Motorrad-Neuzulassungen: Jahrhundertrekord 2024
2024 war ein Rekordjahr mit 251.169 Neuzulassungen, so viel wie seit 2000 nicht mehr. Fast alle Marken legten zu, weil die neue Emissionsnorm die Rabatte trieb.
Die 2024 erfolgreiche Suzuki GSX-8S (Test)
(Bild: Ingo Gach)
- Ingo Gach
2024 war für den Großteil der Motorradindustrie ein gutes Jahr in Deutschland. Mit 152.704 Neuzulassungen lagen Motorräder über 125 cm3 Hubraum um 21,5 Prozent über dem Vorjahr. Alle Klassen (Motorräder, Leichtkrafträder, Kraftroller und Leichtkraftroller) zusammengezählt stellten sogar einen neuen Rekord für dieses Jahrhundert auf: 251.169 Neuzulassungen – eine Steigerung von 13,1 Prozent. Doch wie immer bei viel Licht gab es auch Schatten. Die Verkäufe starteten zu Beginn 2024 in etwa auf Vorjahresniveau, brachen dann im Sommer zunächst ein, um zum Jahresende in einem regelrechten Hype zu gipfeln. Der Grund lag in der ab 2025 geltenden Abgasnorm Euro 5+. Neumotorräder mit Euro-5-Norm, die noch bei den Händlern standen, wurden im November und Dezember mit hohen Nachlässen verkauft oder von den Händlern noch schnell auf die Firma zugelassen, weil sie sonst 2025 kein Kennzeichen mehr bekommen hätten.
Schnäppchen-Paradies
Für Schnäppchenjäger waren es paradiesische Zustände, sie bekamen hohe Rabatte auf ihr Traum-Motorrad, ohne groß feilschen zu müssen. Ganz besonders bitter erwischte es die KTM-, Husqvarna- und Gasgas-Händler, die alle zur KTM AG gehören. Sie musste im November Insolvenz in Eigenregie anmelden. Der österreichische Hersteller hatte irrwitzig überproduziert, sodass sich bis Ende 2024 sagenhafte 235.000 Motorräder weltweit angesammelt hatten, darunter auch Modelle aus 2023 und sogar 2022. Die KTM-Händler boten die wie Blei stehenden Modelle mit bis zu 25 Prozent Rabatt an. Doch auch andere Marken versahen ihre übrig gebliebenen Modelle am Jahresende mit niedrigen Preisen, was zu der Situation führte, dass fast alle Hersteller besser als im Vorjahr abschnitten.
BMW lag erneut vorne
Wir haben die zehn verkaufsstärksten Marken unter die Lupe genommen und die 50 meistzugelassenen Motorräder berücksichtigt. BMW dominierte erneut den Markt in der Hubraumklasse über 125 cm3 mit 28.581 Neuzulassungen vor Honda mit 21.431, gefolgt von KTM mit 15.559. Kawasaki belegte Rang vier mit 15.460 Neuzulassungen und Yamaha schaffte 12.296. Auf den Plätzen dahinter folgten Harley-Davidson, Triumph und Ducati. Suzuki blieb, trotz steigender Tendenz auf Platz neun, gefolgt von Husqvarna.
Honda insgesamt am erfolgreichsten
Betrachtet man die Neuzulassungen sämtlicher Kraftradklassen, änderte sich die Liste für 2024 allerdings deutlich. Dann gebührt der Sieg Honda, die auf 36.870 Neuzulassungen kam, gefolgt von BMW mit 30.477 Stück und Yamaha mit 20.854, dahinter lag KTM mit 17.245 Einheiten. Vespa, eine Marke, die ausschließlich Roller herstellt, konnte mit 18.105 Neuzulassungen auf Platz fünf beeindrucken. Die italienische Kultmarke stellte mit der Vespa GTS 300 Super auch das Kraftrad mit den meisten Neuzulassungen in Deutschland: 7385-mal erhielt die große Vespa ein Kennzeichen und lag damit vor der Reiseenduro BMW R 1300 GS mit 7174 Neuzulassungen.Darauf folgte im Marken-Ranking Kawasaki mit 17.245 Neuzulassungen und dann Suzuki auf dem siebten Platz mit 11.353 Stück. Den achten Rang belegte Aprilia, die 5457 Roller und Leichtkrafträder neu zugelassen hatten, aber lediglich 3277 große Motorräder und deshalb in der Klasse über 125 cm3 nur Rang elf belegten.
