Streit zwischen Infineon und Sachsen um Qimonda verschärft sich

Infineon müsse zur Verantwortung für seine Tochter Qimonda stehen und für die Rettung konstruktive Vorschläge auf den Tisch legen, forderte Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk.

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  • dpa

Im Überlebenskampf des Speicherchip-Herstellers Qimonda ist zwischen dem Mutterkonzern Infineon und dem Freistaat Sachsen ein heftiger Streit entbrannt. Infineon müsse zur Verantwortung für seine Tochter Qimonda stehen und für die Rettung konstruktive Vorschläge auf den Tisch legen, forderte Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) am heutigen Sonntag in einer Mitteilung. In der Sache habe Infineon-Chef Peter Bauer bisher zur Rettung nichts Neues beizutragen. Bauer lehnte Forderungen nach einer Finanzspritze zur Rettung der Konzerntochter mit Blick auf die Lage von Infineon ab.

"Wir können Qimonda in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklung nicht mit eigenen Mitteln unterstützen. So schmerzlich diese Entscheidung auch ist. Das wäre mehr als fahrlässig unseren Mitarbeitern gegenüber", sagte der Konzernchef der Süddeutschen Zeitung. Infineon hat vom Freistaat mit öffentlichem Nachdruck rasche finanzielle Hilfe gefordert. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte daraufhin von einem Erpressungsversuch gesprochen. Infineon forderte vom Bund und von Sachsen 500 Millionen Euro Bürgschaften für die Tochter.

Qimonda mit gut 13.000 Beschäftigten droht andernfalls spätestens Ende März 2009 das Geld auszugehen. Es wäre eine der größten Pleiten in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Quartalen nur Verluste eingefahren. Beschlossen ist deshalb, dass bis März 2009 rund 950 Stellen bei Qimonda in Dresden und weitere 6000 Arbeitsplätze am Hauptsitz München wegfallen sollen.

Auch der Mutterkonzern Infineon steckt tief in den roten Zahlen. Er hatte das gesamte Geschäftsjahr 2007/2008 mit einem Fehlbetrag von 3,12 Milliarden Euro abgeschlossen und rechnet auch für das laufende Jahr mit Verlusten. Um der sinkenden Nachfrage in den kommenden Monaten begegnen zu können, will Infineon die Produktion drastisch zurückfahren. So ist etwa in den Werken Dresden und Regensburg vom 1. Januar 2009 an Kurzarbeit geplant.

Tillich hatte den in Not geratenen Chiphersteller und dessen Konzernmutter Infineon am vergangenen Freitag davor gewarnt,den Freistaat durch öffentliche Hilferufe zu erpressen. "Qimonda ist Bittsteller. Wir sind gar nicht in der Position, Druck aufzubauen", entgegnete Infineon-Chef Bauer in dem Zeitungsinterview. Er sei erstaunt und enttäuscht über das Vorgehen Tillichs.

Sachsens Wirtschaftsminister Jurk äußerte sich verwundert über den Ton des Infineon-Vorstandsvorsitzenden. "Ich gehe davon aus, dass Herr Bauer ein wirkliches Interesse an der Rettung von Qimonda hat", erklärte Jurk am Sonntag. Der Freistaat will bis Jahresende prüfen, ob Qimonda wirtschaftlich und kaufmännisch konkurrenzfähig ist und dann über Hilfe aus Steuergeldern entscheiden.

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(dpa) / (anw)