung vermindert. Das ist völlig legal und nennt sich Pooling. Gleichzeitig beginnt Fiat damit, batterieelektrische Versionen anzukündigen – diese aber werden teuer: Das Fiat 500 Cabrio beginnt bei 37.900 Euro.
Vorerst nur polarisierend
Fiat bindet den Hybridantrieb für den Panda vorerst an die gehobene Ausstattungslinie City Cross. Ab 13.490 Euro geht der Spaß los. Die SUV-Optik polarisiert: Manche lieben das Design und nennen es knuffig, andere kritisieren es. Die vielen Kunden aber, die am Panda City Cross Gefallen finden, werden auch den Hybrid mögen. Gekauft wird der Panda mit dem Bauch, und der Geldbeutel wird mit dem Hybrid auch an der Tankstelle nicht überstrapaziert.
Als Wettbewerbsmodell kommt der ebenso kompakte, viertürige Suzuki Ignis (Test) infrage, den es ebenfalls als Mildhybrid gibt. Der gerade überarbeitete Ignis bietet ab 14.750 Euro ein ähnliches Format und auf Wunsch sogar Allradantrieb. Ohne diesen gibt Suzuki den Verbrauch des 90 PS leistenden 1,2-Liter-Vierzylinders mit 4,3 l/100 km (98 g/km) an.
Der Hersteller stellte und überführte den Testwagen kostenlos. Der Autor trug die Kraftstoffkosten.
Datenblatt
Datenblatt | |
Hersteller | Fiat |
Modell | 1.0 GSE Hybrid |
Motor und Antrieb | |
Motorart | Mildhybrid-Benziner |
Zylinder | 3 |
Ventile pro Zylinder | 4 |
Hubraum in ccm | 999 |
Bohrung x Hub | 70 x 86,5 |
Leistung in kW (PS) | 51 (69) |
bei U/min | 6000 |
Drehmoment in Nm | 92 |
bei U/min | 3500 |
Antrieb | Front |
Getriebe | manuell |
Gänge | 6 |
Fahrwerk | |
Spurweite vorn in mm | 1416 |
Spurweite hinten in mm | 1412 |
Radaufhängung vorn | Unterer Querlenker, Feder-Dämpferbein |
Radaufhängung hinten | Verbundachse |
Lenkung | Zahnstange, elektrisch unterstützt |
Wendekreis | 9,7 |
Reifengröße vorn | 175/65 R15 |
Reifengröße hinten | 175/65 R15 |
Bremsen vorn | Scheibenbremse, innenbelüftet, 257 x 22 |
Bremsen hinten | Trommelbremse |
Maße und Gewichte | |
Länge in mm | 3686 |
Breite in mm | 1672 |
Höhe in mm | 1605 |
Radstand in mm | 2300 |
Kofferraumvolumen in Litern | 225 |
Leergewicht in kg nach EU inklusive 68 kg Fahrer und 7 kg Gepäck | 1055 |
Zuladung in kg | 385 |
Anhängelast in kg | − |
Tankinhalt in Litern | 38 |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in Sekunden | 14,7 |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 155 |
Verbrauch | |
Verbrauch WLTP in Litern/100 km | 4,1 |
Testverbrauch Minimum in Litern | 4,3 |
Testverbrauch Durchschnitt Litern | 5,2 |
CO2-Emission WLTP in g/km | 93 |
Abgasnorm | Euro 6d |
Daten Stand | Januar 2020 |
Preisliste
Preisliste | |
Modell | Panda |
Ausstattungslinie | City Cross |
Preis für diese Ausstattungslinie | 13.490 |
Infotainment | |
DAB+ | 150 |
USB-Anschluss | Serie |
Navigationssystem | - |
Freisprecheinrichtung | Serie |
Assistenz | |
Tempomat | - |
Einparksensoren vorn | - |
Einparksensoren hinten | 350 |
Rückfahrkamera | - |
Totwinkelwarner | - |
Müdigkeitserkennung | - |
Spurhalteassistent | - |
Funktion | |
LED-Scheinwerfer | - |
Alarmanlage | - |
schlüsselloser Zugang | - |
Fahrwerksoption | - |
Komfort | |
Sitzheizung | 450 (Paket) |
Ledersitze | - |
Lederlenkrad | 150 |
Klimaanlage | Serie |
Klimaautomatik | 400 |
Automatikgetriebe | - |
Schiebedach | - |
Sonstiges | |
Metalliclack | 490 |
Leichtmetallfelgen | - |
Preisliste Stand | Februar 2020 |
(fpi)