Daten unter der Haube

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Typische Kandidaten für solche Scheinfehler sind Timing-Probleme. Ein Steuergerät wartet auf Daten. Der Sender ist aber gerade derart beschäftigt, dass er seine Daten nicht innerhalb des Zeitfensters auf den CAN-Bus bekommt. Wie andere einfache Bus-Systeme kann auch CAN nicht garantieren, wann eine Übertragung auf dem Bus möglich ist; deshalb kann es bei starkem Datenverkehr schon mal passieren, dass es länger dauert, als in allen Tests erwartet, bis die Nachricht ankommt. Oder eine Komponente hat bei An- oder Abschaltung der Zündung gar keinen Strom, während eine andere schon auf Daten wartet und schließlich einen Fehler setzt. Für solche Ausnahmefälle werden dann die Softwareparameter geändert, bei einem Timing-Problem also beispielsweise Wartezeiten vergrößert.

Normalerweise schaut sich die Werkstatt Fehlerprotokolle an, entweder aus akutem Anlass oder periodisch bei Inspektionen. Komplizierte Fehler wird sie mit dem Hersteller rücksprechen, doch trotz protokollierter Datenfülle kann selbst der nicht alle Fehlerursachen finden und abstellen. Dann geht ein Steuergerät samt der Datenaufzeichnungen des Testbetriebs zum Zulieferer. Denn der kann meistens tiefere Analysen fahren, wie Bosch bestätigt.

Tiefenanalyse

Der Zulieferer als der eigentliche Entwickler hat das beste Systemverständnis seines Steuergerätes. In erster Linie helfen dem Zulieferer bei der Fehlersuche die üblicherweise für die Entwicklung einbauten Debugging-Hilfen, über die nur er verfügt.

Die strengen Produkthaftungsgesetze der EU verlangen lückenlose Dokumentationen auch der jeweiligen Produktverantwortung. Wenn das Steuergerät eines Zulieferers im eingebauten Zustand nicht das tut, was per Pflichtenheft vereinbart wurde, hat der Zulieferer ein Problem. Wenn dann ein Rückruf nötig wird und er womöglich Zigtausende neuer Steuergeräte auf Kulanz nachliefern muss, ist er pleite. Um eine kleine Firma plattzumachen, reicht oft schon ein längerer Schadensersatzprozess, durch den sich Zahlungen zurückhalten lassen.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht ausgeschlossen, dass kleinere Entwicklerfirmen in ihrem Steuergerät ein Zusatzprotokoll vorsehen, das die Einhaltung der Schnittstellenparameter überwacht und dokumentiert. Idealerweise können sie später belegen, wer tatsächlich die Fehler an der Schnittstelle verursacht hat.