ver.di-Chef fordert Bund zum Einschreiten in Telekom-Konflikt auf

In der Auseinandersetzung über die Auslagerung von 50.000 Beschäftigten in T-Service bei längerer Arbeitszeit und niedrigerem Lohn hat die Tarifkommission der Dienstleistungsgewerkschaft das Angebot Telekom abgelehnt

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  • dpa

Die Große Tarifkommission von ver.di hat sich im Konflikt um den Telekom-Umbau gegen das Angebot der Konzernführung ausgesprochen. "Die Mitglieder der Tarifkommission unterstützen das Vorgehen der Verhandlungskommission, das Angebot der Telekom zurückzuweisen", sagte der Streikleiter von ver.di, Ado Wilhelm, am Samstag der dpa. Das Votum der knapp 60 Mitglieder sei einstimmig gefallen. "Wir lassen uns von dem Unternehmen nicht unter Druck setzten." Eine formelle Entscheidung will das Gremium am kommenden Freitag fällen. Anfang Mai sollen die Telekom-Mitarbeiter dann über einen Arbeitskampf entscheiden, dem ersten in der Geschichte des Unternehmens. ver.di-Chef Frank Bsirske forderte angesichts der Pläne der Telekom, 50 000.Stellen auszulagern, ein Machtwort des Staates.

Die Deutsche Telekom will die Arbeitsplätze in drei Gesellschaften unter dem Dachnamen T-Service auslagern und damit ihre Kosten senken. Die betroffenen Mitarbeiter sollen neun Prozent weniger Lohn erhalten und mindestens vier Stunden länger arbeiten. Da die Große Tarifkommission erst nach dem Auslaufen des Telekom-Ultimatums am 2. Mai tagt, ist eine gütliche Einigung nicht möglich. Die Verhandlungskommission von ver.di hatte sich bereits am Donnerstag gegen das Tarifangebot der Telekom ausgesprochen.

Der Bund hält noch direkt knapp 15 Prozent und indirekt über die KfW weitere knapp 17 Prozent der Telekom-Aktien. "Der Bund darf nicht nur die Höhe der Dividende sehen, sondern muss auch die soziale Ausgewogenheit bei der Telekom im Blick haben. Die Beschäftigten erwarten daher, dass die Bundesregierung mäßigend auf das Management einwirkt, um von der Konfrontation wieder zu einem Dialog zurückzukehren", sagte Frank Bsirske der Welt am Sonntag.

Ein Telekom-Sprecher lehnte einen Kommentar zu dem Votum der Großen Tarifkommission von ver.di ab. Er verwies dabei auf das bis Mittwoch befristete Angebot. Neben Kosteneinsparungen will das Unternehmen mit der Gründung von T-Service die Servicequalität verbessern. Im vergangenen Jahr kündigten zwei Millionen Kunden ihren Festnetzanschluss bei der Telekom. Die Gesellschaft musste daher im Januar zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr senken.

ver.di will nun die Proteste ausweiten. "In der kommenden Woche werden wir zu neuen Warnstreiks aufrufen", sagte Wilhelm. Im Fokus dürfte dabei vor allem die für Donnerstag, den 3. Mai, angesetzte Hauptversammlung der Telekom sein. In den vergangenen Wochen haben bereits mehrere Zehntausend Mitarbeiter gegen den Konzernumbau protestiert. Der kommissarische Personalvorstand Karl-Gerhard Eick hatte angekündigt, juristische Schritte gegen die Proteste zu prüfen.

Der Personalchef der Mobilfunksparte T-Mobile, Holger Kranzusch, drohte in einem Brief den Beschäftigten sogar mit einer außerordentlichen Kündigung, sollte diese an Streiks teilnehmen. ver.di-Vertreter Wilhelm bezeichnete das Vorgehen als "ungeheuerlich". "Die Grundrechte der Mitarbeiter werden so bedroht", sagte er.

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(dpa) / (jk)