Peugeot stellt seine Modelle 3008 und 5008 mit Hybridantrieb vor

Zwei E-Motoren, Doppelkupplungsgetriebe und VTG-Lader – viel Aufwand für überschaubare Spareffekte. Den neuen Mildhybrid zeigt Peugeot zuerst in 3008 und 5008.

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Peugeot 5008 Hybrid

Peugeot 5008 Hybrid

(Bild: Peugeot)

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Inhaltsverzeichnis

Für seinen neuen Hybridantrieb treibt Stellantis erstaunlich großen Aufwand, die Technik scheint offenbar noch nicht ganz so tot, wie man bisweilen lesen kann. Peugeot präsentiert den von seinem Dachkonzern Stellantis entwickelten Antrieb mit zwei E-Maschinen, Doppelkupplungsgetriebe und einem Turbolader mit variabler Geometrie ("VTG-Lader") erstmals in seinen Modellen Peugeot 3008 und 5008. Kurz darauf soll es auch in vielen anderen Modellen der Marke eingesetzt werden. Passen dürfte er auch in Konzernmodellen mit gleicher technischer Basis, etwa von Citroën.

Das Hybridsystem mit einer Spannungsebene von 48 Volt für den elektrischen Zweig besteht aus dem bereits bekannten, aber modifizierten Dreizylinder-Ottomotor mit Turbolader, einem neuen elektrifizierten Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe mit integriertem Elektromotor, Riemen-Starter-Generator sowie einer Batterie. Im Zusammenspiel senken diese Komponenten den Kraftstoffverbrauch um bis zu 15 Prozent. Im WLTP gibt Stellantis 126 Gramm CO₂/km für den Peugeot 3008 und 128 Gramm CO₂/km für den Peugeot 5008 an.

Peugeot 3008 Hybrid

(Bild: Peugeot)

Gründlich überarbeitet für den Einsatz im Hybridverbund wurde der Ottomotor. Der Dreizylinder mit 1199 cm³ bietet eine Leistung von 100 kW bei 5500/min und satte 230 Nm Drehmoment bei 1750/min. Schon diese Leistungs- und Drehmomentangaben zeigen, dass die Entwickler weiterhin Wert auf gute Elastizität legen. Damit gehen sie ganz offenbar nicht den von japanischen Entwicklern bevorzugten Weg, das Drehmoment bedarfsweise vor allem aus dem Elektromotor zu beziehen und dafür den Verbrennungsmotor etwas zu vergrößern und radikal zu vereinfachen. Im Gegenteil – bei Peugeots Antrieb wird sogar ein erhöhter Aufwand getrieben.

Der bereits bewährte Dreizylinder ist die Hauptantriebsquelle im Hybridverbund. Schön zu sehen sind die Steuerkette (statt des im Öl laufenden Riemens früherer Generationen), die Nockenwellenverstellung und der Turbolader mit dem Verstellmechanismus für die Leitschaufeln am Flansch.

(Bild: Peugeot)

Er setzt nicht nur auf Downsizing, sondern erreicht eine füllige Drehmomentkurve mit einem für Ottomotoren ungewöhnlichen Turbolader mit variabler Geometrie. Bis Porsche 2006 solche Lader auch in Serien-Benziner baute und 2017 VW folgte, waren für Ottomotoren geeignete VTG-Lader einfach zu teuer, weil sie mit den höheren Abgastemperaturen nur durch exotische Materialien und Bauweisen auf Dauer zuverlässig zurechtkommen. Peugeot spricht aber von einem effizienten Betrieb im sogenannten "Miller-Cycle", in dem der Motor mit verkürztem Verdichtungs- und langem Expansionshub arbeitet und damit die thermische Energie besser nutzt. Das erlaubt im Gegenzug einen günstigeren VTG-Lader einzusetzen, weil aufgrund der höheren Effizienz die Abgase kühler bleiben. Der Lader gleicht den Drehmomentnachteil im Miller-Cycle also aus und ist damit dessen kongenialer Partner.

Peugeot Hybrid Doppelkupplungsgetriebe, oben die Schaltwalze, verdeckt dahinter die E-Maschine, zentral die Welle mit den beiden Kupplungen und ganz unten das Differenzial.

