Daten unter der Haube

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… und aus Eigeninteresse

Ferner gibt es für die Hersteller einige ökonomische Gründe, Daten zu sammeln. Wer als Käufer eine Gewährleistungs- oder Garantieleistung für sein Fahrzeug möchte, dem sehen die Vertragswerkstätten schon gern in die Datenkarten. Wenn dann im Protokoll vermerkt ist, dass der Motor bereits in der Einfahrzeit bei kaltem Öl immer zu hoch gedreht wurde, haben Hersteller und Werkstatt etwas in der Hand, um Leistungen zu verweigern.

Anderes Beispiel: Normalerweise blockieren moderne Cabrios ab Werk den automatischen Dachmechanismus, wenn eine Schwellengeschwindigkeit überschritten wird, um selbigen vor Beschädigung zu schützen. Der Fahrer könnte jedoch während der Dachöffnung beschleunigen und das Dach auf diese Art beschädigen. Folglich lässt der kluge Hersteller protokollieren, wenn die erlaubte Geschwindigkeit während des Öffnens oder Schließens überschritten wird. Diesen digitalen Aktenvermerk wird der Hersteller dem Kunden im Schadensfall vorhalten und ihm erklären, dass er nicht für Fehler durch eine Behandlung des Produkts jenseits der Spezifikation einsteht.

Einziges Problem dabei: Streng genommen fehlt die Rechtsgrundlage, auf der mit diesen Daten juristisch agiert wird, indem etwa Garantieleistungen abgelehnt werden. Denn meistens arbeitet die Justiz hier nur nach dem Motto „Der Hersteller wirds schon wissen und Recht haben“. Der Hersteller muss beispielsweise nicht beweisen, dass die Daten nicht von der Werkstatt verfälscht wurden und dass sie nicht einfach nur durch einen Systemfehler entstanden sind.

Datensammeln ist nicht generell böse. Daten entstehen an verschiedenster Stelle im Fahrzeug, und wenn man die geschickt sammelt und auswertet, lassen sich damit ganz neue Funktionen schaffen. Heutzutage verkaufen Fahrzeughersteller dadurch Features, die nur in Software realisiert sind, etwa Antriebsschlupfregelungen: Hat ein Fahrzeug bereits Raddrehzahlsensoren für das ABS und das ESP, erledigt den Rest ein Steuerungsprogramm. Der Einfachheit halber ist diese Software dann bei allen ausgelieferten Autos drauf, wird aber erst bei Bezahlung aktiviert.

Auch ein günstiges Reifendruckwarnsystem von Herstellern wie Bosch und Continental nutzt Vorhandenes per Software, in diesem Fall die Drehzahlsensoren: Ein platt werdender Reifen hat einen anderen Abrollumfang als ein richtig gefüllter, was das Gerät anhand der Drehzahldifferenzen merkt. Die Genauigkeit langt für eine Warnung bei größerem Druckverlust.