Pfiffe für Telekom-Chef Obermann
Auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom musste sich Vorstandschef Rene Obermann Pfiffe und Buhrufe gefallen lassen, hielt an seinem Sanierungsplan für die Servicesparte aber fest.
Ungeachtet der Proteste um die Auslagerung von rund 50.000 Mitarbeitern in die T-Service hält Telekom-Chef René Obermann an seiner Strategie fest. Das Unternehmen sei in eine wettbewerbliche Schieflage geraten und dringend reformbedürftig, sagte er am heutigen Donnerstag vor 8500 Aktionären auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Köln und forderte unter Buhrufen eine "noch ausgeprägtere Kultur des Verzichts". Obermanns Rede wurde von einem Pfeifkonzert der rund 1000 anwesenden Belegschaftsaktionäre begleitet.
Der Telekom-Chef hatte zeitweise Schwierigkeiten, sich gegen die Kulisse durchzusetzen: "Nun lassen Sie mich den Satz doch kurz sagen". Doch auch das Bekenntnis des gesamten Vorstands, die Schere auch beim eigenen Gehaltsscheck ansetzen zu wollen, konnte die erbosten Mitarbeiter in der Kölnarena nicht besänftigen. Obermann will auf zwei, seine Vorstandskollegen sollen jeweils auf ein Monatsgrundgehalt verzichten. Für den Telekom-Boss bedeutet das nach dpa-Schätzung rund 200.000 Euro Gehaltsverzicht. Gut kam das bei den versammelten Mitarbeitern dennoch nicht an.
Doch Obermann bleibt auf Sparkurs und will sein Programm unbedingt durchziehen. Nur durch Kostensenkungen könnten die Arbeitsplätze langfristig gesichert werden. Obermann erneuerte das Gesprächsangebot an die Gewerkschaft. "Die Tür bleibt offen." Sollte es keine Einigung geben, "werden wir uns jetzt mit einem möglichen Verkauf von Teilen der Servicebereiche an Drittanbieter auseinandersetzen müssen", warnte der Vorstandschef. Das Angebot der Telekom, das eine Lohnkürzung um neun Prozent und eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit um vier Stunden vorsieht, hält er aufrecht.
Telekom-Betriebsrätin Kornelia Dubbel forderte das Management auf, die Leistungen der Mitarbeiter anzuerkennen und sie nicht mit Füßen zu treten. "Gegen die Mitarbeiter kann man kein Unternehmen führen." In den vergangenen Jahren hätten die Beschäftigten der Telekom insgesamt 18 Neuorganisationen mitgetragen. Nur ihnen sei es zu verdanken, dass die Telekom noch nicht zusammengebrochen ist. Der Vorstand habe nicht einen einzigen Grund genannt, weshalb der Service in der neuen Gesellschaft besser sein soll.
Rückendeckung erhielt der Telekom-Chef von Aktionärsvertretern. "Hindert man ein Unternehmen daran, mit wettbewerbsfähigen Kosten zu agieren, werden alle verlieren, das Unternehmen und die Beschäftigten", sagte Fondsmanager Klaus Kaldemorgen. In weiteren Stellungnahmen wurden die Gewerkschaft und Verhandlungsführer Lothar Schröder, der auch Aufsichtsratsmitglied ist, kritisiert. Die Gewerkschaft müsse realisieren, dass die Zeiten der Sozialromantik vorbei seien. Die Telekom sei keine Bundesbehörde mehr und müsse sich im Wettbewerb behaupten. Obermann wollte von den Gewerkschaftsvertretern wissen, warum sie bei Konkurrenzunternehmen niedrigere Tarifverträge akzeptierten.
Während in der Kölnarena die Mitarbeiter ihrem Unmut lautstark Luft machten, traten am Donnerstag nach Angaben von ver.di rund 15.000 Telekom-Beschäftigte in Warnstreiks. Der Telekom droht nach den bisher ergebnislosen Verhandlungen nun der größte Arbeitskonflikt seit der Privatisierung des Unternehmens vor zwölf Jahren. An diesem Freitag soll die Große Tarifkommission die Urabstimmung über die Durchführung von Streiks beschließen.
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