Hoher Aufwand für den Verbrenner-Anteil des Hybridantriebs, doch hört der geballte Technik-Einsatz am Schwungrad nicht auf: Auch das e-DCS6 genannte Getriebe ist deutlich komplexer als ein automatisiertes Schaltgetriebe oder gar das genial supersimple Planetenradgetriebe der Toyota-HSD-Hybride. Es ist ein Doppelkupplungsgetriebe, in dessen Getriebegehäuse der Wechselrichter, das Steuergerät und einer der Elektromotoren untergebracht sind.

Die Anordnung der Komponenten im Wagen konnte 1:1 bleiben, wie bisher, lediglich für die Batterie musste ein Platz gefunden werden. Sie liegt unter dem linken vorderen Sitz.

(Bild: Peugeot)

Letzterer, ein permanenterregter Synchronmotor (Link), leistet 21 kW, bietet ein Drehmoment von 55 Nm, die er bedarfsgerecht direkt – auch als einzige Antriebsquelle – einspeisen kann. Beim Beschleunigen stellt er bis zu 9 kW und "genügend Drehmoment" bereit, um die kurze Reaktionszeit des Turboladers auszugleichen. Die zweite E-Maschine im Verbund ist ein 48-Volt-Riemen-Starter-Generator, der bedarfsweise den Verbrennungsmotor über den Nebenaggregate-Riemen anreißt, um das Verzahnungsgeräusch und Übergangsrucke zu eliminieren. Der Startvorgang verläuft damit für die Insassen fast unbemerkt.

Das Interieur der neuen Hybridmodelle

(Bild: Peugeot)

Als Energiezwischenablage nutzt Stellantis eine Lithium-Ionen-Batterie mit 48 Volt, einer Bruttokapazität von 898 Wh und einer verfügbaren Kapazität von 432 Wh. Die weite Spreizung zwischen Brutto und Netto weist auf eine äußerst konservative Auslegung hin. Peugeot schreibt, sie soll "während der gesamten Lebensdauer des Fahrzeugs das gleiche Leistungsniveau beibehalten". Hier fehlt zwar eine Definition von "gesamter Lebensdauer", immerhin aber bietet Peugeot eine "Originalgarantie von acht Jahren und 160.000 km" auf dieses Bauteil, das sich übrigens unter dem linken Vordersitz befindet, um den Kofferraum nicht einzuschränken.

Wie Peugeot mitteilt, sollen Verbrennungs- und Elektromotor gemeinsam oder getrennt arbeiten, um den Energieverbrauch zu optimieren. Bei starker Leistungsanforderung durch den Fahrer, etwa bei Beschleunigung oder bergauf, unterstützt der Elektromotor den Verbrennungsmotor bei niedrigen Drehzahlen. Wird der Antrieb durch das Fahrzeug angetrieben, etwa bei Verzögerung oder bergab, wird bis zu 145 km/h der Verbrennungsmotor abgestellt, ausgekuppelt und der Elektromotor kann mit der kinetischen Energie des Wagens die Batterie laden. Laut Peugeot sollen die beiden Modelle mit dem Hybridantrieb "mehr als 50 Prozent der Zeit im hundertprozentigen, emissionsfreien Elektromodus fahren" können. Die Randbedingungen werden allerdings nicht genauer beziffert.

Peugeots Dreizylinder mit Nebenaggregaten. Der im Verhältnis zum Motor ziemlich fette Riemen-Starter-Generator liegt prominent vorn im Bild, darunter der Klimakompressor.

(Bild: Peugeot)

Der Hersteller verspricht etwas schwammig bis zu 15 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch im Vergleich zu einem ähnlichen, herkömmlich motorisierten Modell. Noch etwas ungenauer wird Peugeot beim folgenden Vergleich: So biete der Hybridantrieb "bei einem SUV des C-Segments eine durchschnittliche Kraftstoffersparnis von etwa 1 Liter/100 km" nach WLTP, aufgeteilt auf minus 2,5 l/100 km im urbanen Bereich und minus 0,7 l/100 km auf der Landstraße, während der Autobahnverbrauch unverändert bleibt. Gemeint sind offenbar die beiden Modelle 3008 und 5008.

Klar ist jedenfalls schon: Der Hybridantrieb ersetzt den PureTech 130 EAT8, dessen Verbrauch Peugeot im 3008 mit 6,4 bis 6,6 l/100 km kombiniert angibt. Die neuen Hybridvarianten des Peugeot 3008 und 5008 sind noch nicht bestellbar. Sie sollen ab zweitem Quartal 2023 in Europa verkauft werden. Mit dem gleichen Antrieb will Peugeot "in Kürze" auch die Modelle 208, 2008, 308 und 408 ausstatten.

(fpi)