Test VW Arteon 2.0 TDI: Das Nischen-Modell

Seite 2: Anfahrschwäche

Inhaltsverzeichnis

Vor ein paar Monaten fuhr mein Kollege Christian bei einem Tagestermin einen Skoda Octavia 2.0 TDI Scout, der die gleiche Maschine in sich trug wie der Arteon. Was er später in die Tastatur schlug, ließ mich vermuten, dass sein Testwagen nicht dem Serienstand entsprochen hatte. Denn bei der grundsätzlichen Abstimmung des Ansprechverhaltens hat Volkswagen in der Regel ein recht gutes Händchen. Verschiedene Seat Leon mit 110-kW-Benziner oder auch der Dreizylinder-Golf mit 81 kW, den Clemens vor einiger Zeit fuhr, sind in dieser Hinsicht positiv in redaktioneller Erinnerung geblieben. Bei der Abstimmung des Zweiliter-Diesels mit 147 kW aber ist etwas schiefgelaufen.

Wie schon der Octavia hatte auch der Arteon eine massive Anfahrschwäche. Die Verzögerung ist gerade im Stadtverkehr ausgesprochen lästig. Wer sich auf eine dicht befahrene Straße einsortieren will, muss Gasgeben, bevor die Lücke da ist. Das ist in dieser Form nicht selten, sondern einzigartig: Mir ist kein aktueller Dieselmotor bekannt, bei dem das derart ausgeprägt wäre. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe müht sich redlich, das Turboloch zu überspielen, was im Sportmodus besser klappt als im normalen Fahrprofil. Doch letztlich ist selbst die geschickteste Gangwahl des Räderwerks gegen das riesige Loch machtlos. Überland muss sich der Fahrer bei Überholmanövern darauf einstellen, dass es eben einen Moment dauert, bis die volle Beschleunigung da ist.

VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI außen (5 Bilder)

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Auf der Autobahn ist das verzögerte Ansprechen des Laders naheliegenderweise am wenigsten zu spüren. Obwohl die Werksangaben nahe an jenen eines BMW 320d Mildhybrid (Test) liegen, ist der Eindruck im Auto dennoch ein anderer: Der Bayer wirkt kraftvoller und drehfreudiger, der 2.0 TDI tritt etwas zurückhaltender an. Beide bieten sehr gute Fahrleistungen, auch bei hohen Geschwindigkeiten wirken sie souverän. Unterschiede gibt es bei der Dämmung, wobei beide Testwagen mit Akustikglas ausgestattet waren. Im 320d bleibt es stets leiser, im Arteon sind Geräusche von Reifen, Wind und Antrieb deutlicher zu vernehmen. Wirklich laut ist der Shooting Brake nicht, doch ich hatte den Eindruck, dass der VW Golf insgesamt noch etwas besser abgeschirmt war.

Im WLTP nennt VW für den Arteon 2.0 TDI 4Motion 5,8 Liter/100 km. In unserem Test ergab sich eine Bandbreite von 5,2  über Land bis 8 Liter auf einer sehr schnellen Autobahnetappe. Vergleichbare Diesel-Modelle, die wir von BMW und Mercedes in der Redaktion hatten, kamen ohne Allradantrieb minimal mit etwas weniger aus, im Schnitt lagen sie aber in einem ähnlichen Bereich. Dramatische Fortschritte sind in dieser Hinsicht nicht mehr zu erwarten, der Dieselmotor hat in den Entwicklungsabteilungen der Autohersteller keine Priorität mehr.


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Wenn lange, schnelle Autobahnetappen das hauptsächlich angestrebte Einsatzprofil sind, ist der Diesel im Arteon noch immer eine Überlegung wert. Für alle anderen Zwecke würde ich aus dem Sortiment andere Motoren vorziehen. Die Benziner sind leiser und harmonischer im Ansprechverhalten. Der Plug-in-Hybrid kann auf Kurzstrecken seine Vorteile ausspielen, sofern man mit dem zähen Ladetempo leben kann – bei maximal 3,7 kW ist Schluss. Dennoch dürfte er der härteste, interne Konkurrent der 2.0 TDI sein.

Beim Listenpreis liegt er nahezu gleichauf mit dem Allrad-Diesel, doch Dank Subventionen und Vorteilen bei der Dienstwagenbesteuerung ist der Hybridantrieb im Unterhalt deutlich günstiger. Mit der Innovationsprämie liegt der Listenpreis unter dem eines Arteon mit 110-kW-Diesel und Frontantrieb. Die Lücken, die für den Dieselmotor bleiben, werden also immer kleiner, aber noch gibt es sie. VW hat sie in der Vergangenheit hinsichtlich der Fahrbarkeit allerdings schon überzeugender gefüllt.

Die Kosten für die Überführung hat Volkswagen übernommen, jene für Kraftstoff die Redaktion.