BMW blieb dominant in Deutschland
Es ist keine Überraschung, dass BMW 2024 bei den Motorrädern seine Spitzenposition auf dem heimischen Markt verteidigen konnte. Mit 28.581 Neuzulassungen lag die bayerische Marke eindrucksvolle 19,2 Prozent über dem Vorjahr und kam auf einen Marktanteil von 18,7 Prozent. BMW verdankte den Erfolg vor allem seinem Bestseller, der großen Boxer-Enduro R 1300 GS, die auf 7174 Neuzulassungen kam. Kurioserweise erreichte die BMW R 1250 GS Adventure noch mit dem Vorgängermotor eindrucksvolle 2631 Neuzulassungen und lag damit auf Platz vier in Deutschland. Großer Beliebtheit erfreute sich auch die BMW F 900 R, die mit 2205 Neuzulassungen auf Rang neun vorstieß und im Vergleich zum Vorjahr um 567 Stück zulegen konnte.
(Bild: BMW)
Dem Naked Bike mit Reihenzweizylinder kam sein günstiger Listenpreis von 9400 Euro zugute. Weiterhin erfolgreich war das Superbike BMW S 1000 RR, das mit 1323 Neuzulassungen Platz 21 belegt und damit das mit Abstand meistverkaufte Superbike in Deutschland blieb. Auch das Cross-over-Bike BMW F 900 XR (Test) auf Rang 24 schlug sich mit 1175 Neuzulassungen weiterhin sehr ordentlich und um 30 Stück besser als die neue Reiseenduro BMW F 900 GS (Test) auf Platz 28. Die kleinere F 800 GS, obwohl fast 3000 Euro billiger, erreichte nur 979 Neuzulassungen und belegte Rang 38. Allerdings erfolgten viele BMW-Neuzulassungen auf Händler, so lag der z. B. Anteil der 1105 neu zugelassenen G 310 R (Platz 32) bei rund 60 Prozent.
Honda verlor als einziger Hersteller
Mit 21.431 Neuzulassungen schnitt Honda 2024 als einziger Hersteller in den Top Ten der Klasse über 125 cm3 schlechter ab als im Vorjahr, mit einem Minus von 3,3 Prozent. Allerdings behauptete der weltgrößte Motorradhersteller seinen zweiten Platz auf dem deutschen Markt deutlich. Bestseller blieb die günstige und zugleich schicke CB 750 Hornet mit 2935 Neuzulassungen auf Platz drei. Nur zwei Ränge dahinter landete mit 2581 Neuzulassungen die beliebte Reiseenduro XL 750 Transalp (Test) mit dem gleichen Reihenzweizylinder wie die Hornet.
(Bild: Honda)
Allein diese beiden Modelle machten rund ein Viertel aller Honda-Neuzulassungen aus. Die CBR 650 R auf Rang zwölf mit 1911 Neuzulassungen wurde die erfolgreichste Sportlerin mit Vollverkleidung. Hondas große Reiseenduro CRF 1100 Africa Twin blieb 2024 auf Rang 16, aber schlug sich mit 1591 Neuzulassungen deutlich besser als im Vorjahr. In der Gunst der Kunden fiel hingegen der kleine Cruiser CMX 500 Rebel, es ging um rund 25 Prozent abwärts auf 1500 Neuzulassungen und von Platz fünf auf 17. Auch für die größere CMX 1100 Rebel reichte es mit 1133 Stück nur noch für Rang 30. Das betagte Mittelklasse-Modell NC 750 (Test) kam immerhin noch auf 1027 Neuzulassungen. Die leichte Enduro Honda CRF 300 (Test) machte in den Versionen "L" und "Rally" mit 1004 Stück einen deutlichen Sprung und erreichte den 32. Platz.
KTM rückte auf Rang drei vor
Eigentlich könnte sich KTM über den dritten Platz auf dem deutschen Markt freuen, wenn die Bronzemedaille nicht teuer erkauft worden wäre. Die Händler mussten wegen der irrsinnigen Überproduktion viele Modelle durch eine brutale Rabattschlacht in den Markt drücken. So ist der gewaltige Sprung von 34 Prozent auf 15.559 Neuzulassungen zu erklären, allein im Dezember waren es 3275 Stück. Bestseller im KTM-Programm blieb auf Platz sieben unangefochten die Supermoto 690 SMC-R, die dank deftiger Preisnachlässe 2285-mal neu zugelassen wurde, ein Plus von 749 Stück.
