Test Peugeot 3008 Hybrid4: Sparen oder sprinten?

Seite 2: Verarbeitung, Infotainment, Preis

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Wurde die Batterie aufgeladen, sinkt der Benzinverbrauch natürlich drastisch, je nach Streckenprofil können es dann im Hybridmodus auch weniger als 4 Liter sein – zuzüglich Strom, versteht sich. Damit wird auch hier klar: Ein Plug-in-Hybrid wird nicht plötzlich ein Saubermann, nur weil er ein paar Kilometer ohne Verbrenner fahren kann. Dass der deutsche Steuerzahler diese Form subventioniert, ist einer tief verwurzelten Lobby zu verdanken und hat nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Das kann man dem 3008 Hybrid4 nur schwerlich anlasten, er ist schlicht ein Resultat der politischen Rahmenbedingungen.

Der 3008 ist seit dem Herbst 2016 im Handel. Das SUV ist ausgereift, die Verarbeitung ist bis auf nebensächliche Kleinigkeiten sehr gut. Auch bei der Materialauswahl beweisen die Franzosen ein feines Gespür. Das Platzangebot bietet das, was man von einem SUV auf dieser Verkehrsfläche erwarten kann. Nur der Kofferraum ist im Hybrid mit 395 Litern deutlich kleiner als in den Modellen mit Verbrennungsmotor, bei denen Peugeot 520 Liter nennt. Gemessen haben wir 87 cm in der Tiefe, 112 cm zwischen den Radhäusern und 53 cm zwischen Ladeboden und Abdeckung.

Sehr gut mit meinem Rücken haben die Sitze harmoniert. In der Ausstattungslinie “GT” sind die “Ergonomischen Komfortsitze mit AGR-Gütesiegel” für beide Seiten serienmäßig. Sie bieten auch eine angenehme Massage. Der Knopf am Sitzgestell ruft nur ein Bildschirmmenü auf, in dem dann das Massageprogramm und deren Intensität gewählt werden kann. Man sitzt bequem in einer akustisch gut gedämmten Umgebung – zwei wichtige Zutaten für ein komfortables Fahren erfüllt der 3008 also wirklich sehr überzeugend.

Leider ist die Fahrwerksabstimmung etwas straff geraten, dabei ist eine 55er-Flankenhöhe auf einer 19-Zoll-Felge dem Komfort durchaus nicht abträglich. Vermutlich könnte den ein oder anderen Fahrer, der vornehmlich auf die üppige Systemleistung scharf ist, ein agiles Kurvenverhalten oder zumindest der Anschein dessen trösten. Doch die unnachgiebige Federung führt nicht dazu, dass der 3008 agil um die Kurve flitzt. Dazu passt dann schlechterdings auch die gefühls- und rückmeldungsarme Lenkung.

Ein paar Worte hat sich der Spurassistent verdient, wobei ich hier auf die Erfahrung zurückgreife, die mein Kollege Florian auf der Autobahn eingesammelt hat: “Nach 180 km Autobahn muss ich sagen, dass der Spurassistent nicht funktioniert. Er arbeitet hart – zwingt den Fahrer aber immer wieder zum Gegenlenken. Überlässt man das Steuer der Technik, wird sie über kurz oder lang fast unweigerlich die linke Fahrstreifenbegrenzung ansteuern und dann entweder auf der Markierung fahren oder langsam sogar noch weiter nach links driften, bis man die Markierungen nicht mehr hört. Und nein, Seitenwind herrschte keiner. Wenn ich durch das schlechte Infotainment abgelenkt war, fuhr der Wagen sogar recht schnell aus der Spur – eine Zuspitzung durch zwei sogenannte Systeme, eines für Assistenz, eines zur Bedienung. Mir ist unbegreiflich, wie unser KBA so etwas zulassen kann und warum man in D für so ein Auto eine Versicherung bekommt. Die einzige Erklärung wäre: Das Teil ist einfach defekt. Aber auch so etwas sollte man absichern. Das ist ja kein Desktop-Computer, der ruhig mal abstürzen darf.” Das deckt sich mit meinen Eindrücken auf der Landstraße.

Test Peugeot 3008 Hybrid4 (27 Bilder)

Seit kurzem bietet Peugeot im 3008 zwei Plug-in-Hybride an. Die Systemleistungen liegen bei 165 und 220 kW. Wir waren mit der stärkeren Variante unterwegs.
(Bild: Florian Pillau)

Kritik bekommt der 3008 auch von mir für sein Infotainmentsystem. Sicher, der Mensch kann sich an vieles gewöhnen und die Vielfalt der Möglichkeiten macht eine sinnvolle Menüführung nicht ganz einfach. Doch auch nach mehr als einer Woche im 3008 frage ich mich, warum Optionen so weit im System verstreut wurden. Irgendwann sieht man sicher auch hier durch, andere Hersteller bekommen aber einen einfacheren Zugang hin. Und dass, obwohl PSA für die großen Menüpunkte eigene Tasten einbaut. Doch sie sind alle gleich geformt, die Reihenfolge muss man sich also einprägen. Gut fallen haben mir der Drehregler für die Lautstärke und das angenehm tönende Soundsystem von Focal.

Man kann über Schwächen wie die Dreckmagneten Rückfahrkamera und Außenspiegel oder die schlecht zugänglichen ISOfix-Bügel zur Kindersitzbefestigung hinwegsehen. Manch einer wird ein Head-up-Display oder Matrixlicht nicht vermissen, beides gibt es auch optional nicht. Bei allem möglichen Wohlwollen sei allerdings angemerkt, dass der 3008 Hybrid4 zwar sehr gut ausgestattet ist, insgesamt dann aber doch eine stattliche Stange Geld kostet. Angeboten wird der 300-PS-Hybridantrieb in diesem SUV ab 49.450 Euro, der GT kommt auf 50.800 Euro. Allzu viele Optionen bleiben dann freilich nicht mehr, der Testwagen kam auf gut 54.000 Euro. Zur Vollausstattung fehlte ihm nur noch die Anhängerkupplung und das große Glasschiebedach. Doch wie auch immer man es dreht: Das Vergnügen, dieses 300-PS-SUV ein paar Kilometer auch elektrisch fahren zu können, ist ein ziemlich kostspieliges.

Der Hersteller hat die Kosten für die Überführung übernommen und den Testwagen gestellt. Energiekosten trug der Autor.