AT&T-Studie: Netzneutralität ist ineffizient und teuer

Gemäß einer Untersuchung von US-Forschungseinrichtungen, die dem US-Telekommunikationsgiganten nahe stehen, verschlingt die Aufrechterhaltung des offenen Internet im Multimediazeitalter unnötig Ressourcen.

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Gemäß einer Untersuchung von US-Forschungseinrichtungen, die AT&T nahe stehen, verschlingt die Aufrechterhaltung des offenen Internet im Multimediazeitalter unnötig Ressourcen. Ein Netzwerk, in dem der gesamte Datenverkehr gleichwertig behandelt wird, erfordere "bedeutend mehr Kapazitäten" als eines, in dem Dienste differenziert angeboten werden, lautet das Resümee der Studie "Value of Supporting Class-of-Service in IP Backbones". Mit der Netzneutralität seien daher "substanzielle zusätzliche Kosten" verbunden, erläutert der Leiter der Forschungsarbeit, Shivkumar Kalyanaraman von den AT&T Labs des Rensselaer Polytechnic Institute im US-Bundesstaat New York. Es wäre folglich ökonomisch und technisch sinnvoller, Dienste wie VoIP, die eine bestimmte Servicequalität benötigen, anders zu behandeln als weniger sensitiven Traffic. Mit beteiligt an der von AT&T bezahlten Analyse war neben Wissenschaftlern des Instituts des Telekommunikationsriesens auch ein Forscher der University of Nevada in Reno.

AT&T-Chef Ed Whitacre hat vor anderthalb Jahren die seitdem vor allem in den USA hitzig geführte Debatte um die Netzneutralität losgetreten: Google, MSN, eBay oder die Internet-Telefoniefirma Vonage "wollen meine Leitungen gratis nutzen", war damals der Ärger angesichts der rasant wachsenden Umsatzzahlen der Online-Unternehmen aus dem Konzernleiter herausgeplatzt. Es müsse einen Mechanismus dafür geben, "dass die Leute, welche diese Leitungen nutzen, anteilmäßig dafür bezahlen." Frei im Sinne von kostenlos könne das Internet nicht sein. Großen US-Breitbandanbietern und einigen europäischen Carriern wie der Deutschen Telekom geht es darum, für den Aufbau ihrer Hochgeschwindigkeitsnetze Inhalteanbieter für die zugesicherte oder besonders rasche Übertragung von Daten zur Kasse zu bitten. Verfechter strenger gesetzlicher Netzneutralitätsregeln wie Amazon.com, Google, Microsoft oder Yahoo fürchten dagegen, dass neue Geschäftsmodelle durch ein Mehr-Klassennetz behindert werden.

Die Befürworter eines Gesetzes zur Sicherung des offenen Internet auch im Breitbandzeitalter haben gerade einen Rückschlag erhalten. Die US-Handelsaufsicht FTC warnte in einem Bericht zur Breitbandpolitik vor regulierenden Eingriffen und Vorschriften zur Wahrung der Netzneutralität in dem noch jungen Markt, da der Wettbewerb unter den Anbietern selbst für Offenheit sorge.

Zum Thema Netzneutralität siehe auch:

(Stefan Krempl) / (jk)