3GSM: Die größte Mobilfunk-Schau der Welt

Die weltweit größte Veranstaltung zum Mobilfunk beschäftigte sich vor allem mit der weiteren Beschleunigung der 3G-Netze, neuen Datendiensten und Abrechnungsmodellen sowie den sich entwickelnden Märkten in Osteuropa, Asien, Afrika und Lateinamerika.

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Von
  • Rudolf Opitz

Mit Rekordzahlen von 50.000 Besuchern und 962 Ausstellern ging die nach Angaben der Veranstalter weltweit größte Veranstaltung rund um den Mobilfunk zu Ende: Der 3GSM World Congress 2006 wuchs um stattliche 40 Prozent, verglichen mit vergangenem Jahr. Um genügend Raum für Aussteller, Besucher und Veranstaltungen zu bieten, fand die Veranstaltung, die bis 2005 in Cannes residierte, erstmals in der katalonischen Metropole Barcelona statt. Das Ausstellungsgelände am Placa d'Espanya bot doppelt soviel Platz wie der bisherige Veranstaltungsort. In Cannes mussten viele Unternehmen noch auf angemietete Yachten ausweichen.

Zu den beherrschenden Themen der Messe zählten außer dem weiterhin stark wachsenden Mobilfunk-Markt in Europa, Japan und Nordamerika vor allem die neuen Märkte in Indien, China dem pazifischen Raum, dem nahen Osten, Afrika, Osteuropa und Lateinamerika. Die Mobilfunk-Industrie diskutierte dabei unter anderem alternative Abrechnungsmodelle wie Flatrates für Telefon- und Datendienste. In den Technologie-Foren ging es um die Verbesserung der Netze, wobei neue Datendienste wie HSDPA und HSUPA, die die Datenraten in UMTS-Netzen auf Festnetzniveau heben sollen und IP-basierte Netzstrukturen wie IMS (IP-based Multimedia Subsystems), mit denen die Nutzer etwa während eines Telefonats Bilder, Dokumente und Videos austauschen können, im Vordergrund standen. Auf dem Ausstellungsgelände zeigten Netzausrüster wie Ericsson HSDPA-Lösungen der zweiten Generaton, die die Datenraten in Empfangsrichtung auf 7,2 MBit/s und mehr hochschrauben sollen. Zunächst werden die Netzbetreiber jedoch mit Raten von 1,8 oder 3,6 MBit/s starten. Endgeräte-Hersteller führten nicht nur PC-Cards zum Surfen mit dem Notebook, sondern auch erste UMTS-Handys mit dem Datenturbo vor.

Die schnellen Datendienste sollen Multimedia-Angebote attraktiver machen, zumal die Handys und Smartphones mit immer größeren Speichern, besseren Kameras und video-fähigen Grafik- und Soundchips wie dem Goforce 5500 von Nvidia aufwarten. Auch die Handy-TV-Systeme DVB-H und das von koreanischen Herstellern favorisierte T-DMB setzen auf leistungsfähige Videohandys, von denen es mehrere zu sehen und auszuprobieren gab. Während auf der IFA 2005 noch T-DMB als guter Kandidat für die Einführung zur Fußballweltmeisterschaft 2006 galt, scheint DVB-H nun die Nase vorn zu haben: Passende Geräte konnte man auf vielen Ständen bewundern.

Ein weiteres 3GSM-Thema war die Internet-Telefonie und Roaming von Sprechverbindungen zwischen Mobilfunknetz und WLAN (Unlicensed Mobile Access). UMA-Handys wie das 6136 von Nokia konnte man vereinzelt schon erspähen. Als Dauerbrenner erwiesen sich Geräte für mobile E-Mails, die mit kleinen alphanumerischen Tastaturen die Texteingabe erleichtern und die elektronischen Nachrichten per Push-Technik direkt empfangen können. Während BlackBerry und Microsoft ihre proprietären Lösungen anpriesen, setzt Nokia mit den E-Series-Geräten, die verschiedene Push-Dienste unterstützen sollen, auf Flexibilität. E-Mails und Instant Messaging ist ein schnell wachsender Markt, den sich die Netzbetreiber nicht gern aus der Hand nehmen lassen wollen: Sie verkündeten auf der 3GSM die Gründung einer Personal-IM-Alliance, der zunächst 15 Mobilfunk-Anbieter angehören. Microsoft hält mit Windows Live, einer providerunabhängigen Nachrichten-Lösung dagegen. Welche Lösung sich zuletzt durchsetzen wird, müssen aber die Anwender entscheiden. Vor dem Marktstart der neuen Dienste und Endgeräte gibt es im März die nächste Gelegenheit zum Vergleichen und Ausprobieren: Vom 9. bis zum 15. 03.2006 findet die CeBIT in Hannover statt.

Zum 3GSM World Congress 2006 siehe auch: