BenQ-Mobile-Zulieferer Balda trennt sich von 1000 Arbeitnehmern

Der Kunstoffteile-Hersteller Balda will drei deutsche Werke abstoßen und verweist dabei auf die rückläufige Auftragslage, die durch die Pleite von BenQ Mobile noch verschärft worden sei.

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Der Kunstoffteile-Hersteller Balda AG aus dem nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen will drei deutsche Werke abstoßen und nimmt dafür auch Verluste sowie Arbeitsplatzabbau in Kauf. Der Spezialist für Kunststoffteile für die Mobilfunk- und Automobilbranche korrigiert seine Jahreserwartung deutlich nach unten und verweist dabei auf die allgemein rückläufige Auftragslage, die durch die Pleite des Abnehmers BenQ Mobile noch verschärft worden sei.

Im vergangenen Quartal ging der Umsatz verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um fast 20 Prozent auf 82,6 Millionen Euro zurück. Wegen Sondereffekten und Kapazitätsabbau dürfte nach Erwartung des Unternehmens 2006 ein Verlust zwischen 45 und 50 Millionen Euro anfallen. Davon gingen 35 Millionen Euro auf einen Buchverlust aus dem geplanten Verkauf mehrerer Werke zurück. Operativ will Balda 2006 nun zwischen 10 und 15 Millionen Euro verdienen. Auch das ist weniger als erwartet: Balda hatte erst vor einem Monat die Prognose für den Vorsteuergewinn von bis zu 48 auf 20 Millionen Euro gesenkt.

Jetzt will der Hersteller drei seiner Werke in Deutschland verkaufen. Die Standorte im nordrhein-westfälischen Herford (Automobilzulieferer Balda-Heinze, HeRo), dem sächsischen Oberlungwitz (Galvanisierer HeRo/SMK) und dem baden-württembergischen Seelbach (Albea Kunststofftechnik) seien etwa zur Hälfte mit mit Aufträgen aus der Mobilfunkbranche ausgelastet gewesen, erklärte ein Sprecher. Die entsprechenden Aufträge sollen nun am Standort Bad Oeynhausen konzentriert werden. Balda will die Fertigungsanlagen, die zu Boomzeiten der New Economy teuer eingekauft wurden, jetzt so schnell wie möglich loswerden und nimmt dafür Verluste in Kauf. Die könnten sich auf bis zu 65 Millionen Euro belaufen, schätzt das Unternehmen. Soweit zulässig, sind diese Verluste bereits im Ergebnis des dritten Quartals berücksichtigt.

Der Markt sei unter enormen Preisdruck, die Hersteller kaufen billig in Asien ein, heißt es im Quartalsbericht. Balda hat darauf mit dem Aufbau von Kapazitäten in Billiglohnländern wie Indien, Malaysia oder China reagiert. In Deutschland dagegen wird die Produktionskapazität mit den Werksverkäufen um die Hälfte zurückgefahren. Für die Mitarbeiter bedeutet das, von ursprünglich 1600 werden 1000 nicht mehr für Balda arbeiten – oder gar nicht mehr. In Bad Oeynhausen als einzig verbleibendem deutschen Standort will Balda 250 Arbeitsplätze abbauen. Außerdem will das Unternehmen etwa 450 Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen nicht weiter beschäftigen. 750 Arbeitsplätze sollen in den zu verkaufenden Fabriken erhalten bleiben. Für die Herforder Balda-Heinze mit etwa 300 Mitarbeitern und die rund 150 Angestellten der HeRo-SMK gebe es bereits einen Interessenten, erklärte der Unternehmenssprecher. Die Betroffenen dürfte das nicht beruhigen.

Zwar erwartet Balda, im kommenden Jahr wieder in ruhigere Fahrwasser zu gelangen. Doch der mit zwischen fünf und zehn Prozent am Unternehmen beteiligte britische Investor Audley Capital Advisors hatte Ende September Übernahmeabsichten geäußert. Die Investmentgesellschaft will im Streubesitz befindliche Aktien teils durch ein Management Buyout, also die Übernahme der Firmenanteile durch das Management, aufkaufen und das Unternehmen von der Börse nehmen. Nur so ließe sich der "tiefgreifenden Strukturwandel" bewältigen, dem das Unternehmen unterworfen sei. Von einem Übernahmeangebot will das Unternehmen nichts wissen. "Uns liegt kein Angebot vor", erklärte der Sprecher, bisher habe es nur eine Ankündigung gegeben. Ein Management Buyout habe der Balda-Vorstand abgelehnt.

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