(Bild: KTM)
Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der 790 Duke, das Mittelklasse-Naked-Bike legte mit 1977 Stück erheblich zu, auf Rang zwölf. Das vielleicht krasseste Beispiel für die Not der KTM-Händler zeigte die KTM 1290 Super Duke R, die 2024 offiziell gar nicht mehr im Programm war und dennoch auf 1916 Neuzulassungen kam, im Jahr zuvor waren es nur 1173 gewesen. Ihre Nachfolgerin KTM 1390 Super Duke R tauchte nicht einmal unter den Top 50 auf. Ein klarer Fall von Kannibalisierung im eigenen Haus, denn es gab noch jede Menge nagelneue 1290er aus dem Jahr 2023, die teilweise für unter 15.000 Euro angeboten wurden, die 1390er fing hingegen erst bei 21.499 Euro an. Die für Wettbewerbe begehrte Zweitakt-Sportenduro 300 EXC erhielt 1116 Mal ein Kennzeichen. Erschreckend weit abwärts ging es hingegen für die früher sehr beliebte 390 Duke, mit 911 Neuzulassungen rutschte sie von Platz 17 auf Rang 47.
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Kawasaki wuchs weiter
Auch wenn Kawasaki 2024 einen Platz auf dem deutschen Markt verlor, konnten die Japaner mit Rang vier zufrieden sein. Die Marke kam auf 15.460 Neuzulassungen – ein beachtliches Plus von 20,2 Prozent. Dabei konnte sie sich überwiegend auf ihren Bestseller Z 900 verlassen, der Streetfighter legte mit 4126 um fast 500 Neuzulassungen zu und verharrte wie im Vorjahr auf Platz zwei.
(Bild: Kawasaki)
Nicht so optimal verlief das Jahr für die Z 650, sie rutschte mit 2173 Neuzulassungen um fast 600 Stück von Platz vier auf zehn ab. Dann erschien lange keine Kawasaki mehr in der Rangliste, erst auf Platz 22 erschien das charmante Retro-Bike Kawasaki Z 900 RS (Test) mit 1289 Stück. Die einzige weitere Kawasaki in den Top 50 landete in Gestalt der Ninja 650 auf Rang 34 mit 1063 Einheiten. Entspannt zurücklehnen kann sich Kawasaki allerdings nicht, denn es ist auf Dauer riskant, mit nur zwei Modellen rund 40 Prozent seiner Neuzulassungen zu erzielen.
Yamaha legte zu
Auch Yamaha wuchs 2024 auf dem deutschen Markt, und zwar um 20,6 Prozent. Die Marke verblieb mit 12.296 Neuzulassungen allerdings auf dem fünften Rang. Bestseller wurde erneut das Mittelklasse-Naked-Bike MT-07 auf Platz sechs mit 2513 Neuzulassungen, also über 500 mehr als im Vorjahr. Dicht dahinter folgte die Reiseenduro Ténéré 700 auf Platz acht mit 2255 Neuzulassungen, ein Plus von über 600 Stück. Die MT-09 mit ihrem herrlichen Dreizylinder landete auf Rang 15 mit 1866 neuen Kennzeichen, auch sie legte damit deutlich zu. Gesteigerten Zuspruchs erfreute sich die schicke Sportlerin R7, die auf einen beachtlichen Rang 25 vorstieß mit 1169 Neuzulassungen, unmittelbar gefolgt von der Tracer 900 mit 1169.
(Bild: Yamaha)
Harley-Davidson im letzten Moment noch im Plus
Harley-Davidson gelang das Kunststück, kein einziges Modell in den Top 50 der deutschen Neuzulassungen zu haben und trotzdem mit 8706 Stück Rang sechs zu belegen. Kein Modell der US-Marke verkaufte sich herausragend in Deutschland, aber viele auf ähnlichem Niveau. Die meistverkauften Modelle waren 2024 die Street Bob 114, Street Glide, Sport Glide, Fat Boy 114 und die Breakout, die aber alle unter 800 Neuzulassungen blieben.
(Bild: Harley-Davidson)
Lange verlief der Verkauf 2024 für Harley-Davidson allerdings schleppend, die Zahlen verharrten unter dem Vorjahresniveau. Noch im Oktober hatte Harley-Davidson gerade mal 6085 Bikes neu zugelassen, in den letzten beiden Monaten des Jahres begannen die Händler dann deutliche Rabatte zu gewähren, um die Euro-5-Modelle abzuverkaufen und konnten die Zahl der Neuzulassungen um 30 Prozent steigern. So erreichte Harley-Davidson 2024 insgesamt ein Plus von 19,9 Prozent.
Triumph kämpfte sich hoch
Triumph hatte sich 2024 auf den siebten Platz der Neuzulassungen verbessert. Die englische Marke legte um 11,9 Prozent auf 6991 neue Fahrzeuge im Straßenverkehr zu. Den Erfolg hatte Triumph besonders dem jüngsten Modell zu verdanken, dem Retro-Bike Triumph Scrambler 400 X (Test). Es kam auf 1025 Neuzulassungen und eroberte Rang 33, was es primär seinem schicken und Aussehen und dem günstigen Preis zu verdanken hatte. Kurioserweise verkaufte sich der Scrambler damit rund viermal so oft wie das günstigere Modell Speed 400.