Sachsens Ministerpräsident will sich von Infineon nicht unter Druck setzen lassen

Der sächsische Steuerzahler sei nicht zur Kurspflege von Infineon da. Die Verantwortung für Qimonda liege zu allererst beim Unternehmen selbst, meinte Stanislaw Tillich gegenüber dem "Handelsblatt".

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Von
  • Jürgen Kuri

Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat den in Not geratenen Speicherchiphersteller Qimonda und seine Konzernmutter Infineon davor gewarnt, den Freistaat durch öffentliche Hilferufe zu erpressen. "So wichtig uns die Arbeitsplätze in Silicon Saxony auch sind, wir lassen uns von Infineon nicht unter Druck setzen", sagte Tillich in einem Interview mit dem Handelsblatt.

Der sächsische Steuerzahler sei nicht zur Kurspflege von Infineon da. Sachsen habe zwar Interesse an der Erhaltung der Arbeitsplätze am Mikroelektronik-Standort Dresden: "Allerdings liegt die Verantwortung für Qimonda zu allererst beim Unternehmen selbst und bei seinem Haupteigentümer Infineon. Der hat gewisse Dinge auf Qimonda abgewälzt, und das ist ein Teil des Konflikts." Tillich begrüßte Überlegungen, Qimonda notfalls zu verkaufen. Bei Schließung des Werks Dresden würde er aber staatliche Fördergelder zurückverlangen müssen.

Der sächsische Ministerpräsident führte AMD als Beispiel an, wie ein Unternehmen, das wie Infineon und Qimonda zyklischen Entwicklungen ausgesetzt sei, in sicheres Fahrwasser kommen könne – dort habe man einen strategischen Investor gefunden "und das war nicht der Freistaat Sachsen". Allerdings ist AMD in diesen Tagen ebenfalls nicht gerade ein Beispiel für ein von der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht in Mitleidenschaft gezogenes Unternehmen: Der angeschlagene US-Chiphersteller rechnet für das laufende vierte Quartal mit deutlich weniger Umsatz als in den drei Monaten zuvor, wurde am gestrigen Donnerstag bekannt. Tillich jedenfalls würde sich über einen strategischen Investor bei Qimonda freuen; "aber das wird umso schwieriger, je mehr Qimonda vom Haupteigentümer schlechtgeredet wird. Grundsätzlich glauben wir an die Zukunft von Qimonda, aber im schlimmsten Fall müßten wir natürlich die Interessen des Steuerzahlers vertreten", sagte er dem Handelsblatt.

Der Chipkonzern Infineon steckt tief in den roten Zahlen fest. Er hat das gesamte Geschäftsjahr 2007/2008 mit einem Fehlbetrag von 3,12 Milliarden Euro abgeschlossen und rechnet auch für das laufende Jahr mit Verlusten. Um der sinkenden Nachfrage in den kommenden Monaten begegnen zu können, will Infineon die Produktion drastisch zurückfahren. So ist etwa in den Werken Dresden und Regensburg vom 1. Januar 2009 an Kurzarbeit geplant.

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(jk)