LKW-Maut: Unerwarteter Auslandsfehler
Probleme nach Auslandsfahrten mit den On Board Units für die deutsche, satellitengestützte LKW-Maut sollten nach Auskunft von Technikern mittlerweile behoben sein.
Bereits im Heise-Forum hatten sich LKW-Fahrer gemeldet und davon berichtet, dass sie bei Fahrten nach Österreich Probleme mit der On Board Unit (OBU) hatten: Die OBUs funktionierten nicht mehr, wenn die Lastwagen aus dem Ausland zurückkehrten. Nach einem Bericht im ZDF zu diesem Problem bezeichnete Harald Lindlar, Pressesprecher des Maut-Konsortiums Toll Collect, in einer Stellungnahme gegenüber der Welt die Störungen als "Auslandsprobleme".
Für die Ingenieure von Toll Collect kommt die Nachricht vom Auslandsfehler insofern unerwartet, als ein entsprechender Patch des Betriebssystems bereits vor 4 Wochen erfolgte. "Wir haben das Software-Update bereits vor vier Wochen gefahren. Eigentlich müssten alls OBUs draußen durch sein", beantwortete ein Techniker in der Berliner Zentrale die Anfrage von heise online.
Die jetzt in den LKWs eingebauten OBU sind so programmiert, dass sie alle 25 Tage beim Rechenzentrum anfragen, ob ein Patch für das Betriebssystem vorhanden ist. Ist dies der Fall und die Empfangsstärke hervorragend, wird das Software-Update gestartet. Da die Abfrage aller OBUs gestaffelt erfolgt, ist ein Update spätestens nach 25 Tagen auf allen Geräten. Bei der aktuellen Generation der OBU kann nur das Betriebssystem gepatcht werden, nicht aber die so genannten Betriebsdaten- und Tarifdateien. Dies wird erst mit der zweiten Stufe der Maut möglich sein, die am 1. 1. 2006 gestartet werden soll. Mit der europaweit diskutierten Abschaffung des Sonntagsfahrverbotes wird die flexible Tarifierung wichtig, weil nach den Plänen des Verkehrsministeriums kräftige Wochenends- und Feiertagsaufschläge die LKWs von der Autobahn fern halten sollen.
Derzeit sind 105.000 OBU eingebaut, zum Start der Maut am 1. 1. 2005 sollten es ursprünglich 500.000 sein. Nach Ansicht der Spediteure müssten mindestens 400.000 Geräte eingebaut sein. Sonst drohe ein Chaos an den Maut-Terminals, erklärte Hermann Grewer vom Spediteursverband BGL in dieser Woche. Bei Toll Collect gibt man inzwischen keine Schätzungen mehr aus, wie viele OBUs es noch bis in die LKW schaffen. Bisher laufe die Generalprobe hervorragend, und der pünkliche Start sei gesichert, heißt es aus Berlin.
Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland siehe auch:
- Verursacherbedingt verspätet -- Das "fortschrittlichste Mautsystem der Welt" und die Realität, c't 22/2003, S. 92, verfügbar im heise online-Kiosk
- Ausgebremste Automatik -- Das Kreuz mit der satellitengestützten Lkw-Maut, c't 21/2002, S. 60
- Sperrminorität gegen einheitliche EU-Maut erfolgreich
- Toll Collect stottert ab
- Bremsklotz aus Brüssel
- Generalprobe vorzeitig gestartet
- Tanz um den Schadensersatz
- Der Start ist geregelt
- Gericht: Toll Collect klaute Kartendaten im Internet
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- Ein Tipp der Spediteure
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(Detlef Borchers) / (jk)