Plug-in-Hybrid von Skoda: Der Superb iV im Test

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Unterwegs zeigt sich, dass man allein mit den 85 kW des E-Motors bereits recht gut zurechtkommt. Für das tägliche Rumrollen auf vollen Straßen ist das trotz der Masse, die hier bewegt werden muss, genug, sofern man nicht den Anspruch hat, in der endlosen Pendler-Kolonne unbedingt ein paar Plätze weiter vorn mitzuschwimmen. Wer ein hohes Tempo auf der Autobahn anstrebt, wird feststellen, dass der Fahreindruck etwas hinter dem zurückbleibt, was die 160 kW Systemleistung suggerieren. Hier wirkt der 190-PS-Diesel kräftiger. Flottes Fahren ist aber auch nicht zwingend die Lieblingsdisziplin des Superb. Auf der Landstraße entpuppt er sich bei schneller Fahrt als unspektakulärer Untersteuerer, auf der Autobahn fällt bei sehr hohem Tempo eine etwas nervöse Lenkung auf. Die Dämpfer sprechen viel feiner an als im Vorgänger, ohne das Abtastverhalten des sehr viel teureren BMW 5ers (Test) zu bieten.

Wer nicht nachlädt, kommt bei halbwegs gemäßigter Fahrweise auf einen Verbrauch von etwa 6,5 Liter, nach oben sind mit Vorsatz selbstverständlich problemlos Zehn Liter plus X möglich. Der Antriebsstrang wird erst bei hohen Drehzahlen rau im Tonfall, was der vergleichsweise sparsam gedämmten Umgebung entgegenkommt. Der Superb ist ähnlich groß wie eine deutlich teurere Mercedes E-Klasse, doch in dieser Hinsicht wird der Unterschied hörbar. Das soll den Superb nicht abwerten, er ist für sich betrachtet keineswegs laut – und kostet halt auch dramatisch weniger als eine E-Klasse.

Der Superb ist 2019 sanft überarbeitet worden. Neu ist die Option auf Matrix-Licht. Im Testwagen erwies sich das als lohnenswerte Investition, sofern es nicht ohnehin in der gewählten Ausstattungsstufe serienmäßig ist. Die Schattensetzung funktioniert recht zuverlässig, Klagen von anderen Verkehrsteilnehmern waren sehr selten. Auch der Abstandstempomat inklusive selbstständiger Berücksichtigung von Tempolimits zeigte einen hohen Reifegrad.

Richtig nervend war dagegen der hartnäckige und unnötige Hinweis des Spurhalteassisteten, doch bitte die Hände ans Lenkrad zu nehmen, wenn der Streckenverlauf mal ein paar Hundert Meter keinen Lenkeingriff nötig machte. Dabei waren die Hände stets am Steuer. Auch dieser Skoda erforderte also hin und wieder einen kleinen Schlenker zur Bestätigung, dass der Fahrer noch da ist. Diese Schwäche hat die Marke nicht allein, es gibt sie auch bei anderen Herstellern. Hier ist sie aber besonders ausgeprägt und so störend, dass ich diesen Helfer dauerhaft stilllegen würde. Nicht ganz so lästig ist, dass der Superb den gewählten Fahrmodus bei jedem noch so kurzen Stopp vergisst. In einer ansonsten recht durchdacht programmierten Umgebung fallen solche Kleinigkeiten auf.

Test: Skoda Superb iV (31 Bilder)

Lange hat Volkswagen gezögert, den Antriebsstrang aus dem VW Passat GTE (Test) auch im Skoda Superb anzubieten. Denn der bisherige Absatz war recht übersichtlich.
(Bild: Franz-von Ahn)

Aufgefallen ist auch der mit 750 Euro gar nicht billige Alcantara-Innenhimmel. Der sieht wirklich nobel aus und passt zu den sonstigen Flächen, die im Testwagen damit bezogen waren. Ohnehin war die Verarbeitung in „unserem“ Superb nahezu makellos. Spaltmaße außen wie auch die Zusammensetzung der Verkleidungen innen waren akkurat.

Das große Infotainmentsystem ist größtenteils intuitiv zu bedienen, der Berührungsbildschirm reagiert rasch und zuverlässig auf Eingaben. In einigen Menüs gibt es auch eine Gestensteuerung, bei der es meistens ein paar Anläufe braucht, bis sie begriffen hat, was man von ihr will. In der Form ist das wenig hilfreich, um nicht zu sagen: überflüssig. In den Modellen mit alleinigem Verbrenner kommt das optionale Soundsystem von der deutschen Firma Canton, im Superb iV wird der Lieferant nicht genannt. Hier fehlt dann der Subwoofer, was durchaus hörbar ist - bei tiefen Frequenzen fehlt dem System ein bisschen der Mumm. Für die 450 Euro Aufpreis, die Skoda dafür verlangt, ist der Klang insgesamt aber ordentlich.

Die Batterie für den Hybridantrieb schränkt das Kofferraumvolumen ein: Statt 660 sind es hier nur noch 510 Liter. Zur groben Einordnung: Im etwas längeren T-Modell der Mercedes E-Klasse bleiben nach der Hybridisierung 480 von 640 Litern übrig. Wir maßen im Superb 117 cm in der Tiefe, 101 cm zwischen den Radhäusern und 46,5 cm zwischen Kofferraumboden und Abdeckung. Was dem Superb iV gegenüber den Modellen mit alleinigem Verbrenner fehlt, ist der Freiraum unter dem Ladeboden. Wer den ohnehin nie nutzt, wird nichts vermissen.

Einen Superb iV Combi gibt es ab 42.590 Euro, in der von uns gefahrenen Ausstattungslinie Sportline sind es 48.790 Euro. Der üppig ausstaffierte Testwagen kam auf knapp 58.000 Euro Listenpreis. Das ist fraglos viel Geld und eine Preisregion, in die sich Skoda noch vor wenigen Jahren nicht gewagt hätte. Es sei aber angemerkt, dass der Superb gegenüber vergleichbar langen Kombis noch immer ein faires Angebot mit konkurrenzloser Raumfülle ist. Mit der Subventionierung von Plug-in-Hybriden, die sich Hersteller und Steuerzahler teilen, unterbietet er den Diesel finanziell deutlich, ohne ihm direkt Konkurrenz zu machen. Denn wer schnell und mit geringem Kraftstoffverbrauch weite Strecken fahren will oder vielmehr muss, wird den Diesel vorziehen. Für den Durchschnittspendler erscheint die Option, zumindest einen Teil der alltäglichen Strecken elektrisch fahren zu können, aber überlegenswert. Allein die noch ungewöhnliche „Ruhe“ hat das Zeug dazu, viele zu überzeugen.

Der Hersteller hat die Kosten für die Überführung übernommen und den Testwagen gestellt. Der Autor hat die Energiekosten übernommen.